Neukirchen-Vluyn. Anwohner am Schulplatz klagen seit Jahren über randalierende Jugendliche. Erste Familien ziehen bereits weg. Was Stadt und Polizei sagen.
Laute Musik, Saufgelage, Vermüllung, zwischendurch auch Drogenkonsum: Mehrere Gruppen von Jugendlichen sorgen seit längerer Zeit dafür, dass sich die Anwohner am Schulplatz mitten in Vluyn nicht mehr wohl in ihrer Nachbarschaft fühlen. „Im Sommer bin ich fast verrückt geworden, da ging es hier jede Nacht zur Sache“, erzählt eine Anwohnerin, die mit anderen Nachbarn bereits mehrfach beim Bürgermeister vorgesprochen hat, aber langsam verzweifelt ist. „Das ist ja leider keine Ferienerscheinung, sondern geht schon seit fast zwei Jahren so“, sagt sie. Konkret seien die Plätze um die Bänke, der Spielplatz und die Wiese vor der Kirche betroffen.
Eine Familie im Haus, die ein Baby habe, sei wegen des Lärms bereits weggezogen, eine andere überlege das ebenfalls zu tun. Die Anwohnerin will ihren Namen nicht in der Zeitung sehen, aus Angst, dass die Jugendlichen bei ihr klingeln und sie belästigen könnten. Denn mit lauter Musik und Alkohol höre es längt nicht auf, schildert sie. Der Küster finde an der Kirche und auf der Wiese davor regelmäßig Drogenbesteck, was für kleine Kinder und Hunde besonders gefährlich sei. „Überall pinkeln sie hin, in Hauseingänge, vor die Kirche, in die Mülleimer“, so die Neukirchen-Vluynerin. Das stinke nicht nur, sondern sei auch kein schöner Anblick.
„Letzte Woche haben die Jugendlichen hier randaliert und die Laterne eingeschlagen, den Sperrmüll auseinandergenommen und ähnliches“, erzählt sie. Nicht das erste Mal, dass die jungen Menschen absichtlich Verwüstungen anrichten würden. „In den Sommerferien war hier jeden Tag Action, jetzt spielt es sich meist an den Wochenenden ab“, sagt die Anwohnerin. Wie berichtet warfen die Jugendlichen im Juli und August unter anderem faule Äpfel und leere Gläser durch geöffnete Fenster. Mittlerweile, so die Anwohnerin, sei es soweit gekommen, dass sie als Frau Angst habe, abends alleine rauszugehen. „Wenn da zwölf Jugendliche vor dir stehen und dich anmachen, ist das schlimm.“
Anwohnerin ist von Bürgermeister Köpke enttäuscht
Positiv sei, dass die Polizei jetzt oft vorbeikäme. „Sie arbeitet mit uns zusammen, aber ihre Handhabe reicht letztlich nicht aus“, meint die Neukirchen-Vluynerin. Vielmehr gehe es darum, einen Ort zu finden, an dem sich die Jugendlichen aufhalten könnten. „Wenn die Polizei sie nach Hause bringt, sind sie zehn Minuten später wieder auf der Straße.“ Es sei Aufgabe der Stadt, dafür eine Lösung zu finden, da es auch keine Disco oder ähnliches gebe, wo die Jugendlichen hin könnten. Von der Reaktion des Bürgermeisters und des Ordnungsamts ist sie aber enttäuscht. „Ich habe das Gefühl, dass der Bürgermeister selbst ratlos ist“, sagt sie. Doch es sei wichtig, jetzt aktiv zu werden. „Ich habe Herrn Köpke gesagt, dass er verloren hat in Vluyn, wenn er jetzt nichts unternimmt.“ Schließlich handele es sich um eine Kleinstadt, in der sich die Menschen auch nachts noch auf die Straße trauen sollten.
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Ralf Köpke ist die schwierige Situation am Schulplatz bewusst. „Es ist auf jeden Fall ein Problem“, sagt der Bürgermeister. Aber eins, das die Stadt derzeit wirklich aktiv angehe. Mit der Polizei sei vereinbart worden, dass diese Hotspots häufig angefahren werden, zudem sei ein Streetworker am Schulplatz tätig. Mehrere Anwohner seien bei ihm in der Bürgersprechstunde gewesen, daher mache er sich natürlich Gedanken. „Es ist allerdings schwierig, da Teile der Gruppe gar nicht ansprechbar sind und die Jugendlichen auch nicht in irgendein Jugendzentrum wollen“, so Köpke. Die Halde biete sich an, aber sie sei den Jugendlichen zu weit entfernt. Und das Gebiet an der Zeche, erklärt der Bürgermeister, sei zwar geeignet, da dort in der Nähe auch ein Kiosk sei, doch es handele sich bekanntermaßen um Privatgelände der RAG. „Daher ist im Moment noch ungeklärt, wo die Jugendlichen hin könnten, ohne Anwohner zu stören.“ Man sei aber weiter in Gesprächen zu diesem Thema.
Polizei rät bei Problemen sofort anzurufen
Auch der Polizei sind die Probleme rund um den Schulplatz bekannt. „Wir fahren die Örtlichkeit seit längerem von uns aus an, bekommen aber auch regelmäßig Anrufe von Bewohnern“, so Polizeisprecher Björn Haubrok. „Insofern strafbare Handlungen vorliegen, schreiben wir Anzeigen, ansonsten werden häufig Platzverbote ausgesprochen“, erklärt Haubrok. Wenn die Beamten kämen, seien die Jugendlichen in der Regel zugänglich und würden den Schulplatz meist sofort verlassen. „Die Kollegen achten auch sehr darauf, dass sie ihren Müll wegräumen“, so Haubrok. Trotzdem sei die Situation für die Anwohner sicherlich störend. „Wichtig ist, sofort bei der Polizei anzurufen, wenn es hoch hergeht“, rät Haubrok. Die Anwohner sollten nicht erst warten, ob sich die Jugendlichen von alleine wieder beruhigen oder weggehen.