Moers. Sein BMW in Polizei-Optik bringt Alexander Michaelis in kuriose Situationen. Warum das Design erlaubt ist – und wie echte Polizisten reagieren.

  • Durch Moers fährt seit einigen Wochen ein auffälliger BMW in Polizei-Optik.
  • Hinter dem Fake-Streifenwagen mit Aufschrift „Policja“ steckt der Hobby-Tuner Alexander Michaelis aus Moers.
  • Wie er zu der Idee für die außergewöhnliche Folierung kam und welche Regeln er beachten muss.

Die Aufmerksamkeit auf Moerser Straßen ist Alexander Michaelis sicher: Mit seinem BMW in Streifenwagen-Optik erntet der 30 Jahre alte Hobby-Tuner viele, meist wohlwollende Blicke. Viele Menschen machen Fotos von dem aufgemotzten 3er-Coupé, teilen sie in sozialen Medien, diskutieren darüber. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so viel Zuspruch bekomme“, sagt der bescheidene junge Mann mit den auffälligen Tattoos und dem extravaganten Fahrzeug im Gespräch mit unserer Redaktion. Kaum ein Passant geht ohne Kommentar oder zumindest gehobenen Daumen an dem in polizeiblau und neongelb folierten Wagen vorbei.

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Erst seit Mai dieses Jahres fährt Alexander Michaelis, der ursprünglich aus Sevelen kommt und seit zweieinhalb Jahren in Moers wohnt, im Polizei-Design über die niederrheinischen Straßen. Selbst in dieser kurzen Zeit hat sein Auto ihn in mehrere ungewöhnliche Situationen gebracht. Die ereignen sich vor allem dann, wenn andere Verkehrsteilnehmer den BMW tatsächlich für einen echten Streifenwagen halten – und prompt von ihrem schlechten Gewissen eingeholt werden. „Letztens bin ich auf den Supermarkt-Parkplatz gefahren und habe einen Mann gesehen, der am Steuer telefoniert hat. Der hat vor Schreck sein Handy weggeworfen“, berichtet Michaelis lachend. „Andere greifen schnell zum Gurt, wenn sie nicht angeschnallt sind.“ Wenn sie dann auf den zweiten Blick erkennen, dass es sich nicht um eine echte Streife handelt, reagiere mancher genervt, andere nehmen es mit Humor.

„Policja“-Streifenwagen fährt durch Moers: Selbst echte Polizisten fragen nach Foto

Auch den wahren Polizeibeamten ist ihr „Fast-Kollege“ natürlich längst aufgefallen. Kürzlich kursierte ein Foto von einer vermeintlichen Kontrolle, welches Michaelis auch auf seinem Instagram-Account „lx_e46“ geteilt hat, in lokalen Facebook-Gruppen. Das Bild zeigt, wie seine Nachahmung am Rande der Uerdinger Straße vor einem originalen Streifenwagen steht. „Die Polizei hat mich ‚rausgezogen‘, um mich nach einem Foto zu fragen. Wenn die Polizisten erst einmal sehen, dass das Fahrzeug wirklich TÜV hat, bekomme ich viel Lob.“ Für den Moerser eine schöne Erfahrung, schließlich sei das Verhältnis zwischen Polizei und der Tuningszene aufgrund einiger Unverbesserlicher ausbaufähig.

Der 205 PS starke BMW zieht in Moers viele Blicke auf sich.
Der 205 PS starke BMW zieht in Moers viele Blicke auf sich. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Seine Leidenschaft für hochmotorisierte Autos legte ihm sein Vater in die Wiege. Die Idee zur ungewöhnlichen Optik kam dem 30-Jährigen vor etwa drei Jahren – und rührt gleichermaßen aus seiner Begeisterung für die Farbkombination der Streifenwagen und aus seinem großen Respekt für die harte Arbeit, die auch einige seiner Freunde als Polizisten leisten. Neben einem fünfstelligen Eurobetrag hat Alexander Michaelis vor allem eins in sein 205 PS starkes Herzensprojekt investiert: viele Stunden Arbeit. Nach seinen Arbeitstagen als Werkstoffprüfer hat er das Coupé gemeinsam mit einem Freund eigenhändig foliert und umgebaut. Fahrwerk, Rad-Reifen-Kombination, Schiebedach – viele Fahrzeugteile mussten weichen oder wurden ersetzt. Jetzt wiegt der aus England gekaufte Rechtslenker nur noch 1100 Kilo, rund 400 weniger als in der Werksausführung. Das geringere Gewicht hilft dem Moerser dabei, bei Testfahrten auf dem Nürburgring Geschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometer zu erreichen.

Folierung im Polizei-Stil ist erlaubt – nur Blaulicht, Schriftzug und reflektierende Streifen sind verboten

Auch die vielen Sticker, die das Fahrzeug von außen zieren, hat Michaelis am PC selbst entworfen und am Schneideplotter entwickelt. Hinter jedem Detail im Design steckt eine Geschichte – etwa die „Startnummer“ 215, die das Datum repräsentiert, an dem Alexander mit seiner Freundin Isi zusammengekommen ist. Der wohl markanteste Aufkleber ist der Schriftzug „Policja“, die polnische Schreibweise für „Polizei“. „Meine Mutter ist Polin und ich bin mit dem Land sehr stark verbunden“, erklärt der Autofan. „Letztens stand ich mit dem Auto in Berlin vor der Kirche zur Taufe meiner Nichte. Meine ganze Familie aus Polen hat das extrem gefeiert.“ Nur nach Polen selbst dürfte er nicht fahren, ohne den Schriftzug etwa mit einem Magnetschild zu verdecken.

Genauso wäre die Rechtslage, wenn sein Fahrzeug in Deutschland die Aufschrift „Polizei“ tragen würde. Denn wie Polizeisprecher Peter Reuters auf Nachfrage erläutert, ist dieser Schriftzug verboten. Gleiches gilt für das Anbringen eines Blaulichtes oder reflektierender Aufkleber oder Folien. Letztere sind bei Autos unter 3,5 Tonnen nur für Einsatzfahrzeuge von Rettungsdienst, Polizei und Ordnungsbehörden erlaubt und sollen ihnen in der Dunkelheit eine bessere Sichtbarkeit verschaffen. Ansonsten gilt laut Peter Reuters: „Die Folierung der Funkstreifenwagen der Polizei NRW ist nicht urheberrechtlich geschützt. Insofern ist das Folieren von Privat- oder Firmenfahrzeugen im ‚Polizei-Stil‘ grundsätzlich nicht verboten.“

Tuner aus Moers fährt Fake-Polizeiauto: Wird sein nächstes Design die Feuerwehr?

Dennoch sollten sich Nachahmer des auffälligen Streifenwagen-Designs über einige Nachteile und Risiken bewusst sein, rät der Polizeihauptkommissar: „Wenn sich beispielsweise eine Bürgerin oder ein Bürger in einer Notlage befindet und sich wegen der Verwechselung in der Hektik zunächst an die „falsche Polizei“ wendet, dann kann das z. B. durch den unnötigen Zeitverzug im schlimmsten Fall dramatische Folgen haben.“ Darüber hinaus ergebe sich die Gefahr der Sachbeschädigung, oft würden Funkstreifenwagen besonders in Großstädten beschädigt. „Gerade jetzt in der EM-Zeit sind viele Fußballanhänger aus ganz Europa bei uns zu Gast. Im Fußball ist das Verhältnis zwischen Fans und Polizei nicht immer einfach“, so Reuters.

Alexander Michaelis ist zwar erst seit wenigen Wochen im Polizei-Look unterwegs, macht sich aber schon Gedanken über das nächste Design für seinen E46. Einmal im Jahr will er die Folierung wechseln. Und hat schon eine Idee im Kopf: „Einige Bekannte haben schon gesagt: Mach doch als nächstes die Feuerwehr. Mal schauen, was passiert.“

Auch im Innenraum des Fahrzeugs von Alexander Michaelis verbergen sich zahlreiche liebevolle Details mit persönlicher Bedeutung. Ein Beispiel: Ein umgebauter Gameboy, welcher mithilfe von LEDs ein handgezeichnetes Bild von seiner Freundin zum Leuchten bringt.
Auch im Innenraum des Fahrzeugs von Alexander Michaelis verbergen sich zahlreiche liebevolle Details mit persönlicher Bedeutung. Ein Beispiel: Ein umgebauter Gameboy, welcher mithilfe von LEDs ein handgezeichnetes Bild von seiner Freundin zum Leuchten bringt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold