Neukirchen-Vluyn. Volles Haus bei der Vertreterversammlung 2024 der Volksbank Niederrhein in der Eventhalle Neukirchen-Vluyn. Warum es zum Teil emotional wurde.

Dass Guido Lohmann die Worte fehlen, kommt nur selten vor. „Ich muss erstmal durchatmen. Es hat selten jemand auf dieser Bühne gestanden, der mich so beeindruckt hat“, sagte der Vorstand der Volksbank Niederrhein vor den rund 350 Anwesenden in der vollbesetzten Viva-Eventhalle in Neukirchen-Vluyn. Die Volksbank bat am Dienstagabend Vertreterinnen und Vertreter sowie Gäste zur Vertreterversammlung 2024. Höhepunkt war die emotionale Gastrede von Franziska Liebhardt.

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Die 42-Jährige sprach in sehr eindrucksvoller Weise über ihre systematische Autoimmunerkrankung, die zu mehreren Transplantationen führte. Erst jüngst hat die Paralympics-Siegerin ihre Geschichte im Gespräch mit dieser Redaktion erzählt. Nur aufgrund von Organspenden konnte Liebhardt überhaupt auf der Bühne stehen. „Ohne diese Spenden wäre ich schon 15 Jahre tot.“ Sie hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, sich für das wichtige Thema Organspende zu engagieren.

Volksbank Niederrhein blickt positiv auf das Geschäftsjahr 2023 zurück

Es waren Worte, die berührten. Am Ende ihrer Präsentation stand der Saal, ein langanhaltender Applaus folgte. „Da fehlen einem echt die Worte“, sagte Lohmann sichtlich berührt. Am Ausgang verteilten Mitarbeitende auf Wunsch Organspende-Ausweise, viele nutzten die Möglichkeit und nahmen sie dankend an. „Es ist nicht schlimm, wenn man sich gegen eine Organspende entscheidet“, betonte Liebhardt in ihrem Vortrag. „Wichtig ist, dass man überhaupt eine Entscheidung trifft.“

Volksbank Niederrhein-Aufsichtsratsvorsitzender Josef Weitz (v.l.), Gastrednerin Franziska Liebhardt sowie die Vorstände Guido Lohmann und Dieter Hackstein bei der Vertreterversammlung 2024 in Neukirchen-Vluyn.
Volksbank Niederrhein-Aufsichtsratsvorsitzender Josef Weitz (v.l.), Gastrednerin Franziska Liebhardt sowie die Vorstände Guido Lohmann und Dieter Hackstein bei der Vertreterversammlung 2024 in Neukirchen-Vluyn. © Volksbank Niederrhein

Wie üblich, nutzte Lohmann die Vertreterversammlung, um die Situation der Volksbank Niederrhein im gesamtpolitischen Weltgeschehen einzuordnen. Kriege und Krisen bestimmten das Jahr 2023, hinzu kam eine „extrem hohe“ Bürokratiebelastung, ein unter Druck stehendes Rentensystem und eine dramatische Inflation. „Eine Inflation trifft immer die Menschen, die ohnehin wenig verdienen. Das ist sozial ungerecht“, betonte Lohmann. Und dennoch: Die Volksbank Niederrhein blickte auf ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr zurück, Lohmann verkündete ein Rekordjahr.

Vertreterversammlung in Neukirchen-Vluyn: Vorstand lobt Mitarbeitende

Besonders deutliche Zuwächse gebe es vor allem im Einlagen- und Kreditgeschäft; außerdem eine gute Ertragslage. Lohmann sprach von einem erneuten Zuwachs von rund fünf Prozent. Eine Tatsache, die „bemerkenswert“ sei. Auch das Spar- bzw. Einlagenvolumen sei gegen den allgemeinen Bankentrend um knapp fünf Prozent gestiegen. „Das alles sind hervorragende Zahlen.“ Ein Erfolg, der auch am Engagement der Volksbank-Mitarbeitenden liege, die Lohmann in höchsten Tönen lobte.

„Eine Inflation trifft immer die Menschen, die ohnehin wenig verdienen. Das ist sozial ungerecht.“

Guido Lohmann, Vorstand bei der Volksbank Niederrhein

Das erfolgreiche Geschäftsjahr zahlt sich auch für die mittlerweile mehr als 24.000 Mitglieder der Bank aus. Sie erhalten für ihre Genossenschaftsanteile neben der Dividende von vier Prozent zusätzlich eine Sonderdividende von einem weiteren Prozentpunkt. „Es gehört zu unserer genossenschaftlichen Grundüberzeugung, unsere Mitglieder Jahr für Jahr am Erfolg ihrer Bank hinreichend teilhaben zu lassen“, erklärte der Volksbank-Chef.

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Im weiteren Verlauf seiner Rede gab Lohmann wie gewohnt eine Prognose für das laufende Jahr ab. Er erwartet eine Inflation um die zwei bis drei Prozent sowie nur langsam fallende Zinsen. Einen größeren Rückgang des Zinsniveaus in 2024 sieht er im Gegensatz zu anderen Beobachtern jedoch nicht. Lohmann sieht zwar „schwierige Wirtschaftsjahre“ in der Zukunft, gibt sich aber dennoch optimistisch, die Herausforderungen zu meistern. Er appelliert: „Was wir dazu brauchen, sind in Politik und Verwaltung mehr mutige Macherinnen und Macher, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und die sich eben nicht in der Bürokratieecke einrichten, wohlfühlen und einkuscheln.“