Moers. In anderen Städten stehen Gebäude in Industriegebieten oftmals leer. In Moers-Genend ist die Nachfrage von Firmen dagegen enorm. Die Gründe.

Einst war es reines, grünes Land. Felder bis zum Horizont, Kühe – die volle Beschaulichkeit. Der Weiler vor den Toren von Moers mit seinen 33 Bauernhäusern zählte 200 Einwohner. Zwei Jahrhunderte später blickt Beate Träm aus dem Fenster des fünfstöckigen Bürogebäudes. Sie sieht auf Kräne, Lastwagen, Bauarbeiter. Aus dem Dorf Genend wurde eine Welt der Arbeit. Mehr als 3000 Menschen sind heute im „Grafschafter Gewerbepark Genend“ beschäftigt. Als Chefin der Wirtschaftsförderung managt Beate Träm das Industriegebiet „wir4“, ein Unternehmen der Städte Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg. „Gemeinsam geht es besser“, sagen die Kommunen.

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Eine Union der Erfolgreichen. In dem blühenden Industrie-Park wachsen die nächsten neuen Firmen in den Himmel. Was in Genend produziert wird, liegt im Kühlregal der Supermärkte: Butter von „Kerrygold“ oder „feine Grafschafter Wurst“ von „Kuller“. „Aunts and Uncle“ vertreibt hochwertige Lederwaren. „Schäfers“ gilt als Spezialist für ausgefallene Wünsche rund ums Glas. „plan 2“ entwickelt Messe-Einrichtungen für Firmen aus aller Welt, bei der „ETW-Energietechnik“ ordern internationale Kunden Blockheizkraftwerke oder Biomethan-Anlagen. Von Genend aus schwärmen auch die Paketautos von DHL aus. Mehr als 90 Spezial-Unternehmen sind unter dem Dach des Industrie-Parks Genend angesiedelt. Ein Aushängeschild der Region, gefördert mit Landesmitteln, um neue Stellen zu schaffen. Das hat funktioniert.

Industriegebiet Genend in Moers: Gesamte Gelände ist ausgebucht

Das gesamte Gelände ist ausgebucht. Die letzten freien Flächen werden gerade bebaut: „Istanbul-Logistik“ wandert mit seinen riesigen Hallen ins hintere Ende des Areals. Für das Fach-Unternehmen „Gravurzeile“ (Motto: „Einfach persönlich schenken“) richten große Kräne gewaltige Fertigbauten auf. Bei der „Triopt-Group“ laufen die Geschäfte mit der Telekommunikation so blendend, dass am Genender Platz weitere Gebäude benötigt werden. Ins Erdgeschoss soll eine Gastronomie ziehen, mit „Außer-Haus“-Verkauf und einem „Brötchen-Dienst“. Damit wird endlich eine Versorgungslücke in dem Arbeits-Viertel geschlossen. Auch Apotheker Simon Krivec will – wie berichtet – in einem neuen mehrgeschossigen Verwaltungsgebäude ein Café „für alle“ eröffnen.

In anderen Städten stehen Industriegebiete oftmals leer. Warum läuft Genend so erfolgreich? Frank Putzmann, Wirtschaftsförderer der Stadt Moers: „Wegen der hervorragenden Lage, der günstigen Grundstückspreise, der schnellen Verfügbarkeit und unserer herrlichen Parksituation.“ Tatsächlich sind alle Unternehmen in ein Meer von Grün eingebettet. Die Firmen sind sogar verpflichtet, ihre Grundstücke hübsch zu bepflanzen. Viele Bäume, Maisfelder, Wasserfläche – ein kleines Paradies. Laut Vorgaben bleibt etwa die Hälfte des Geländes reine Natur. Es dürfen auch keine Geschäfte, Supermärkte oder Autohäuser auf dieser grünen Wiese gebaut werden, um so die Innenstädte zu schützen. Rund um den Industriepark verläuft vielmehr ein Wanderweg. Mit lohnenden Ausblicken, denn auch architektonisch gibt es einiges zu bewundern. Beate Träm: „Wir legen absoluten Wert auf hochwertige Bebauung.“ Ihr Wunsch: „Unser Gebiet sollte eine Busverbindung bekommen.“ Was sie besonders freut? Größere Personalsorgen kennt Genend nicht. „Die Leute sind halt zufrieden mit ihrer Arbeit im Park.“