Moers. In #Vergissmeinnicht beschäftigt sich das Schlosstheater Moers mit Tod und Trauer. Darüber hinaus gibt es ein Rahmenprogramm aus drei Bausteinen.

Wenn am 17. Februar das Stück #Vergissmeinnicht von Sandra Höhne und Ulrich Greb Uraufführung feiert, wird gleichzeitig im Pulverhäuschen gegenüber eine spannende Ausstellung eröffnet. Zu sehen sind: Stühle. Auf denen darf man Platz nehmen. Sie gehören zur Installation der spanisch-niederländischen Filmemacherin Vanesa Abajo Pérez, die in ähnlicher Weise in Amsterdam und bei der Documenta in Kassel zu sehen war.

Schlosstheater-Intendant Ulrich Greb ist in Kassel darauf aufmerksam geworden und beschreibt es so: „Es hat mich tief bewegt. Es ist genial einfach, aber es hat eine Tiefe, der man sich nicht entziehen kann.“ Und das kommt so: Die Stühle gehören Menschen, die verstorben sind. Angehörige oder Freunde stellen sie Vanesa Abajo Pérez zur Verfügung. In Moers also werden es Stühle von Niederrheinern sein. Gleichzeitig beschreiben die Hinterbliebenen in einem etwa einminütigen Text den Verstorbenen. Den Text kann der Besucher sich mittels QR-Code vorlesen lassen.

„Ich bin gespannt, wie es diesmal wird. Nach Amsterdam habe ich gemerkt, dass die Menschen in Kassel anders mit dem Thema umgehen. Vielleicht wird es hier wieder anders“, sagte die Künstlerin bei der Vorstellung dieses und anderer Projekte, die das Rahmenprogramm zu #Vergissmeinnicht bilden. Titel der Installation ist „I am not my body“. Dieses Projekt ist eine Kooperation mit dem Freilichtmuseum Grefrath, das Anfang 2024 die Stühle übernimmt, passend zu einer Ausstellung über Sterberituale. Es werden durchaus noch Stühle gesucht.

Der Trauerprozess wurde übersprungen

Hintergrund für #Vergissmeinnicht ist die Idee Grebs, dass nach dem vermeintlichen Ende der Pandemie der Trauerprozess einfach übersprungen wurde. „Aber gesellschaftlich müssen wir uns dem stellen und uns damit auseinandersetzen“, sagt er. Denn gestorben wurde während der Pandemie anders. Einsamer. Etwas, das Guido Lohmann, Vorstand der Volksbank Niederrhein, nachvollziehen kann. Sein Vater sei während dieser Zeit schwer erkrankt. Lohmann und seine Mutter durften ihn auf der Palliativstation bis zum Ende besuchen, aber immer nur eine Stunde und nie gemeinsam. „Das hat mein Vater nicht mehr verstanden.“ Neben der Trauer herrsche Leere, Hilflosigkeit und Wut. Die Volksbank unterstützt das Rahmenprogramm als Hauptsponsor.

Was kommt nach dem Jenseits?

Zweites Standbein des Programms ist das Geschichtenprojekt mit dem schönen zweideutigen Titel „Jenseits von Moers“. Dabei erzählen Moerser ihre Geschichten über Tod, Trauer und ihre Vorstellung vom Jenseits. „Laut einer Studie glauben 60 Prozent der Menschen nicht mehr ans Jenseits. Aber was ist an diese Stelle getreten“, fragt Gaby Herchert, Professorin an der Uni Duisburg Essen, Mitglied im Freundeskreis des Schlosstheaters und federführend beim Projekt. Einstündige Gespräche mit Moersern werden dazu aufgezeichnet – auch mit Blick auf soziale Biografien oder kulturelle Herkunft. Ergänzend tritt Katja Winter von der Uni Münster in Erscheinung und kümmert sich um Schülerinnen und Schüler. Aus all dem wird ein Buchprojekt und später eine szenische Lesung mit dem Ensemble des Schlosstheaters.

Der dritte Baustein werden Gesprächs- und Diskussionsrunden zum Thema Tod und Trauer sein. „Bei der Arbeit am Stück haben wir gemerkt, dass es noch so viele Facetten gibt, die wir gar nicht bearbeiten können, wie etwa die Rechtslage beim assistierten Suizid oder Bestattungen für Arme“, erklärt Greb.

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Moers und Umland

Moers: Die Baustellen 2023: Hier drohen Wartezeiten in MoersKamp-Lintfort: Ein „echter Landscheidt“ gefällig?Neukirchen-Vluyn: Das ist der Planungsstand fürs Zeltlager in Neukirchen-VluynNachrichten aus Moers ins E-Mail-Postfach: Hier geht’s zur kostenlosen Newsletter-AnmeldungCorona-Überblick:Die aktuellen Zahlen für den Kreis WeselLesen Sie hier alle Artikel aus Moers, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn