Moers. Das Schlosstheater Moers hatte am Freitagabend zum Zelten eingeladen. Titel: #1 Campieren. Willkommen in Mutopia. Was genau dahintersteckt.
In der Natur zu kampieren und sich und andere kennenzulernen, stand am Wochenende im Mittelpunkt eines spannenden Zeltlagers. Mit Isomatten, Zelten, Schlafsäcken und Geschirr machten sich am Freitagabend Menschen auf den Weg zum Pulverhäuschen im Schlosspark. „Aufstand proben!“ heißt die Reihe des Schlosstheaters Moers (STM), die anlässlich des Tages des globalen Klimastreiks begann.
Die Veranstaltungsreihe wird kuratiert vom freien Schauspieler und Aktivisten Patrick Dollas und der Schlosstheater-Dramaturgin Viola Köster. Neben dem STM sind das Grafschafter Museum sowie die Fachstelle für Demokratie der Stadt Moers Kooperationspartner.
Die Reihe hat fünf Teile
Die Aktionsreihe besteht aus fünf Veranstaltungen, in denen verschiedene Formen des demokratischen Protestes vorgestellt und ausprobiert werden. Das Ziel? „Menschen jeden Alters, jeden Geschlechts und jeder Herkunft einladen, über Fragen der Notwendigkeit von Veränderungen nachzudenken, und Mut zum Handeln machen“, erklärte Köster.
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Der Titel der ersten Ausgabe klang verheißungsvoll: „#1 Campieren. Willkommen in Mutopia“. Neugier und Mut waren also ausdrücklich bei allen 30 Besuchern erwünscht, die sich den Weg zum Pulverhäuschen bahnten. Einen Abend und eine Nacht lang gab es ein Zeltdorf der besonderen Art zu erleben.
„Willkommen in Mutopia“ ertönte, nachdem man sich vorm Pulverhäuschen auf einem Retro-Telefon in Mutopia einwählte und sich einen utopischen Namen und Rollen wie Pudelchen, Klaus3000, Pflanze oder Feuerbeauftragter auswählte. In Mutopia fand man einiges vor: Brot, Suppe und Getränke als Stärkung, eine utopische Bibliothek, Traumfänger, Fernseher, Globen und Bilder entlang einer Wäscheleine, die Demonstrationen, Menschenumrisse und Architektur zeigten.
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Mit dem Duisburger Sozialwissenschaftler und Autor des Buches „Willen zur Utopie“, Marvin Chlada, ging es in die Welt der Utopie: „Bei Utopien geht es oft um die Frage, ob und wo ein besserer Ort umgesetzt werden kann. Ein Land, in dem eine Utopie umfassend umgesetzt wurde, findet man nicht. Das gute Land gibt es nicht“, erklärte Chlada.
Es geht um Utopie
Autoren wie Thomas More, Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Hoffnung“, Ernst Bloch, Karl Mannheim und Rutger Bergman böten verschiedene Definition von optimistischer Utopie oder pessimistischer Dystopie an. Selbst der Sportunterricht sei einst Utopie gewesen. „Utopien wie das Schlaraffenland haben Konjunktur, heute sind sie in Bestsellerlisten, Hotelnamen und Science-Fiction-Filmen zu finden“, erklärte Chlada.
Die Teilnehmenden lernten, dass Voraussetzungen oft vorhanden sind, etwa fürs Grundeinkommen, aber die Umsetzung hapert. Für manchen Teilnehmenden bedeutete Utopie, im Urlaub am Strand liegen, für andere sein künftiges Ich treffen zu können oder Gedanken direkt in einem Manifest niederzuschreiben. Die klare Botschaft: Das Träumen nicht vergessen.