Neukirchen-Vluyn. Der Kreis Wesel bereitet gerade den Antrag vor, sich als Modellregion Ökolandbau zu bewerben. Die Grünen in Neukirchen-Vluyn haben Forderungen.

Die Bündnis-Grünen aus Neukirchen-Vluyn setzen sich dafür ein, dass der Kreis Wesel zur Modellregion für Ökolandbau wird. Und sie gehen noch einen Schritt weiter. „Wir Neukirchen-Vluyner Grünen wollen, dass auch unsere Stadt Teil der Modellregion wird“, sagt Tom Wagener, der Fraktionsvorsitzende. „Bio und Regional sollen nicht länger die Ausnahme darstellen, sondern Normalität werden! Daher fordern wir den Landrat auf, sich für die Bewerbung als Modellregion stark zu machen, und bitten auch den Neukirchen-Vluyner Bürgermeister Ralf Köpke, unser Anliegen zu unterstützen.“

Ein doppelter Boden. Neukirchen-Vluyn wird als Teil des Kreises Wesel bereits bei den Schritten berücksichtigt, wie eine Anfrage bei der Kreisverwaltung zum aktuellen Stand der Planungen zeigt. „Der Antrag an das Land NRW zur Bewerbung als Modellregion Ökolandbau ist in Vorbereitung“, sagt eine Sprecherin auf NRZ-Nachfrage. Und weiter sagt sie: „Damit werden Akteure in allen kreisangehörigen Städten und Gemeinden angesprochen sein, sich einzubringen. Es bedarf keiner separaten Bewerbung einzelner Kommunen, Institutionen oder Gruppen.“ Hilfreich sei aber eine breite Unterstützung aus den Kommunen heraus.

Es soll drei Modellregionen geben

Tom Wagner blickt in seinen Ausführungen noch einmal auf das Grundsätzliche: NRW hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf mindestens 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologischen Landbau zu betreiben. Aktuell liege der Anteil bei nur sechs Prozent, jedoch werden geschätzt 20 Prozent des gesamtdeutschen Umsatzes mit Biolebensmitteln, rund drei Milliarden Euro, in Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Mit drei neuen Öko-Modellregionen will das Land den Anteil des Ökolandbaus steigern und Anreize zur Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen der Verarbeitung und des Handels setzen.

Schon mehrmals hätten die Grünen im Kreis Wesel deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sich der Kreis mit seiner ausgeprägten landwirtschaftlichen Struktur ideal eigne. Statt auf die Landwirtschaftspolitik in Brüssel und Berlin zu warten, erhofft sich Wagener, dass Kommune und Region den Biogedanken selbst voran bringen, und sagt: „Die bis dato in Deutschland ins Leben gerufenen Öko-Modellregionen zeigen, dass die anvisierten 20 Prozent Bio innerhalb von fünf bis zehn Jahren sehr gut machbar sind. Von der Umstellung profitieren nicht nur die Verbraucher(innen) in der Region, sondern auch die Tiere und die Umwelt. Insbesondere profitieren jedoch die Landwirte(innen), denn Bio und Regional bieten einen sehr großen und stark wachsenden Zukunftsmarkt, in dem es sich zu etablieren gilt.“

Die Landwirtschaft unterstützt das Projekt

Von Vertretern aus der Landwirtschaft kommt Zustimmung. „Wir begrüßen das als Kreisbauernschaft“, sagt der Vorsitzende Johannes Leuchtenberg. Es habe dazu ein Gespräch mit Landrat Ingo Brohl gegeben. Leuchtenberg: „Es gibt ja Betriebe, die umstellen wollen, es aber nicht können, weil die Märkte fehlen.“ So weiß er beispielsweise von Molkereien zu berichten, die, wenn sie Biomilch annehmen, diese den Landwirten nicht als solche vergüten, weil keine ausreichende Nachfrage vorhanden sei. „Man braucht eine höhere Wertschätzung“, betont Leuchtenberg. Für Produzenten wie Produkte. Insofern ist seine Zustimmung auch ein Appell an die Verbraucherinnen und Verbraucher, mehr regionale Bioprodukte zu kaufen. Mit Blick auf das Modellprojekt unterstreicht er: „So etwas muss man langfristig anlegen.“