Kamp-Lintfort. „close to nature“ heißt die Ausstellung von Barbara Schmitz-Becker in der westlichen Orangerie. Die hat sie extra für diesen Ort konzipiert.
Eine Ausstellung, die inspiriert ist von Amöben, Moosen oder Flechten? Das hört sich nicht unbedingt nach einem Knaller an. Ist es aber. „close to nature“ heißt die Ausstellung in der westlichen Orangerie im Terrassengarten mit Installationen von Barbara Schmitz-Becker und es ist eine, in der man viel Zeit verbringen kann (und sollte), um ihre filigranen Gebilde von allen Seiten zu betrachten, um auf das Licht- und Schattenspiel, auf Bewegung zu achten. Unbedingt immer wieder mal einen Blick auf den mattweißen Boden zu werfen, lohnt sich deshalb.
Eine Ausstellung für diesen Ort
Zwei ganz profane Dinge sollte der Betrachter wissen, wenn er sich mit den Arbeiten der Osnabrückerin auseinandersetzt. Ein Jahr lang hat Schmitz-Becker immer wieder die Orangerie besucht, Filme gedreht, Ideen entwickelt und wieder verworfen, um diese Ausstellung ganz auf die Örtlichkeit zuzuschneiden. Und das war nicht immer gemütlich, denn im Winter ist es da draußen klirrend kalt. Und: Das Hängen der Ausstellung hat mit dreieinhalb Wochen ein bisschen länger gedauert als bei anderen Künstlern. Über 10 Kilometer hauchfeine Nylonfäden halten die Arbeiten in der Schwebe.
Dann ist da zunächst die pure Ästhetik: Etwa bei diesen 300 weißen Stäbchen, die in der Luft zu schweben scheinen, sich im Wind bewegen. Diese Installation ist sogar begehbar. Allerdings traut man sich nicht so richtig, denn die dünnen Fädchen, die die Stäbchen halten, sind kaum sichtbar. Man will sich ja nicht benehmen wie ein Elefant im Porzellanladen. Die Stäbchen versinnbildlichen Gräser, die nach einem Rheinhochwasser langsam wieder zum Vorschein kommen.
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Dann fallen sofort ins Auge die 200 transparenten weißen Kugeln, jedes ein Unikat und mit 3-D-Stift tatsächlich gezeichnet. „Das ist wie Heißkleber, nur feiner. Macht aber genauso Brandwunden“, erklärt die Künstlerin. Diese Kokons strukturieren den Raum, lenken den Blick nach oben genauso wie nach unten. Als Gegenpart hängt an der Betonwand gegenüber ein zart-oranges, feines Geflecht. Der Tipp der Künstlerin: Unbedingt vom oberen Gang aus betrachten: „Dann wird das ein Feuerwerk.“ Stimmt.
Hinter ihren Arbeiten steckt jede Menge Sachkenntnis und intensives Interesse an der Natur im Allgemeinen, und im Besonderen eben an den Strukturen und Details, die die Natur hervorzubringen mag. Das teilt sie gerne mit anderen Menschen. „Jetzt fange ich schon wieder an zu referieren“, muss sie sich da zügeln. Da geht es um Pilze, mit denen man Häuser bauen kann, um das segensreiche Wirken von Fadenwürmern in ölverschmutztem Boden, um das Wunder von Seidenkokons oder um die Tatsache, dass es Libellen seit 350 Millionen Jahren gibt und jeder Flügel ein Unikat ist. Einen hat sie 50-fach vergrößert mit dem 3-D-Stift gezeichnet.
Das Interesse an der Natur habe ihr Vater geweckt, sagt Schmitz-Becker: „Da wusste ich schon mit drei Jahren, was wo wächst, weil er es mir gezeigt hat.“ Mittlerweile liest sie Tonnen von wissenschaftlichen Abhandlungen, um zu lernen: „Was können wir aus der Natur für die Rettung unseres Klimas nutzen.“
Deshalb stellt sie in der Orangerie auch ihr Labor Eden zwo aus, in dem man wundervolle Entdeckungen in Schublädchen machen kann. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
>>>INFO
Die Ausstellung „close to nature“ wird am Sonntag, 22. Mai, um 11 Uhr in der westlichen Orangerie im Terrassengarten am Kloster Kamp eröffnet. Es wird zwei geführte Rundgänge um 11.30 Uhr und um 15 Uhr geben. Die Künstlerin ist anwesend. Zu sehen bis 17. Juli, freitags und samstags, 14 bis 17 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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Es ist der Auftakt zur neuen Saison, die von der Stadt Kamp-Lintfort in Kooperation mit der Galerie Schürmann von Andreas Verfürth angeboten wird. Der hat auch schon einen Plan für die nächste Schau: Statt 10 Kilometer Nylonfaden kommen dann 11,5 Tonnen Stahl zum Einsatz, verrät er. Donnerstag, 9. Juni, 18.30 Uhr ist das Stefan Schöler Trio zu Gast. Eintritt: 20 Euro. Karten über die Galerie Schürmann, info@galerie-schuerman.
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