Kamp-Lintfort. Galerie Schürmann trotzt der Pandemie und lockt virtuell und im Schaufenster mit Kunst von Bettina Hachmann und Barbara Schmitz-Becker.
Filigrane Gebilde mit komplexen Strukturen ziehen sich durch den Raum wie Flechten. Tiefe Schnitte eines verletzten Gewebes scheinen zu heilen und lassen die Schönheit eines gelebten Lebens erahnen: Wer in diesen Tagen am Schaufenster der Galerie Schürmann vorbeikommt, sollte unbedingt einen längeren Blick riskieren. Gemeinsam mit Bettina Hachmann und Barbara Schmitz-Becker trotzt Galerist Andreas Verfürth der Corona-Pandemie und hat die Galerie, wenn auch geschlossen, in einen wunderbaren Ausstellungsraum verwandelt.
Bettina Hachmann und Barbara Schmitz-Becker verbindet seit vielen Jahren eine künstlerische und private Freundschaft, die auch im Vorfeld schon des öfteren zu gemeinsamen Ausstellungsprojekten geführt hat. "Wir lassen uns voneinander inspirieren", so Hachmann. Mit schwebender Leichtigkeit, ästhetisch und voller Kraft führt die Ausstellung in der Galerie Schürmann Malereien und Rauminstallationen der beiden Künstlerinnen zusammen.
Die Natur als Inspirationsquelle
Was beide verbindet, ist die Natur als Inspirationsquelle. Hachmann setzt in ihrer Malerei die Anleihen aus der Natur in Bezug zu menschlichem Leben. Schmitz-Becker nimmt Naturwissenschaft als Basis für ihre "Raumzeichnungen." Hungrig noch auf das kleinste Detail, das Wissenschaftler ihr für ihre Recherchen liefern können, geht sie den Geheimnissen von Fadenpilzen, Seemoos oder der Struktur von Libellenflügeln auf den Grund. "Die Forschung weiß noch wenig über Insektenflügel", sagt Schmitz-Becker.
Im Uferbereich eines Gartenteiches bei ihrem Atelier in Nettetal hat sie "Libelle 1" gefunden. Die Musterung des rechten Flügels des Insekts hat als grafisches Werk nun auf ganz eigene Weise Eingang in ihr künstlerisches Werk gefunden: "Ich bin immer erstaunt und begeistert über das, was die Natur kann", so die Künstlerin. Faszinierend an ihren Arbeiten: Sie bilden nicht ab, sie erfinden völlig neu. Bei der Wahl der Materialien für ihre Rauminstallationen bleibt sie offen: "Das Thema bestimmt das Material."
Hachmann hat in ihren neuen Linien-Arbeiten das Thema Öffnung noch einmal weiter gedreht. In vielen Schichten trägt sie Farbe auf und wieder ab, kratzt, schneidet in die Leinwand, um danach die „frischen Wunden“ zu behandeln, sie wieder einzuweben in das große Ganze. Sie verschließt sie mit zartem Papier. "Linien aus der Natur haben immer einen starken Bezug zum menschlichen Leben", sagt sie.
Schwierige Zeiten für Künstler und Galeristen
Kunst machen und verkaufen ist und bleibt schwierig in Zeiten der Corona-Pandemie. Dafür, dass die Galerie Schürmann den Kopf nicht in den Sand steckt, und "Modelle und Wege findet, Kunst zu zeigen", sind Bettina Hachmann und Barbara Schmitz-Becker dankbar. Andreas Verfürth sitzt den Lockdown aus: "Die Ausstellung bleibt so lange, bis wir sie, unter welchen Bedingungen auch immer, Menschen zeigen können."
Bis dahin geht es nur virtuell: Samstag, 16. Januar, 19 Uhr, wird die Ausstellung über die Homepage www.galerie-schuermann.de mit drei Filmbeiträgen eröffnet. Zu sehen sind dabei unter anderem Interviews von Kurator und Kunstkritiker Stefan Skowron mit den beiden Künstlerinnen. Möglich ist jetzt schon, sich Termine für Rundgänge zu sichern, wenn es die Corona-Schutzverordnung wieder erlaubt: E-mail: info@galerie-schuermann.de, telefonisch: 0170/5930563.