Kamp-Lintfort. Das Ausstellungsformat 8 Meter 20 ist als Reaktion auf Corona entstanden. Aktuell zeigt der Galerist Arbeiten der Kölnerin Ulla Ströhmann.

Die Kunst, die Galerist Andreas Verfürth zur Zeit im Rahmen des Formats „8 Meter 20“ ist nichts für den oberflächlichen Blick. Gerade Linien, Farbe, Ästhetik, moderne Formensprache. Gibt es so oder ähnlich häufig. Wer aber näher herantritt an die Arbeiten der Kölnerin Ulla Ströhmann, erfährt mehr. Er sieht Tiefe, unvergleichlichen Schimmer.

Enkaustik heißt die Maltechnik, der sich Ulla Ströhmann verschrieben hat. Die ist uralt, verhalf der antiken griechischen Malerei zur Blüte. Und ist Knochenarbeit. Dabei werden Farbpigmente in heißes, flüssiges Wachs eingearbeitet. Während ein Pinsel eine Struktur auf dem Bild hinterlässt, ergibt dieses Verfahren eine diffuse Oberfläche, die ungemein zum Anfassen reizt, aber wohl kaum dafür geeignet ist. Ihre Werke ergänzt die Kölnerin mit metallischen Blättern.

Schlicht, aber ergreifend.
Schlicht, aber ergreifend. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

„Ich habe diese Künstlerin schon lange auf dem Kieker“, erklärt Andreas Verfürth, „aber ich habe auch lange gebrütet, ob ihre Arbeiten was für meine Kundschaft sind.“ Glücklicherweise zeigte sich Ulla Ströhmann geduldig. Die Frau sei „eine Kämpferin“, findet der Kunstexperte; nicht nur, was ihre kraftzehrende Arbeitsweise angehe, die er an Töpfen voller kochendem Wachs bei einem Atelierbesuch selbst erleben konnte, sondern auch für ihr Haus, in dem sie arbeitet: das Kunsthaus Rhenania, das 50 Künstlern besondere Arbeitsbedingungen direkt am Rhein ermöglicht. Zu sehen und zu erwerben (zwischen 600 und 6000 Euro) sind Enkaustikmalereien bis 13. August.

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Das Format „8 Meter 20“ hat Galerist Verfürth angelegt, um auch mal ohne großen Vorlauf und Organisationshürden, ohne Vernissage und Finissage neue Künstler in Kamp-Lintfort zu zeigen. Dabei hängt er die Arbeiten nur an einer Seitenwand seiner Galerie auf und die ist eben acht Meter zwanzig breit. Diese Schauen finden unregelmäßig statt. Nach zweieinhalb Jahren Corona ist es für den Galeristen eine gute Möglichkeit, mehr zu zeigen.

Auch das geht mit der alten Wachsmaltechnik.
Auch das geht mit der alten Wachsmaltechnik. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Er würde so gern feiern

Corona bereitet Verfürth im Moment aus einem besonderen Grunde Kopfzerbrechen: Im Oktober würde er gerne 30-jähriges Jubiläum seiner Galerie in Kamp-Lintfort feiern. „Aber wer weiß, was bis dahin ist?“ Das 25-Jährige sei mit 450 Gästen begangen worden. „Das war richtig voll.“ Und könnte womöglich im Herbst genau das Falsche sein.

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„Aber Kunst wird ja nicht schlecht“, tröstet er sich. Dann wird eben in den Juni des nächsten Jahres geschoben. Schließlich habe er sich jetzt schon zwei Jahre auf das Fest gefreut, aber es „soll ja auch nicht verpuffen“, weil die Leute aus Angst vor Ansteckung nicht kommen wollen.

Jetzt aber gilt es zunächst, den Blick auf die nächste Ausstellung in der Orangerie zu richten – und die wird wuchtig. Andreas Verfürth hat Thomas Röthel eingeladen und der Bildhauer kommt mit annähernd 15 Tonnen Stahl angefahren. Eröffnet wird die Ausstellung am 14 August.

Im Vorfeld der Röthel-Ausstellung lädt Andreas Verfürth zu einem besonderen Schmankerl am 12. August: „The Jakob Manz Project“ spielt in der Orangerie um den erst 21-jährigen Altsaxofonisten Jakob Manz jungen deutschen Jazz. Nicht nur Andreas Verfürth gerät ins Schwärmen, der Auftritt des jungen Musikers riss auch bei den Leverkusener Jazztagen das Publikum von den Stühlen. Karten: 20 Euro, Reservierung: info@galerie-schuermann.de