Kamp-Lintfort. Händler sehen die Notwendigkeit der Maßnahmen ein, ein tiefer Einschnitt sind sie trotzdem. Nur einen erschüttert die Schließung nicht.

In der Buchhandlung am Rathaus ist es hektisch. „Wir versuchen alles zu bedienen bis Weihnachten“, sagt Ilse Kitterer-Goldbach. Am Dienstag noch persönlich im Laden, danach wegen des harten Lockdowns per Telefon, Fax oder E-Mail.

„Dann sind wir bis 15 Uhr im Geschäft und packen unsere Touren. Danach setzen wir uns ins Auto und liefern aus“, erklärt die Mitinhaberin den Plan für die kommenden Tage. „Hachja, es muss wohl sein, es hat ja nix geklappt“, seufzt sie. Wirtschaftlich wird es schon gehen. Sicher werde durch die fehlenden Spontankäufe vom Volumen nicht so viel umgesetzt wie sonst kurz vor Weihnachten. „Wir werden sehen.“

„Tränen vergossen“ habe sie, sagt Juwelierin Anna-Maria Hüls, als am Sonntag klar wurde, wohin die Reise mitten im Weihnachtsgeschäft und bei vollem Lager geht: „Das ist eine bittere Pille.“ Denn der Versicherung gegen Raub und Diebstahl sei es egal, wie das Geschäft laufe, die Prämie müsse Anfang des Jahres bezahlt werden.

Der richtige Zeitpunkt

Zwar dürfe sie als Handwerksbetrieb die Werkstatt weiter laufen lassen, aber der Laden bleibt dicht. Anfertigungen und Reparaturen werden abgearbeitet, auch Auslieferungen seien möglich. Aber auch da muss die Juwelierin erfinderisch sein: „Schließlich soll der Partner ja überrascht werden.“ Da gebe es schon mal Verabredungen auf einem Parkplatz.

Peter Hahnen vom Geistlichen und Kulturellen Zentrum und damit auch zuständig für den Klosterladen erschüttert der Lockdown nicht. „Wir haben ohnehin zwischen dem 22. Dezember und 10. Januar Winterpause.“ Aus kaufmännischer Sicht entstehe kein Schaden. „Wenn schon, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“ Bei fiesem Winterwetter verirrten sich auch ohne Lockdown kaum noch Einkäufer auf den Klosterberg. Dienstag sei der Klosterladen noch bis 17 Uhr geöffnet. „Es sind sogar noch Plätzchen da.“

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Fündig können Geschenke-Suchende auch nach dem Lockdown noch bei Wein Wörpel werden. Der Handel darf wie schon beim ersten Lockdown weiter machen: „Der Chef sagt immer, wir sind systemrelevant“, schmunzelt Elisabeth Franken. Neben guten Tropfen gebe es im Geschäft auch „ein bisschen Feinkost“

Galerist Andreas Verfürth nimmt den zweiten Lockdown sportlich. „Wir haben in den letzten Monaten ja gelernt, schnell und flexibel zu sein.“ Der Druck sei hoch, aber er mache die Aufträge fertig und „dann fahr ich die aus". Und wer am Dienstag auf den letzten Drücker was bestellt, wofür das Material vorrätig sei, bekomme das rechtzeitig vor dem Fest.

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Er sei, sagt Verfürth, sehr froh über diese beiden Tage, die es noch ging im Verkauf. „Und mal ehrlich: Egal, wann, es wäre immer der falsche Zeitpunkt für die Schließungen gewesen aus Sicht der Einzelhändler.“ Nun ist es eben so, „aber wir planen stur weiter. Am 16. Januar gibt es eine neue Ausstellung. Mal sehen, ob wir die erst virtuell und erst später mit Publikum vor Ort eröffnen.“

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Stephan Thiel ist sich durchaus im Klaren, dass es sich ziemlich seltsam anhört, wenn er sagt: „Ich bin in der glücklichen Lage, Masken zu produzieren.“ Die darf er auch weiterhin an der Kruppstraße verkaufen. Das Geschäft, in dem auch sein Maschinenverleih beheimatet ist, laufe gut, aber der Laden sei selten voll. Im Moment versorge er dank des Beschlusses des Gesundheitsministeriums vor allem Apotheker mit seinen FFP2-Masken.