Moers. In Moers kommen am Neujahrstag viele Menschen zusammen. Das Gedenken an die Corona-Toten spielt genauso eine Rolle wie die „Spaziergänge“.
Rund 200 Menschen aus Moers und Umgebung haben am Neujahrstag auf dem Schlossplatz der Toten der Corona-Pandemie gedacht und ein deutliches Signal gegen rechten Hass gesendet. Patrick Dollas, einer der Initiatoren, sagte: „Das ist eine Absage an querdenken in Moers.“
Dollas hatte Mitte Dezember zusammen mit anderen die Bewegung „Solidarität der Vielen“ gegründet. Sie tritt für die Demokratie ein und richtet sich gegen eine rechte Unterwanderung der Gesellschaft. Gemeinsam mit dem Bündnis „Moers ist bunt, nicht braun“ hatte die Bewegung zu der Aktion „Gegen rechten Hass und Gewalt“ aufgerufen.
Für die bislang 89 Moerserinnen und Moerser, die seit Pandemiebeginn im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben sind, wurden am Samstag Kerzen angezündet, es gab Schweigeminuten. Patrick Dollas, der zum Ensemble des Moerser Schlosstheaters gehört, erinnerte auch an das Leid der Angehörigen, die kaum Zeit und Raum gehabt hätten, um würdig Abschied zu nehmen.
Zu den auch in Moers seit einigen Wochen stattfindenden „Spaziergängen“ sagte Dollas: „Rechte laufen mit, um ihre Parolen gesellschaftsfähig zu machen. Hier muss die Stadtgesellschaft laut widersprechen. Wir müssen uns auch überlegen, wie wir die erreichen, die dort einfach mitlaufen.“
Die zum Teil unangemeldeten „Spaziergänge“ richten sich offiziell gegen eine allgemeine Impfpflicht. In München war es vergangene Woche zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen, einige Städte in Deutschland haben weitere Versammlungen verboten.
Die Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws (Grüne) warnte am Samstag in Moers: „Die Pandemie ist ein Sprungbrett für Rechte. Die AfD versucht auf parlamentarischer Ebene, die Gesellschaft zu spalten, aber die Gesellschaft ist nicht gespalten. Es ist ein Kampf gegen die wenigen Lauten.“ Mit Blick auf die „Spaziergänge“ sagte sie: „Niemand kann sich da herausreden, das ist Mitläufertum.“
Der Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim (SPD) sagte: „Nicht jeder, der mitläuft, ist ein Rechter, aber wer es zulässt, dass Rechte mitlaufen, der läuft mit Rechten.“ Yetim fragte sich auch, was die „Spaziergänge“ mit den Menschen machen, die sich „Tag für Tag im Kampf gegen Corona engagieren“.
Die Moerser CDU-Fraktionsvorsitzende Julia Zupancic forderte mehr Verständnis und mehr Miteinander: „Die Angst ist die größte Gefahr. Wir dürfen niemanden ausgrenzen und sollten denjenigen zuhören, die wir erreichen können. So können wir die Herausforderungen zusammen meistern.“
Auch Carsten Born, Fraktionsvorsitzender der Partei in Moers, nannte Angst als „gemeinsamen Nenner“. Born weiter: „Alte Sicherheiten fehlen, vielen macht das Tempo des Wandels Angst. Optimismus, Mut und Gelassenheit sind die stärksten Waffen dagegen.“
Schneider: Mehr Kontrollen bei „Spaziergängen“
Hajo Schneider vom Bündnis „Moers ist bunt, nicht braun“, warum es bei den „Spaziergängen“ so wenig Kontrollen gebe: „Wie wird dort die Maskenpflicht und der Anstand kontrolliert?“
Der offene Brief der Bewegung „Solidarität der Vielen“ findet immer mehr Rückhalt in der Gesellschaft. Am Samstag gab es weitere Unterschriften. In Oberhausen will ein anderes Bündnis die Idee übernehmen. In Moers sind im Januar weitere Demonstrationen für die Demokratie geplant.