Neukirchen-Vluyn. Für Wirte in Neukirchen-Vluyn wird die Lage im Corona-Lockdown immer ernster. Doch die Hoffnung auf einen Neustart geben sie nicht auf.

Manchmal geht Dennis Schönke, Inhaber des „Füllort“, in seine urige Kneipe an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße in Neukirchen-Vluyn, um einfach mal die Musik laut aufzudrehen, um sich so ein bisschen an die Zeiten vor Corona zu erinnern.

Er vermisst die Partys, das gemeinsame Fußballschauen mit seinen Gästen und die lockeren Gespräche an der Theke. Seit November, seitdem Restaurants und Kneipen im Zuge der Corona-Pandemie wieder schließen mussten, hat der Wirt kein Bier mehr gezapft.

„Es ist keine schöne Situation aber da müssen wir jetzt durch. Das haben wir uns ja nicht ausgesucht und für Corona können wir auch niemandem die Schuld geben“, sagt Schönke. Dennoch sei die Lage ernst. Der 42-Jährige hat Existenzängste. Er hofft, mithilfe der finanziellen Unterstützung des Staates, die Zeit des Lockdowns überbrücken zu können.

Wirte in Neukirchen-Vluyn haben ihre November- und Dezemberhilfen teilweise noch gar nicht bekommen

Die November- und Dezemberhilfen hat Schönke beantragt, zum Teil aber noch nicht oder erst verspätet erhalten. Seine drei Mitarbeiter hat er in Kurzarbeit schicken müssen. „Ihnen fehlt das Geld auch. Es ist ja nicht nur der Lohn, sondern auch das Trinkgeld, wovon sie leben“, weiß Schönke.

Weil der Wirt generell keine Speisen anbietet, hat er nichts, was er jetzt liefern oder „to go“ anbieten könnte. „Meine Gäste hatten schon vorgeschlagen, dass ich Bier oder Cocktails zum Mitnehmen anbiete, aber das ist nicht machbar. Es würden sich vielleicht lange Schlangen und Menschenansammlungen bilden, das wäre nicht coronakonform oder es würde sich gar nicht lohnen, weil meine Kneipe nicht von Laufkundschaft lebt.“

Er geht nicht davon aus, ab Mitte Februar – dem derzeit avisierten Ende des Lockdowns – wieder zu öffnen. „Anders als Restaurants, lebt eine Kneipe vom dichten Zusammensein der Gäste, allein schon an der Theke“, sagt er. Das sieht er im Februar noch nicht. Er rechnet damit, vielleicht im April wieder starten zu können.

Die Ungewissheit plagt ihn. „Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, wann und wie es weitergeht.“ Es bleibt ihm daher nichts anderes übrig, als weiter abzuwarten. Für den Neukirchener steht aber fest: Aufgeben werde er nicht. „Die Kneipe darf nicht sterben“, betont er.

Trotz der Ungewissheit haben Gastronomen in Neukirchen-Vluyn Verständnis für den Lockdown

Auch im Restaurant Palm im Sammanshof ist die Stimmung gedrückt. Betreiber Claus Palm und seine Familie bieten zwar seit dem Lockdown einen Außer-Haus-Verkauf und seit Januar auf Anfrage auch wieder ein Wohnmobil-Dinner an, doch das halte den großen Betrieb nicht wirklich aufrecht. „Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Palm.

„Wir leben von den Ausflüglern und von Feierlichkeiten, von Hochzeiten oder Geburtstagen. Keiner weiß, wann es wieder möglich ist, solche Veranstaltungen durchzuführen.“ Vor Ostern rechnet er nicht mit einer Öffnung der Restaurants. Und dann sind da ja auch noch die finanziellen Verpflichtungen. „Wir haben den Sammanshof erst vor drei Jahren gekauft und viel Geld investiert. Die Banken, der Energieversorger wollen natürlich ihr Geld. Wir sind schon lange an der eisernen Reserve dran.“

Die Mitarbeiter musste er in Kurzarbeit schicken. Die November- und Dezemberhilfen hat Palm zwar beantragt, doch bisher nur einen Abschlag bekommen. „Wir brauchen das Geld ganz dringend“, betont er. Die Zahl der Essensbestellungen schwanke in den letzten Wochen stark. Mitte Januar sei sie deutlich zurückgegangen.

Das bestätigt auch Tim Lellau, Inhaber und Küchenchef des „Little John’s“, dem kleinen Restaurant an der Niederrheinallee. „Es ist spürbar weniger zu tun als noch im November und Dezember.“ Daher hat er nun die Öffnungszeiten auf vier Tage verringert, an denen vorbestellte Gerichte abgeholt werden können. Lellau hat die November- und Dezemberhilfen ebenfalls beantragt – aber bis auf den ersten Abschlag der Novemberhilfe noch nichts erhalten.

„Alle Gastronomen, die ich kenne und die die Hilfen beantragt haben, bestätigen das. Kaum einer hat bisher die Summen bekommen“, erzählt er. So muss auch Lellau sein persönliches Erspartes einbringen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Auch er rechnet mit einer Schließung bis Ostern – befürwortet dies aber. „Der Lockdown sollte bis dahin lieber durchgezogen werden, anstatt wenige Wochen nach dem jetzigen Lockdown einen neuen, vielleicht sogar längeren zu verhängen.“