Moers. Am 10. Dezember vor 80 Jahren wurden die ersten Menschen jüdischen Glaubens in Moers deportiert – Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
In Zeiten, in denen sich Rassismus und Hass auf jüdische Menschen wieder Bahn brechen, lohnt ein Blick zurück. Deshalb laden zwei Moerser Vereine zu einer Gedenkfeier ein. Es geht um die erste Deportation von Moerser Frauen, Kindern und Männern jüdischen Glaubens während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland im Dezember 1941.
Hans-Helmut Eickschen will eine Erinnerung nicht aus dem Kopf gehen. Der Moerser kennt die Stadtgeschichte wie nur wenige und hat bei seinen Recherchen auch viele Fotos aus der Zeit von 1933 bis 1945 entdeckt. Eines dieser Fotos zeigt Menschen, die mit großem Gepäck eine Straßenbahn besteigen.
Das Ziel der Deportation: Das Ghetto in Riga
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Das Foto ist vom 10. Dezember 1941, die Menschen waren gezwungen, an der Haltestelle „Steinschen“ in die Krefelder Straßenbahn einzusteigen. Von dort geht es weiter nach Düsseldorf, wo einen Tag später die Deportation ins lettische Riga erfolgt. Von den 85 Menschen überleben drei das Ghetto und den Zweiten Weltkrieg: Karl Coppel aus Neukirchen-Vluyn, Helene Karten aus Homberg und Leo Mandelberger aus Moers.
Hans-Helmut Eickschen erinnert sich an eine Szene während einer Ausstellung beim Stadtjubiläum 2000, bei der das Foto gezeigt wurde: „Ich stand neben Werner Coppel, einem Verwandten von Karl Coppel. Werner Coppel zeigte auf eine Frau auf dem Foto und sagte: ,Das war meine Mutter.’“ Das Foto ist jetzt auf einem Flyer zu sehen, den die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers und der Moerser Verein „Erinnern für die Zukunft“ am 11. Dezember verteilen – 80 Jahre nach der ersten Deportation in der Grafenstadt.
Schülerinnen und Schüler spielen eine wichtige Rolle
Zwei Veranstaltungen stehen auf dem Programm, weitere wurden wegen der Corona-Pandemie auf den nächsten Sommer verlegt. Am 25. Juli 1942 gab es die zweite Deportation.
An übernächsten Freitag, 10. Dezember, hält der ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei Vorträge am Mercator-Berufskolleg und im Alten Landratsamt (18 Uhr, Kastell 5). Nachtwei forscht seit 1989 zu den Riga-Deportationen. Am 11. Dezember um 10 Uhr wird dann an der Kreuzung Steinschen (Ende Neustraße) der Opfer der Deportationen gedacht. Hans-Helmut Eickschen spricht, Matt Mottle, einer der beiden Improviser in Residence des Moers Festivals, macht Musik.
Dieses Signal soll vom Gedenken an die Opfer ausgehen
Lutz Hartmann leitet beim Verein „Erinnern für die Zukunft“ die Stolperstein-Aktion. Er sagt: „Schülerinnen und Schüler der Gymnasien Adolfinum, in den Filder Benden, Rheinkamp und der Hermann-Runge-Gesamtschule laufen am 11. Dezember mit Namensschildern der Deportierten von deren Wohnhäusern zum Ort des Gedenkens.“ Hartmann über das Gedenken an die Opfer: „Wir möchten einen Beitrag leisten, dass sich solche Verhältnisse nicht wiederholen.“