Moers. Seit zwei Jahren verfolgen engagierte Bürger in Moers-Kapellen das Projekt eines Bürgerbusses. Nun stehen sie kurz vor einem wichtigen Schritt.
„Es gibt einen großen Bedarf für einen Bürgerbus im Moerser Süden“, ist Klaus Schulz sicher. „Laut der Umfrage Anfang 2020 mit 2600 Fragebögen, bei der wir über 20 Prozent Rücklauf erhielten, warten die Bürger auf solch ein Angebot“, weiß Schulz. Das Projekt, bei dem Vennikel und Holderberg mit Kapellen, aber auch mit der City verbunden werden sollen, läuft auf Hochtouren. „Im April/Mai gründen wir den Bürgerbus-Verein“, erklärt Schulz als einer der Motoren der Planung.
Allerdings suchen die Aktiven für die Gründung noch engagierte Bürger und Ehrenamtler, die den Bus später einmal fahren wollen. Der Arbeitstitel lautet schließlich: Bürger fahren für Bürger.
Beispiel Vennikel: „Dort gibt es so gut wie keine Einkaufsmöglichkeit und auch keine Bank mehr. Und viele in der Siedlung haben längere Wege zur Bushaltestelle“, beschreibt Klaus Schulz die Situation. Ähnlich schlecht versorgt sei Holderberg. Die Bürger müssten zum Einkaufen nach Kapellen oder in die Innenstadt. „Die Niag kann schon wegen der Enge in den Wohnstraßen die Siedlungen nicht anfahren“, weiß Schulz. So sei das Projekt Bürgerbus bereits Ende 2018 /Anfang 20219 in Gesprächen, an denen auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer teilgenommen habe, angeschoben worden. Der Rat der Stadt Moers habe dann im April 2019 beschlossen, dass eine Mitfahrgelegenheit mit einem regelmäßig fahrenden Bürgerbus als Alternative zur Niag geschaffen werden solle.
Der Stand der Dinge: Ein Planungsbüro arbeitet zurzeit an einem Fahrplan, dies auch mit allen Anschlussmöglichkeiten zu den Niag-Linien. „Wir werden von 8 bis etwa 18/19 Uhr fahren“, erklärt Schulz. „Ehrenamtliche Fahrer werden speziell geschult und erwerben außerdem den kleinen Busführerschein.“ Eine Bedingung sei, dass der Bürgerbus nicht in Konkurrenz zur Niag fahre, was ja verständlich sei, meint Schulz.
„Die Niag ist es auch, die den Bus unter anderem mit Fördermitteln des Landes kauft, ihn instand hält, versichert und ähnliches“, berichtet Schulz. Und: Damit die Förderanträge auf den Weg gehen könnten, sei die Gründung des Bürgerbus-Vereins Bedingung. „Daher suchen wir jetzt Bürger, die aktive Mitglieder werden wollen“, ruft Klaus Schulz auf.
Neben dem Verein und der Niag sei die Stadt die dritte Säule des Projektes. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt und der Niag läuft sehr gut. Man unterstützt uns in allen Belangen“, ist der Bürgerbus-Mann dankbar. Die Stadt sei es auch, die später eventuelle finanzielle Unterdeckungen ausgleiche. „Wir rechnen jedoch mit einem kostenneutralen Betrieb. Das wissen wir durch die Erfahrungen anderer Bürgerbus-Vereine.“ Die Niag betreibe zehn bis zwölf Bürgerbusse in ihrem Verbreitungsgebiet. „Sie kommen zumeist gut über die Runden“, sagt Klaus Schulz.
Der Bus biete Platz für acht Personen, zudem auch für Rollstuhlfahrer. Aufgrund der Befragung im Moerser Süden sei man optimistisch, dass der Bus später ausgelastet sei. „Es zeigte sich zudem ein Bedarf für Fahrten zur Innenstadt. Dem wollen wir mit einigen wenigen Haltestellen wie am Rathaus, am Bahnhof und am Krankenhaus St. Josef – auch wegen der vielen Ärzte dort – nachkommen“, erklärt Schulz. Auch sei zu bedenken: „Für die nicht motorisierten Bürger in den Ortsteilen bedeutet es ein Stück Lebensqualität, mal auf einen Kaffee in die Stadt fahren zu können.“