Moers. Die Onken-Joghurts verschwinden aus den Regalen deutscher Supermärkte. Warum man sich trotzdem um die 600 Jobs im Moerser Werk nicht sorgen muss.
Die Eigentümer haben vor Jahren gewechselt, die Markenrechte sind lange verkauft, der Gründername „Onken“ ist von den Hallen des Werks im Gewerbegebiet Moers-Hülsdonk, das seit fast 30 Jahren Joghurt, Quark und Kinderspeisen herstellt, längst verschwunden. Schon bald wird man die Marke aus Moers auch nicht mehr in den Kühlregalen der Supermärkte finden. Der Vertrieb der Onken-Produkte in Deutschland wird eingestellt. Die gute Nachricht: Um die 600 Arbeitsplätze an der Dr.-Berns-Straße muss man sich offenbar keine Sorgen machen.
Verkündet wurde das Aus in dieser Woche von der Schweizer Molkereigruppe Emmi, die 2011 die Rechte an der Marke Onken erworben hatte und bis heute unter diesem Namen im Hülsdonker Werk abfüllen lässt. „Trotz einer langjährigen Tradition und einer tief verwurzelten, regional treuen Kundschaft hat sich Emmi dazu entschlossen, das Onken-Geschäft in Deutschland diesen Sommer einzustellen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Konkret soll Ende Juni Schluss sein. Im preislich hart umkämpften deutschen Markt sehe man „unzureichende Perspektiven“ für Joghurt und Quark. Insgesamt sei das Onken-Geschäft in Deutschland für Emmi von „marginaler Bedeutung“.
Der für die Zukunft des seit 1993 bestehenden Standortes wichtige Satz befindet sich fast am Ende der Mitteilung: „Von diesem Entscheid nicht betroffen ist das Onken-Geschäft in Großbritannien, wo die Marke gut positioniert ist und bei großformatigen Fruchtjoghurts zu den führenden Anbietern zählt.“
Produktion für Großbritannien und Irland
Nun besitzt Emmi lediglich die Markenrechte an Onken, der Betrieb in Hülsdonk firmiert aber seit 2018 unter dem Namen „Moers Frischeprodukte“ und wird gemeinsam von Dr. Oetker und der Großmolkerei Gropper mit Sitz in Süddeutschland betrieben. Till Schütte, bei Gropper Chef des Marketings und der Unternehmenskommunikation, erklärt auf Anfrage, der Anteil der für den deutschen Markt hergestellten Produkte sei so gering, dass die Emmi-Entscheidung „null Auswirkungen“ auf die Arbeitsplätze habe. „Wir werden in Moers weiter Onken für das Vereinigte Königreich und Irland herstellen“, ergänzt Schütte.
Dort laufen die Geschäfte mit Yoghurt und Superkefir vom Niederrhein offenbar so gut, dass die Zahl der Beschäftigten an der Dr.-Berns-Straße von rund 500 im Jahr 2021 auf inzwischen mehr als 600 gestiegen ist. Hergestellt werden in Hülsdonk Fruchtgrützen, Götterspeise, Joghurt, Desserts, Saft, Smoothies und Crème Fraiche. Wirtschaftliche Kennziffern wollte Gropper nicht nennen. Dem Vernehmen nach aber soll der Umsatz im Jahr 2020 mehr als 230 Millionen Euro betragen haben. Rund 160 Millionen Kilogramm Milch seien im selben Jahr in Moers verarbeitet worden, heißt es in gut informierten Kreisen.
Die Emmi-Gruppe bleibt im Besitz der Onken-Markenrechte für Deutschland.