Moers. Die Organisatoren der Festwoche „Moers klingt“ holen das Jugendsinfonieorchester der Ukraine vorzeitig nach Moers – vorerst für zwei Wochen.

Ulyana Sharina sitzt in einem kleinen Keller. „Bitte helft unserem Land. Ich will nicht mehr jeden Tag diese schrecklichen Nachrichten hören“, sagt sie in einer neuen Videobotschaft. Ulyana spielt Bratsche im ukrainischen Jugendsinfonieorchester, das im Sommer im Rahmen der Festwoche „Moers klingt“ in Moers gastieren möchte. Dazu war in wenigen Wochen eine intensive Probenphase in der Ukraine angedacht.

Die Moerser Sopranistin Stella Luise Göke, Bariton Giulio Alvise Caselli aus Italien und der südafrikanische Tenor Musa Nkuna wollten dafür in die Ukraine reisen. Seit dem Krieg ist daran nicht mehr zu denken. Im Gegenteil: Um sich vor den russischen Angriffen zu schützen, harrt ein Teil der jungen ukrainischen Musikerinnen und Musiker in Kellern in Kiew aus. Ein anderer Teil von ihnen ist bereits in der westukrainischen Stadt Lwiw.

30 Gastfamilien in Moers gesucht

„Ein paar Musiker sind für ein Konzert derzeit auch in Jugoslawien“, weiß Konrad Göke, künstlerischer Leiter der Festwoche. Um den jungen Menschen zu helfen, möchte er nun gemeinsam mit dem Verein Erinnern für die Zukunft das Orchester vorzeitig nach Deutschland holen und die Musiker in Moerser Gastfamilien unterbringen.

„Die Musiker sind traumatisiert. Es wäre ein Geschenk für sie, wenn sie aus dem Krieg rauskämen und gemeinsam in Sicherheit musizieren könnten“, erklärt Göke, der im ständigen Austausch mit Alexandra Zaitseva vom Management des Jugendsinfonieorchesters steht.

Musiker sollen im Juni nach Moers kommen

„Die Kinder müssen den Kopf freikriegen. In Moers wäre es das erste Mal, dass alle wieder zusammenspielen können“, sagt Ulrich Hecker, Vorsitzender des Vereins Erinnern für die Zukunft. 30 Gastfamilien werden ab sofort gesucht, die jeweils zwei Jugendliche im Durchschnittsalter von 14 Jahren zunächst für zwei Wochen bei sich aufnehmen.

Geplant ist die Orchesterprobenphase in Moers für Anfang Juni. Dann könnten die ukrainischen Musiker auch das Moers Festival erleben. Leiter Tim Isfort hat seine Unterstützung schon zugesagt.

Stadt, Sparkasse und Enni unterstützen die Evakuierung

Eventuell werden die 60 Musiker aber auch schon früher evakuiert und sollen länger in Moers bleiben können, sollte eine Rückkehr in die Heimat zu gefährlich sein. Bürgermeister Christoph Fleischhauer hat die Unterstützung der Stadt bereits zugesagt. Auch Sparkasse, Enni und Kulturstiftung NRW sind als Sponsoren mit im Boot.

Wenn der genaue Termin zur Evakuierung nach Deutschland feststeht, werden alle Musiker nach Lwiw gebracht. Von dort geht es mit zwei Bussen über Polen in Richtung Moers. „Die Busse sind bisher zum Glück nicht zerstört worden. Das bleibt hoffentlich auch so“, betont Konrad Göke.

Kontakt für Interessierte

Besondere Voraussetzungen müssen die Gastfamilien nicht erfüllen. Gleichaltrige Kinder seien wünschenswert, aber kein Muss.

Interessierte können sich an Konrad Göke unter 0176/63 10 86 36 oder an Ulrich Hecker: efz-moers@gmx.de wenden.