Kamp-Lintfort. Jörg Metzelaers ist ein „Held des Handels“, finden Handelsverband und Wirtschaftsministerium. Er macht das Schuhgeschäft fit für die Zukunft.
Den Schritt haben in der Coronazeit die wenigsten gewagt: „Wir haben uns vergrößert“, sagt Jörg Metzelaers von Schuhgeschäft24.de. Wichtig war beim Umzug in die Räume auf der Moerser Straße vor allen das große Lager mit 200 Quadratmetern. Das ist gestopft voll mit Schuhkartons, aber der Kamp-Lintforter sagt: „Das ist in drei Monaten alles weg.“ Aber es sind nicht die Kamp-Lintforter, die gerade den Trend zu zehn paar Schuhen pro Saison entdecken. Metzelaers verkauft nach eigenem Bekunden drei mal soviel online bundesweit wie in seinem stationären Laden in der Kamp-Lintforter Fußgängerzone.
So, wie er, der das Geschäft in der vierten Generation betreibt, für die Zukunft aufgestellt ist, ist er ein „Held des Handels“. Diesen Preis vergeben Handelsverband NRW und Wirtschaftsministerium NRW an zwölf ausgewählte Unternehmen.
Dabei ist das Schuhgeschäft nur sein „Hobby“, wie Metzelaers sagt. Er arbeitet in der Bankenstadt Frankfurt. Die Konzepte für den Online-Laden entwickelt er schon mal im Urlaub. „So wie andere beim Lesen Entspannung finden, finde ich sie dabei“. Mit dem operativen Geschäft hat Metzelaers selbst nichts zu tun. Das erledigt seine Frau Juliana Braga Metzelaers mit ihrem Team.
Online-Preise im Ladenlokal
Corona sei ihm da beinahe gelegen gekommen, schließlich hatte er allein durch weniger Fahrerei mehr Zeit, das zu Ende zu denken, was vor einigen Jahren mit einem cloud-basierten Kassensystem angefangen hat, das immer weiß, was soeben verkauft worden und was noch da ist. Ein Ladenlokal funktioniere heute nur, wenn es auch ein Online-Angebot gebe, glaubt der Kamp-Lintforter. Heißt für ihn im Umkehrschluss aber auch, dass er im Laden online-Preise anbieten muss. „Die Kunden laufen weg, wenn ich zehn Euro drauf schlage, damit ich die Miete zahlen kann.“
Nicht alles auf eine Karte setzen
Trotzdem wollte er nicht alles auf eine Karte setzen „Mir war dabei wichtig, dass wir unsere eigenen Kunden haben“, erklärt er seinen Onlineshop. Den großen Internetschuhanbietern wollte er sich deshalb nicht anschließen. Stattdessen setzt sein Online-Shop auf Beratung per Whatsapp-Chat und Erklärvideos, persönliche Kärtchen mit der Unterschrift der bearbeitenden Mitarbeiterin runden das Einkaufserlebnis via Mausclick ab. Eine Retourenquote von 20 Prozent geben ihm recht. „Wobei wir auch eher auf bequemes Schuhwerk setzen. Wenn wir hochhackige, enge Pumps im Angebot hätten, sähe das womöglich anders aus“, schätzt der Unternehmer.
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Was eingekauft wird, recherchieren seine Frau und er zuvor gründlich. Was läuft gut und verspricht hohe Verkaufszahlen, sind dabei wichtige Kriterien – das Aus für Handgefertigtes mit Ledersöhlchen zu astronomischen Preisen. Dass sie dabei einen guten Riecher haben, mag dadurch belegt sein, dass im Corona-Jahr mehr Umsatz gemacht wurde als zuvor.
Sichtbar sein, aber unabhängig: Natürlich sind die Kamp-Lintforter Schuhe auf den gängigen großen Portalen präsent, aber dahinter steht ein Mittelständler und kein Riese. Ein Konzept, das sich Jörg Metzelaers auch für andere Branchen vorstellen kann, etwa im Service. „Kennt jeder: Ich suche einen Handwerker und muss erstmal stundenlang telefonieren, bis ich einen finde. Das könnte doch einfacher gehen.“ Mal sehen, wie der nächste Urlaub wird.