Kamp-Lintfort. Kamp-Lintforter Veranstalter Thorsten Kalmutzke hofft, dass Corona ihm nicht nochmal einen Strich durch die Rechnung macht. Das hat einen Grund.
Diesen Weihnachtswunsch teilen wohl viele mit Thorsten Kalmutzke: „Es soll einfach wieder so werden wie es mal war.“ Der Kamp-Lintforter leitet die Veranstaltungsagentur Passepartout, die nun auf das zweite schwere Coronajahr zurückblickt. Auf eines „voller Hoffnung und Trauer“, wie er sagt: „Im Sommer dachten wir, es geht wieder weiter. Hofften, dass wir im nächsten Jahr wieder erstmals ohne fremde Hilfe eine schwarze Null schreiben könnten.“
Aber dann kam der Herbst, explodierende Infektionszahlen, Omikron noch obendrein. 2,5 Millionen Euro seien allein bis März plötzlich futsch. Denn Passepartout organisiert für namhafte Industriekunden. Darunter sind auch Veranstaltungen mit 6000 Gästen aus aller Welt. Es hagelte Stornierungen, allein 14 im letzten Quartal: „Da waren richtig schöne Veranstaltungen dabei.“ Gerade zum Jahreswechsel seinen Kongresse, Jubiläumsveranstaltungen oder Kick-offs normalerweise angesagt.
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In die Krise sei seine Agentur mit 24 Mitarbeitern gegangen, berichtet Kalmutzke, zeitweise waren es nur noch sechs, die die Not verwalteten. „Dann hatten wir gerade mit ein wenig Hoffnung wieder auf 15 aufgestockt.“ Dieser Tage habe er den ersten Mitarbeiter wieder entlassen müssen. „Und wie es weiter
geht, weiß kein Mensch“, sagt ein genervter Unternehmer, der es gewöhnt sei, „sich Situationen zu stellen und Lösungen zu finden“. Jetzt aber könne er seit zwei Jahren nur noch „auf die Einschläge reagieren“: „Das ist kein schönes Arbeiten.“
Das Programm für 2022 steht
Mittlerweile habe er, der sich vor Corona in einer krisensicheren Branche wähnte, einen hohen sechsstelligen Betrag aus seiner privaten Schatulle in die Firma gesteckt, damit es weitergehen kann.
Die Kamp-Lintforter Beach Party, die nun schon zweimal abgesagt wurde, sei „mehr ein Hobby“ für den Passepartout-Chef. „Wir haben noch kürzlich darüber nachgedacht, wann wir mit den Marketingmaßnahmen starten. Aber man traut sich ja gar nicht mehr. Das kostet ja alles Geld. Und dann muss man über jeden Euro überlegen, den man vielleicht unnütz rausschmeißt.“
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Das Künstlerprogramm steht, versichert der Kamp-Lintforter. Jürgen Drews soll der Topact sein, Jörg Bausch, Achim Petry & Band sowie Mia Julia sind ebenfalls avisiert. „Die neue Homepage für die Party steht
und wartet nur darauf, dass wir aufs Knöpfchen drücken“, versichert Kalmutzke.
Dabei ist es einer seiner größten Wünsche, dass in 2022 die Beach Party stattfinden kann. Denn es soll die letzte in seiner Verantwortung sein. Danach will er sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Der Nachfolger stehe schon fest. „Noch ein Grund mehr, dass ich das zum Knallen bringen will.“
Für so ein Event ist Vorlauf nötig
Das Problem: „Wir brauchen Vorlauf. Heißt, wir müssen Ende Januar entscheiden, ob wir das Risiko eingehen wollen oder nicht.“ Wenn im August diesen Jahres immer noch so hohe Einschränkungen bei Veranstaltungen gelten, dann sei das nicht wirtschaftlich darstellbar. „2500 Besucher sind zu wenig. Das rechnet sich nur mit 5000 Besuchern minimum.“ Wäre die Lage in den letzten zwei Jahren nicht ausgerechnet so mau in seiner Branche gewesen, sagt Kalmutzke, dann hätte er die Party auf jeden Fall durchgezogen, nach dem Motto „Hauptsache, Spaß gehabt. Verlust hin oder her.“ Jetzt müsse er knallhart rechnen.
Angst bremst Ticketkauf aus
Selbst wenn im Februar die Aussichten besser werden – im Zweifel nutzt das nichts, fürchtet der Eventmanager. Denn die Unsicherheit bremst den Ticketverkauf. „Angenommen 3000 buchen schnell, aber die anderen 2000 erst auf den letzten Drücker: Wie soll das gehen? Wir müssen doch disponieren.“ Getränke, Personal, das womöglich auch noch wegen intensiver Kontrollen verstärkt eingesetzt werden muss, das ist nicht alles zum beliebigen Zeitpunkt zu organisieren.
Erst mal abschalten auf Mallorca
Gedanken, die Thorsten Kalmutzke wahrscheinlich auch in den Weihnachtsferien auf Mallorca, seinem zweiten Wohnsitz, begleiten werden. „Aber bei 17 Grad ist das wenigstens ein bisschen entspannter als bei Regen oder Schnee.“