Moers. Für die „Trotzburg“ in Moers suchen die Inhaber Marion und Jürgen Dirksen einen Wirt. Das Restaurant spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle.
Es ist eines der ältesten und traditionsreichsten Moerser Gasthäuser. Die Trotzburg vis à vis zum Rathaus sucht einen neuen Wirt. Die Inhaber Marion und Jürgen Dirksen wollen einem Profi aus der Gastronomie das Haus übergeben, das für sie mehr bedeutet, als die Sicherung ihrer Rente. Die Trotzburg ist Familientradition – in einer für das Ehepaar ganz speziellen Hinsicht: In der Restaurantküche haben sich die Dirksens vor einem halben Jahrhundert kennengelernt.
2020 pachtete ein Ehepaar aus Duisburg das Restaurant und eröffnete es unter neuem Namen. Es ist längst wieder geschlossen, Einzelheiten mag Jürgen Dirksen nicht erzählen. Die Zwangsschließung wegen Corona habe sicher eine Rolle gespielt, doch insgesamt sei es „nicht so gut gelaufen, und es hat auch nicht gut geendet.“ Ein Interessent hat sich inzwischen die Räume mit den 130 Plätzen inklusive Einrichtung und kompletter Küchenausstattung angesehen.
Dirksen: Mancher kennt die Hackfleischverordnung, weiß aber wenig über Gastronomie
Er habe durchaus mieten wollen, doch zum Vertragsabschluss ist es nicht gekommen, sagt Dirksen: „Wir wollen nicht in einem Jahr den nächsten neuen Wirt suchen müssen“, deutet er an, woran es gescheitert ist. „Heute sind in der Gastronomie viele Seiteneinsteiger unterwegs, die ‘mal eben mieten wollen’. Die lernen in einem Schnellkurs die Hackfleischverordnung kennen, wissen aber zu wenig über die Branche und darüber, was es bedeutet, ein Restaurant zu führen.“
Das gilt für die zwei Moerser sicher nicht. Jürgen Dirksen hat Lehren als Kellner und Koch absolviert und in Restaurantküchen in Frankreich und der Schweiz gekocht. Ende der 1960er Jahre kehrte er zurück und wurde Küchenchef in der Trotzburg seines Vaters Karl. Genau dort tauchte 1973 Marion auf, als „Lehrmädchen“, wie sie erzählt.
Wenige Jahre darauf wurden beide ein Paar. 1977 übernahm Jürgen das Haus als Pächter, wechselte später in den Service und war lange das „Gesicht“ der Trotzburg: „Die Ansprache der Gäste ist sehr wichtig in unserem Metier“, weiß der heute 73-Jährige. „Die Gäste sollen sich wohl fühlen und müssen spüren, dass sie willkommen sind.“ Marion wurde die Chefin am Herd. Nie habe ihre Küche ein Fertigprodukt verlassen, betont sie. „Wir haben alles selber und frisch gemacht.“
Bis 1980 gehörte zur Moerser Trotzburg auch ein Hotelbetrieb
Gerne erinnert sie sich an die Zehnjährige, die mit ihren Eltern zu Gast war und von der Mutter gefragt wurde, ob sie zum Nachtisch ein Eis mit Schokosoße haben wollte. „Stellen Sie sich mal vor: Die sagt, lieber als Eis will sie eine zweite Portion von meinen Kroketten!“ Denn sogar die waren original à la Marion.
Das Restaurant, zu dem bis 1980 ein Hotelbetrieb gehörte, lief gut. Es gab Abende, erinnern sich die beiden, an dem sie das Schild „Wegen Überfüllung geschlossen“ an die Tür hängen mussten. Silvester 2015 war ihr letzter Tag als Wirte der Trotzburg, nach diesem Abend schlossen sie das Gasthaus.
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Die Entscheidung war nicht zuletzt auf Grund einer Erkrankung von Jürgen Dirksen gefallen. Der erste Pächter, der kam, hielt nicht lange durch. Ein wenig wehmütig blickt Dirksen aber auf die beiden Jahre ab 2018, in denen seine Trotzburg noch einmal als Aushängeschild der Moerser Gastronomie galt: Als nämlich Ruza und Ive Mikelic, die zuvor über Jahrzehnte die legendäre Union-Klause am Hanns-Albeck-Platz betrieben hatten, das Restaurant übernahmen. Doch sie gingen 2020 in den Ruhestand.
Nun also wird ein neuer Pächter gesucht, „qualifiziert und kompetent“ soll er sein, sagt Jürgen Dirksen. Denn er hängt an der Trotzburg: „Ich bin die vierte Generation meiner Familie in diesem Haus“, sagt er und versichert: „Die Zeit war schön. Wir würden alles wieder so machen.“
>>> Ein Restaurant mit eigener Kreuzung<<<<<<
Zur Trotzburg an der Rheinberger Straße 1 gehören auch Büros. Sie sind vermietet an eine Rechtsanwaltskanzlei und den Telefonvertrieb einer Blindenwerkstatt.
1893 erhielt das Haus seine erste Schanklinzenz vom „Königlichen Landrath“ des Kreises Moers.
In gewissem Sinne verfügt das Gasthaus über eine eigene Kreuzung. Denn wenn jemand von der „Trotzburg-Kreuzung“ spricht, weiß man, welcher Ort in Moers gemeint ist.