Kreis Wesel/Am Niederrhein. Niederrhein Tourismus, Dachmarke der touristischen Aktivitäten der Region, ist mit einem neuen Format am Start. Es bietet mehr als Ausflugstipps.
Wie tickt eigentlich der Niederrhein? Wie schmeckt er, sieht er aus, fühlt er sich an? Reisen hat viel mit Emotionen zu tun, mit Bildern, die Besucher mit einer Region verbinden. Bayern oder der Schwarzwald etwa können das, warum nicht auch der Niederrhein? Daran arbeitet die Niederrhein Tourismus mit Sitz in Viersen auf diversen Kanälen, denn die Touristen sind ein wachsender Wirtschaftsfaktor in der Region. Jüngster Coup der Gesellschaft ist der Reisepodcast „Freiraum Niederrhein – So gut. So weit“, Anfang Oktober an den Start gegangen, vom Netz über Spotify, Podigee, Linkedin und Co. kostenlos zu haben.
Gemacht ist er, um Auswärtige in die Region zu locken, weswegen zumindest das Intro Einheimischen zunächst wenig Neues zu bieten hat. Obwohl: Wer wusste schon, dass der Niederrhein mit 3500 Quadratkilometern größer als das Saarland ist? Endlos viel Platz zum Radfahren und Wandern. Wer nun eine öde Aneinanderreihung von Ausflugstipps erwartet, wird überrascht: Die Macher nähern sich dem Niederrhein über die Menschen, die hier leben und arbeiten, das zeigen die ersten beiden Folgen. Und, klar, ihre Tipps bleiben nebenbei auch nicht aus. So können Einheimische selbst Einheimischen noch wertvolle Infos für den nächsten Kurzurlaub vor der Haustür bieten.
Den Niederrhein über seine Menschen kennen lernen
Moderatorin und Podcast-Produzentin Birgit Eschbach und Kathrin Peters von Niederrhein Tourismus plaudern sich ins Thema. In Folge eins, „Marke, Menschen, Regiotipps“ kommen Gerd Kleinmanns, Geschäftsführer eines Möbelhauses aus Kleve, und seine Mitarbeiterin Dorothea Heeks zu Wort, außerdem Bloggerin Nicole Marks, bekannt als „Niederrhein Fräulein“. Was das mit Tourismus zu tun hat? Zunächst recht wenig. Kleinmann spricht darüber, wie sein Traditionsunternehmen auf den Niederrhein als Werbefaktor setzt („Du kaufst ein Stück Niederrhein“), wie er ein Bett ins Kornfeld stellte und eine Küche auf einem Bauernhof aufbaute, komplett mit Kuh darin. Leider zerlegte das Tier die Küche, weil es sich vor der filmenden Drohne fürchtete.
Definitiv nicht der erwartete Stoff, wird das etwa eine Werbeshow? Ja und nein. Nach kurzem Fremdeln folgt man der Erzählung, wie Gerd Kleinmanns als Geschäftsmann aus der Verbundenheit zu seiner Heimatregion einen Mehrwert erschließt, auch für die Region. So gab es nach der Pandemie von ihm statt Rabatten für die Kunden Gastronomiegutscheine für die Region, weil seine Branche profitierte, die Gastronomie aber litt. Er netzwerkt mit Niederrhein Tourismus, bietet Veranstaltungen und mehr. Klar, er nennt auch seine persönlichen Lieblingsorte: Den Altrhein und die alte Schleuse in Kleve etwa.
Dorothea Heeks ist mehr für die Frage zuständig, wie der Niederrhein schmeckt, nach Eintopf etwa, Endivien-Untereinander oder Reibekuchen. Sie verrät ihre Lieblingsgastronomie, die mit der Regionalität kreativ spielt. Und das Niederrhein-Fräulein, Bloggerin Nicole Marks, empfiehlt als Ausflugstipp den Erlebnisraum Westzipfel in Selfkant, westlichster Punkt Deutschlands. Radler bekommen noch den Niersradwanderweg von Kathrin Peters ans Herz gelegt. Sämtliche Tipps finden sich unter dem Podcast als Shownotes wieder, man muss nicht mitschreiben.
Auf die Premiere folgt aktuell nun „Kulinarische Vielfalt mit Nachhaltigkeit und Genuss“, Hörer erfahren, was die Gastronomie der Region so alles mit Grünkohl anstellt, ja, es gibt sogar einen Grünkohlschnaps. Spargel aus Walbeck, Kartoffeln, Erdbeeren, alte Apfelsorten: Das milde Klima mache den Niederrhein zusammen mit den Niederlanden zur stärksten Gartenbauregion in Europa, erfährt man. Beim Thema Äpfel ist Peter van Nahmen aus Hamminkeln der beste Ansprechpartner, und er erzählt, wie aus der Rüben- und Apfelkrautproduktion seines Urgroßvaters vor mehr als 100 Jahren die heutige Obstkelterei des Familienunternehmens wurde. Und wie die Liebe der Niederrheiner zum Weihnachtsapfel ihrer Kindheit, der Roten Sternrenette, auf einem Apfelfest zur Idee eines sortenreinen Apfelsafts geführt hat.
Niederrhein als Ausflugsziel vor der Haustür
Wieder ein Unternehmer, der an die Region zurückgibt, indem er etwa mit Streuobstwiesen die Artenvielfalt fördert. Folge zwei ist eine spannende Episode in Sachen Niederrhein, und natürlich fallen auch hier Ausflugstipps ab. Der Podcast scheint sich warmzulaufen und macht neugierig auf mehr.
Eine Idee hinter all den Aktivitäten des Niederrhein Tourismus: Früher ging es zum Wochenende aus dem Ruhrgebiet etwa ins nahe Holland, um mal raus zu kommen. Inzwischen bleiben viele schon am Niederrhein hängen, das Deutschland Ticket etwa ermöglicht es, ‚mal eben‘ die Räder für den Familienausflug in den Zug zu packen. Gesellschafter der Niederrhein Tourismus sind die Kreise Viersen, Wesel, Kleve und Heinsberg, entsprechend groß ist das Gebiet, das es zu vermarkten, aber auch zu erkunden gilt: Warum aus dem Kreis Wesel nicht auch mal die Nachbarregionen besuchen oder auch im eigenen Kreis neues entdecken?