Kreis Wesel. Der Kreis möchte dem Fachkräftemangel im sozialen Bereich vorbeugen und eröffnet Studierenden neue Perspektiven.

Im Wettbewerb um Fachkräfte hat der Kreis Wesel einen neuen Weg eingeschlagen und bietet nun ein Studienmodell im Bereich Soziale Arbeit an. Das Pilotprojekt hat Anfang August mit drei Studierenden begonnen. Ziel ist es, den Nachwuchs früh an die Arbeit im Öffentlichen Dienst heranzuführen, Einblicke zu geben und so die Bindung an den Arbeitgeber zu verbessern.

„Die Leute sollen frühzeitig vorbereitet werden, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen“, sagt Annika Landgraeber, Personalentwicklerin beim Kreis, im Gespräch mit der Redaktion. Das sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen, viele Absolventinnen und Absolventen seien früher mit einer anderen Vorstellung gestartet und dann mit der Realität im Öffentlichen Dienst konfrontiert gewesen, so Landgraeber. Daraus sei eine hohe Fluktuation entstanden, weil man diese Fachkräfte nicht habe halten können.

Diese Schwankungen belasten die personelle Sicherheit, nicht jetzt, aber mittelfristig. „Auf Sicht werden wir einen Fachkräftemangel bekommen“, so Annika Landgraeber weiter. Den Trend möchte der Kreis mit dem neuen Studienmodell durchbrechen, das sich von einem klassischen dualen Studium insofern unterscheidet, dass die drei Studierenden ihre Hochschule selbst wählen konnten. Die Einsätze beim Kreis Wesel in den Bereichen Jugendamt, kommunales Integrationsmanagement, soziale Hilfen, Gesundheitswesen und Hilfe in besonderen Lebenslagen werden individuell auf die jeweiligen Stundenpläne abgestimmt.

„Die Leute sollen frühzeitig vorbereitet werden, damit sie wissen, worauf sie sich einlassen“

Annika Landgraeber
Personalentwicklerin beim Kreis Wesel

Die Nachwuchskräfte arbeiten in den studienfreien Zeiten, ergo Semesterferien, beim Kreis und bekommen dafür eine regelmäßige Vergütung in Höhe des Inspektorenanwärter-Gehalts, das bei etwa 1400 Euro brutto liegt. Dafür mussten sie eine Bindungsvereinbarung für drei Jahre nach Abschluss des Studiums unterschreiben.

Man wolle Studierende frühzeitig für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst begeistern und ihnen Einblicke in die Arbeit und eine sinnstiftende Aufgabenvielfalt geben, schreibt Landrat Ingo Brohl auf Anfrage. „Die Studienförderung ist Bestandteil unseres Konzeptes, unsere zukünftigen Fachkräfte zu entwickeln.“ Gerade im Bereich Soziale Arbeit biete sich ein vernetztes System aus Studium und thematischer Arbeit in einer Kreisverwaltung an. „Wir erhoffen uns auch davon, Fachkräfte nicht nur zu entwickeln und zu gewinnen, sondern auch dauerhaft an uns zu binden“, indem man früh eine hohe Identifikation mit dem Kreis Wesel schaffe.

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Andere Kreise und Kommunen bieten ähnliche Studienmodelle an. Man habe sich aber nicht an einem Vorbild orientiert, sondern das Konzept gemeinsam mit den Fachdiensten selbst entwickelt, sagt Annika Landgraeber. Die externe Stellenausschreibung und die Auswahl sei in diesem Sommer erfolgt, Aushänge an den Unis und Hochschulen im Umkreis hätten unter anderem für ein großes Interesse gesorgt, so die Personalentwicklerin weiter. Bewerbungen seien vor allem vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet gekommen.

Ob dieses Modell tatsächlich zukunftsträchtig ist, muss sich noch zeigen. Man werde zunächst beobachten, evaluieren und aus den Erfahrungen lernen, so Landgraeber, die persönlich hofft, „dass es sich nicht um eine einmalige Sache handelt“. In den technischen Berufen gebe es die Studienförderung bereits, so Landgraeber, in der Sozialen Arbeit sei das noch Neuland. Ob diese Art der Förderung auch in weiteren Berufszweigen des Öffentlichen Dienstes denkbar ist, ist ebenfalls noch unklar. Grundsätzlich aber glaubt die Personalentwicklerin an das Konzept. Schließlich könne das eine „Win-Win-Situation“ sein – für beide Seiten, Studierende und Verwaltung.