Kreis Wesel. Die Regionalzugstrecke der RB31 zwischen Moers und Xanten wird bald mit moderner Technik ausgestattet. Was Fahrgäste dazu wissen müssen.

Pendlerinnen und Pendler am linken Niederrhein dürfen sich freuen: Für die lang ersehnte Sanierung der Zugstrecke zwischen Moers und Xanten wird der Zeitplan so langsam konkreter. Wie Vertreter der Deutschen Bahn jetzt bei einem Ortstermin auf Einladung des FDP-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuther erklärten, soll die Modernisierung der Stellwerktechnik im nächsten Jahr starten und bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Wie berichtet, investiert die Bahn rund 92 Millionen Euro in den maroden Streckenabschnitt. Die Züge werden künftig aus einem digitalen Stellwerk gesteuert.

Die Technik auf der Strecke ist in die Jahre gekommen, die fünf vorhandenen Stellwerke in Moers-Rheinkamp, Rheinberg und Millingen stammen aus den Jahren 1928 bis 1967 und werden noch weitgehend von Hand gesteuert. Die Infrastruktur aus dem vergangenen Jahrhundert sorgt immer wieder für Ausfälle und Verspätungen der Regionalbahn RB31. Das soll sich mit dem Umbau ändern. „Wir versprechen uns eine deutlich höhere Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit“, erklärte Hans Mattevi, Betriebsleiter bei der zuständigen Bahntochter für das Netz Duisburg, dem der Niederrhein angehört.

Zugstrecke Moers bis Xanten: Stellwerke werden ersetzt

Die fünf Stellwerke werden komplett durch eine digitale Steuerungstechnik ersetzt. Wo heute noch Fahrdienstleiterinnen den Zugverkehr nahezu mechanisch steuern, können diese künftig aus einem neuen digitalen Stellwerk quasi per Maus-Klick die Strecke für Züge freigeben, Weichen stellen und Bahnübergänge bedienen. Herzstück wird ein rund 30 Kilometer langes Glasfaserkabel sein, über das der Datenfluss zwischen den Technikmodulen und allen Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik läuft. Außerdem modernisiert die Bahn neun Bahnübergänge und passt weitere 15 Bahnübergänge an die neue Technik an. Das Stellwerk befindet sich dann allerdings nicht direkt an der Strecke, sondern in Kleve, wo bereits in den vergangenen Jahren viel Geld in die Modernisierung der Zugstrecke für den RE10 investiert wurde.

300 Millionen Euro für die Zugstrecken am Niederrhein

„Ende 2026 ist dann der komplette Niederrhein mit der digitalen Stellwerkstechnik ausgestattet“, berichtete Mattevi. Denn neben dem Abschnitt zwischen Kleve und Krefeld, ist auch die Strecke zwischen Wesel und Bocholt digitalisiert und modernisiert worden. Bereits länger digital gesteuert werden die Züge zwischen Emmerich und Oberhausen. Mehr als 300 Millionen Euro werden am Ende in die Schieneninfrastruktur geflossen sein, wenn die Arbeiten zwischen Moers und Xanten abgeschlossen sind.

Mit dem großen Bahnhof beim Vor-Ort-Termin am Stellwerk in Rheinkamp wollten Bahn und Politik ganz sicher demonstrieren, dass auch Nebenstrecken wie die am linken Niederrhein ihre Relevanz haben. Auf Einladung von Bernd Reuther waren unter anderem Michael Theurer, parlamentarischer Staatssekretär und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, und Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen, nach Moers gekommen. In einem museumsartigen Ambiente zwischen alten Schalthebeln und Knöpfen, erklärten sie zusammen mit Mattevi den Bürgermeistern Dietmar Heyde (Rheinberg) und Thomas Görtz (Xanten) die Modernisierungspläne.

Hans Mattevi, DB-Betriebsleiter für das Netz Duisburg (ganz links), erklärte auf Einladung des FDP-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuther (ganz rechts) im altehrwürdigen Stellwerk Rheinkamp die Modernisierungspläne für den RB31.
Hans Mattevi, DB-Betriebsleiter für das Netz Duisburg (ganz links), erklärte auf Einladung des FDP-Bundestagsabgeordneten Bernd Reuther (ganz rechts) im altehrwürdigen Stellwerk Rheinkamp die Modernisierungspläne für den RB31. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Ohne Einschränkungen für die Fahrgäste wird die Modernisierung allerdings nicht über die Bühne gehen. Wie Bahn-Vertreter Hans Mattevi betonte, sollen die aber so gering wie möglich ausfallen. So werde zwischen Moers und Rheinberg-Millingen weitgehend in den Nachtstunden gearbeitet, nur einzelne Züge in den Abendstunden sollen dann ausfallen. Anders sieht es zwischen Millingen, Alpen und Xanten aus: 2025 wird die Strecke auf diesem Abschnitt voraussichtlich für drei Wochen gesperrt werden müssen, im Jahr 2026 dann sogar für zwei Monate. Die genauen Daten der Sperrungen stehen noch nicht fest, es soll dann ein Ersatzbuskonzept und eine Lösung für den Güterverkehr geben, so Mattevi.

„Wir versprechen uns eine deutlich höhere Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit“

Hans Mattevi
Betriebsleiter für das Netz Duisburg

Wenn die Stellwerkstechnik auf dem neuesten Stand ist, sind die Arbeiten aber noch nicht abgeschlossen. Bis 2031 soll der Halt in Rheinberg zu einem Kreuzungsbahnhof ausgebaut werden, damit dort zwei Züge auf der ansonsten in diesem Bereich eingleisigen Strecke aneinander vorbeifahren können. Dann kann auf der Strecke ein Halbstundentakt realisiert werden. Schon deutlich früher ändert sich übrigens die Farbe der Regionalbahnen: Denn 2025 übernimmt DB Regio den „Niederrheiner“ vom bisherigen Betreiber Rhein-Ruhr-Bahn. Dann werden die derzeit eingesetzten Dieselloks Geschichte sein. Die Bahn will auf batteriebetriebene Züge setzen, die ohne Diesel den nicht elektrifizierten Abschnitt zwischen Millingen und Xanten bewältigen können.