Kleve. Auf dem Synagogenplatz in Kleve soll ein Haus des Erinnerns errichtet werden. Mit dem Entwurf würde architektonisches Neuland betreten.
Die Begeisterung für dieses Projekt ist Friedhelm Hülsmann anzumerken. Der Klever Architekt stellte jetzt seinen Vorschlag für das „Haus des Erinnerns und Gedenkens“ vor, das auf dem Synagogenplatz in der Klever Innenstadt entstehen soll. Es handelt sich um ein transparentes Glashaus mit einer neuartigen Gebäudehülle aus Carbongewebe. Für Kleve wäre diese Architektur ein echter Hingucker. Ziel ist es, das Haus des Erinnerns bis zu Laga 2029 eröffnen zu können.
So soll das neue Gebäude aussehen
Hülsmann hat den Entwurf im Auftrag des Vereins Haus Mifgash angefertigt, der sich seit einiger Zeit um eine Bebauung des Platzes bemüht. Um das Projekt realisieren zu können, wurde nun der Verein „Haus des Erinnerns und Gedenkens“ gegründet. Demnächst soll auch eine Stiftung gegründet werden, die das nötige Kapital für das Haus sammeln soll.
Der Entwurf von Hülsmann sieht vor, dass das Bodendenkmal der alten Synagoge durch den Neubau nicht angetastet wird. Das Gebäude wird auf dem alten Grundriss errichtet. Das Erdgeschoss soll offen bleiben und zweigeschossig überbaut werden. Im Erdgeschoss entsteht ein offener Raum, der jederzeit zugänglich sein wird. Drei Öffnungen ermöglichen den Zugang. Auf der Westseite wird es einen richtigen Eingang geben, der Zugang zum Treppenhaus und zu den Toiletten bietet. Diese sind nicht jederzeit öffentlich zugänglich.
Gewebe soll vor Sonneneinstrahlung schützen
Das Gebäude soll an ein Zelt erinnern, sagt Hülsmann. Und damit auf die Wanderung des jüdischen Volkes in der Diaspora anspielen. Das Gebäude wird aus Glas gebaut und mit einem Carbongewebe überzogen. Das neuartige Gewebe soll das Gebäude vor starker Sonneneinstrahlung schützen und gleichzeitig die Transparenz betonen: „Das Gebäude zeigt, wie zerbrechlich unsere Demokratie ist“, so Hülsmann. Abends wird das Gebäude angestrahlt und soll „Licht in die dunkelste Stelle der Klever Stadtgeschichte bringen“.
„Das Gebäude zeigt, wie zerbrechlich unsere Demokratie ist.“
Ron Manheim, Gründungsmitglied und Initiator von Haus Mifgash, betonte das neue Raumgefühl, das sich im Haus der Erinnerung einstellen werde: „Alles, was dort passiert, ist sichtbar“, sagte er. Bei gutem Wetter könne man das Gebäude sogar von Kalkar aus sehen, so Architekt Hülsmann. Der Synagogenplatz liegt in unmittelbarer Nähe der Schwanenburg – im Herzen der Stadt Kleve.
Vier Millionen Euro müssen gespart werden
Mehr als vier Millionen Euro soll das Projekt kosten. Hülsmann stellte auch einen ersten Bauzeitenplan vor. Demnach könnte man mit Unterstützung der Stadt Kleve das Baurecht bis April 2026 schaffen. Für den Bau benötige man zwei Jahre. Bis September 2029 konnte das Haus stehen. Den Preis von vier Millionen könne Hülsmann bis 2025 garantieren, danach müsse man mit Baukostensteigerungen rechnen. Das Geld soll jetzt über Verein und Stiftung gesammelt werden. Gedacht wird an öffentliche und private Geldgeber, die angesprochen werden sollen. Vor Baubeginn müsse das Geld gesichert sein.
Das Haus soll allen Personen, Vereinen und Institutionen zur Nutzung offen stehen. Hier soll an die Geschichte des Judentums in Kleve und am Niederrhein erinnert werden, hier soll auch die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust erzählt werden und die Folgen von Antisemitismus und Diskriminierung sollen zur Sprache kommen. Die Kosten für den Unterhalt des Gebäudes müsste der Verein selbst erwirtschaften. Die Stadt Kleve will keine zusätzlichen Dauerlasten tragen.
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