Kleve. Der Messer-Anschlag in Solingen löst wieder die Debatte um Integration von Migranten aus. Warum diese Dynamik das Zusammenleben belastet. Ein Kommentar

Der brutale Messerangriff in Solingen erfüllt seit Freitagabend auch viele Menschen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung mit großer Sorge. Nicht nur die Tat selbst, sondern auch die Angst vor den Reaktionen, vor Rassismus und Vorurteilen, die seit dem Anschlag um sich greifen.

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Politiker, Journalisten und viele Userinnen und User in den sozialen Netzwerken diskutieren seit Freitag, 23. August, über die Nationalität des Täters. Einige fordern nicht nur Abschiebungen, sondern eine sofortige „Remigration“. Das gesellschaftliche Klima ist ohnehin angespannt – insbesondere nach der Messerattacke in Mannheim am 31. Mai, bei der ein mutmaßlich islamistischer Attentäter erst den Islamkritiker Michael Stürzenberger und dann den Polizisten Rouven Laur erstach.

So werden Unschuldige zur Zielscheibe

Die Empörung und die Angst sind verständlich. Denn solche Vorfälle schüren Misstrauen und Feindseligkeit. Davon sind leider auch Menschen mit Migrationshintergrund betroffen, die oft kollektiv für die Taten Einzelner verantwortlich gemacht werden. Insbesondere dann, wenn die Nationalität des Täters im Vordergrund der Debatte steht.

Das Gefährliche daran ist, dass diese Dynamik das Zusammenleben erheblich belastet. Zudem verstärkt sich bei den Betroffenen das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden, unabhängig davon, wie lange sie schon in diesem Land leben, wie gut sie sich integriert haben und wie viel Steuern sie zahlen. Solingen hat gezeigt, dass ein solcher Diskurs diese unschuldigen Menschen zur Zielscheibe rechtsextremistischer Angriffe machen kann.

Ahmad Shihabi.
Ahmad Shihabi. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

Nach Messerangriff in Solingen: Spalten Sie diese Gesellschaft nicht

Die Opfer des Mordanschlags von Solingen und ihre Angehörigen sind jetzt darauf angewiesen, dass Politik und Gesellschaft sie nicht allein lassen. Umso wichtiger ist es aber auch, dass sich die Gesellschaft nicht spalten lässt und in diesen schwierigen Zeiten gemeinsam gegen jede Form von Gewalt und Terror aufsteht. Denn dieser Terror geht uns alle an. Deshalb darf es keine Rolle spielen, ob der Täter Deutscher, Syrer oder sonst wer ist. Was zählt, ist die Tat und ihre Folgen für die Sicherheit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in diesem Land.

Deshalb ein Appell: Diskutieren Sie gerne, schlagen Sie Lösungen vor, aber spalten Sie diese Gesellschaft nicht! Ob in Solingen, in Kleve, in NRW oder in ganz Deutschland: Der Anschlag hat auch viele Menschen mit Migrationshintergrund in diesem Land schockiert und sie fühlen sich genauso betroffen wie ihre deutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Mehr Präventionsarbeit

Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Debatte über Sicherheit und Integration nicht von Extremisten auf beiden Seiten dominiert wird. Vielmehr müssen wir uns auf die Präventionsarbeit konzentrieren, Radikalisierung in jeder Form mit den richtigen Maßnahmen bekämpfen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, damit Hass und Gewalt in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr haben.