Kleve. Der Angriff am Kleve Bahnhof wirft ein neues Licht auf den Drogencontainer. Darum nehmen immer mehr Drogensüchtige das Angebot wahr.

Der Angriff in der Klever Drogenszene am Bahnhof wirft auch ein neues Licht auf den dortigen Drogencontainer. Er wurde in Bahnhofsnähe bereits vor ein paar Jahren aufgestellt. Die Caritas in Kleve sorgt dafür, dass es in dem Container regelmäßig frische Spritzen in einem Automaten gibt. Der Automat ist von der Aids-Hilfe. Barbara Kortmann, Leiterin der Beratungsstelle für Suchtfragen im Kreis Kleve, weiß, dass der Container gerne am Nachmittag und Abend aufgesucht wird und tendenziell eher am Monatsanfang, wenn noch Geld vorhanden ist.

Junkies aus der Region kommen nach Kleve

Seit Monaten beobachte man, dass der Container eine gewisse Sogwirkung ausübe. Durch die verkehrsgünstige Lage würden auch Drogenabhängige aus anderen Städten den Container aufsuchen. Mit dem Zug sei man schnell von Goch nach Kleve gefahren, so Kortmann. Zudem gebe es in Kleve zwei Schwerpunktpraxen, in denen Patienten Opiate erhalten können. Auch das sorge für eine gewisse Sogwirkung in Kleve.

Drogenszene am Klever Bahnhof
In diesem Container gibt es saubere Spritzen © NRZ | Johannes Kruck

Das Angebot im Drogencontainer habe sich rumgesprochen und wird von den Junkies in der Region gerne angenommen, auch weil der so gut zu erreichen ist. Haben die Caritas-Mitarbeitenden früher noch alles Abhängigen in der Stadt gekannt, ist das jetzt nicht mehr der Fall. Die Stadt Kleve schaut bewusst nicht so genau hin, was sich am Drogencontainer abspielt. Würde man mit dem Ordnungsamt regelmäßig kontrollieren, müsste man auch den Konsum dort einschränken und die Polizei einschalten, sagt Sprecher Niklas Lembeck. Man achte darauf, dass die Situation nicht aus dem Ruder läuft, aber toleriere in gewissem Maße die Drogenszene dort.

„Der Container entwickelt eine gewisse Sogwirkung.“

Barbara Kortmann,
von der Caritas in Kleve.
Guido Schulmann
Auf der Lohengrinstraße wurden vier Männer festgenommen. © TV Niederrheiin | Guido Schulmann

So haben wir am 18. Juli 2024 berichtet:

Im Klever Bahnhofsviertel ist am Mittwochnachmittag gegen 17.15 Uhr ein Streit im Drogenmilieu eskaliert. Wie die Polizei mitteilte, wurden am sogenannten Drogencontainer zwei Personen verletzt. Die Polizei konnte vier Männer festnehmen. Sie werden verdächtigt, an der Schlägerei beteiligt gewesen zu sein. Der Container befindet sich hinter der neuen Radstation am Bahnhof in Höhe des ehemaligen Schrottplatzes von Bettray.

Mit Martinshorn durch die Fußgängerzone von Kleve

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch die Bundespolizei sei hinzugezogen worden, teilte Pressesprecher Stefan Sparberg der NRZ auf Anfrage mit. Augenzeugen berichteten der NRZ, wie zwei Streifenwagen gegen 17.30 Uhr mit forscher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone Große Straße zum Einsatzort fuhren: Martinshorn und Blaulicht waren eingeschaltet. Auch der Rettungsdienst war auf dem Weg zum Bahnhof. 

Guido Schulmann
Die Polizei sperrte am Mittwoch den Bereich rund um den Klever Bahnhof ab.  © TV Niederrheiin | Guido Schulmann

Die Polizei sei gegen 17.20 Uhr gerufen worden, sagte Sprecher Sparberg. Die Beamten hätten vor Ort am Bahnhofvorplatz in Höhe des dortigen Containers ein 35-jähriger Mann aus Kranenburg leicht verletzt angetroffen.

Zwei Männer aus Kleve im Alter von 28 und 35 Jahren gerieten mit dem Kranenburger aus derzeit noch nicht bekannten Gründen in Streit, in dessen Folge der Kranenburger leicht verletzt wurde. Noch vor Eintreffen der Polizei hatten sich die beiden Tatverdächtigen mit einem VW Passat, der mit weiteren drei Männern besetzt war, vom Bahnhof entfernt. Ebenso hatte sich der Verletzte bereits auf die gegenüberliegende Bahnhofsseite begeben und konnte dort von den eingesetzten Beamtinnen und Beamten angetroffen werden.

Polizei stoppt flüchtiges Fahrzeug mit fünf Insassen

Das flüchtige Fahrzeug wurde durch die eingesetzten Beamtinnen und Beamten auf der Lohengrinstraße gestoppt und alle fünf Männer zur Wache an der Kanalstraße gebracht. Im Passat stellten die Kolleginnen und Kollegen Pfefferspray sicher.

Dem 31-jährigen Fahrer des VW Passats mit lettischen Kennzeichen wurde aufgrund des Fahrens unter dem Einfluss von Betäubungsmittel eine Blutprobe entnommen. Gegen ihn ist, im Rahmen der Ermittlungen, ein gesondertes Strafverfahren eingeleitet worden. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft konnten der 28-Jährige sowie die drei weiteren Männer bereits gestern Abend die Polizeiwache verlassen. Der 35-Jährige wurdeam Donnerstag nach Zahlung einer Sicherheitsleistung aus dem Gewahrsam entlassen. Die weiteren Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat dauern an.

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Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. © TV Niederrheiin | Guido Schulmann

Person wurde am Kopf verletzt

Später stellte sich heraus, dass eine weitere Person bei den Auseinandersetzungen am Kopf verletzt worden war. Die Verletzung sei offenbar auf einen Schnitt oder Stich zurückzuführen, teilte die Polizei mit. Die Person wurde mit einer Platzwunde ins Krankenhaus gebracht.

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Die Polizei nahm vier Männer fest. © TV Niederrheiin | Guido Schulmann

Über die Hintergründe der Auseinandersetzung kann die Polizei noch keine Angaben machen. „Es war ein Streit innerhalb der Szene“, sagt Sparberg. Die Kriminalpolizei ermittelt nun. Eine Gefahr für die Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden, betont Sparberg. Viele Menschen haben den Polizeieinsatz mitbekommen, da in der Unterstadt gerade die gut besuchte Kirmes stattfindet. 

Zusammenhänge zu der weiteren Körperverletzung, die sich am Mittwochaben im Bereich des Containers zugetragen hat, bei der ein 34-jähriger Mann aus Kleve mit einem Schneidwerkzeug verletzt wurde, werden geprüft. Nach ersten Erkenntnissen verletzte ein Unbekannte den 34-Jährigen leicht am Kopf und flüchtete anschließend in unbekannte Richtung. Die mutmaßliche Tatwaffe konnte im Umfeld aufgefunden und sichergestellt werden.

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Es kamen auch Polizeihunde zum Einsatz. © TV Niederrheiin | Guido Schulmann
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Der Rettungsdienst war mit Notarzt vor Ort.  © TV Niederrheiin | Guido Schulmann
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Das Gelände war abgesperrt.  © TV Niederrheiin | Guido Schulmann