Kleve-Materborn. Das veraltete Feuerwehrgerätehaus in Materborn wird abgerissen und ein Neubau an gleicher Stelle errichtet. Was sich damit alles verbessert.
Die Materborner Feuerwehrleute haben ihr Gerätehaus an der Kapellenstraße über all die Jahrzehnte sorgfältig gepflegt. Doch der Charme, den das Gebäude mit einer dunklen Holztheke und beige gefliesten Toiletten im Obergeschoss versprüht, verrät unverkennbar sein Baujahr: Seit 1965 treffen sich die Kameraden und Kameradinnen hier und eilen aus der viel zu eng gewordenen Fahrzeughalle hinaus zu ihren Einsätzen.
„Das Haus ist aus der Zeit gefallen“, stellt der Materborner Löschzugführer Ernst Vehreschild fest. Und dabei sind die Ecktheke im Schulungsraum und die Toiletten nebenan noch das geringste Problem. Die Schutzausrüstung der Feuerwehrleute passt kaum in die kleinen Spinde, eine Schwarz-Weiß-Trennung, die eine Kontamination auf saubere Kleidung verhindern soll, gibt es genauso wenig wie getrennte Umkleiden für Männer und Frauen. Weil das Dach nicht isoliert ist, tropft es nach starkem Regen durch. Im feuchten Keller arbeitet eine ebenfalls in die Jahre gekommene Ölheizung. Und nicht selten fliegt die Sicherung heraus, weil die Technik für die Dauerbeladung zum Beispiel der Funkgeräte gar nicht ausgelegt ist.
Abriss soll Ende des Jahres beginnen
Dieser stark veraltete Zustand findet bald jedoch sein Ende. Gegen Ende dieses Jahres soll das Feuerwehrgerätehaus abgerissen werden und ab Frühjahr 2024 an gleicher Stelle ein Neubau entstehen. „Das wird eine deutliche Verbesserung mit sich bringen“, sagt Ernst Vehreschild. Die Planung sei sehr weit fortgeschritten, so der 61-Jährige. Ob die Gewerke bereits ausgeschrieben wurden, konnte die Stadt Kleve auf NRZ-Anfrage bislang noch nicht mitteilen. Auch die Frage, ob der Neubau in Holzständer- oder Mauerwerksbauweise realisiert werde, ließ die Verwaltung offen.
Fest steht allerdings, dass das neue Feuerwehrgerätehaus um 90 Grad gedreht wird und die dann vier Fahrzeuge (bislang drei) aus der vergrößerten Halle auf die Kapellenstraße hinaus fahren. Im Erdgeschoss sind eine große Herrenumkleide und eine kleinere Damenumkleide jeweils mit eigenen Sanitärbereichen geplant. Auch Technik-, Lager- und Werkstatträume werden hier angesiedelt sein. Im Sozialtrakt im Obergeschoss befinden sich künftig ein Schulungsraum mit verschiebbarem Whiteboard, Küche, Büro, Abstellraum und zwei Toiletten.
Begrünung und PV-Anlage auf dem Dach
Die Grundfläche der neuen Feuerwehrstation wird nicht deutlich größer. Weil aber die Wohnungen wegfallen, von denen in diesen Tagen die letzte leergezogen wird, gewinnt das Gebäude an Platz. Das Flachdach wird begrünt und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Die Parkplätze, die derzeit vor und hinter dem Haus liegen, bleiben erhalten.
„In der Vergangenheit wurde es verschlafen, aber jetzt setzt die Stadt die Erneuerung der Feuerwehrgerätehäuser sukzessiv um“, lobt Ernst Vehreschild, der den Löschzug Materborn seit 2015 führt. „Wir wurden früh in die Planung eingebunden.“ So konnten die Materborner einige Detailwünsche anbringen und beispielsweise dafür sorgen, dass die individuell und traditionell gestalteten Fenster aus dem Obergeschoss des Altbaus mit in den Neubau ziehen.
Was gegen einen Umzug ins Gewerbegebiet sprach
Noch grundsätzlicher war die Entscheidung, am alten Standort im Ortskern den Neubau zu errichten und nicht ins Gewerbegebiet an der Gertrud-Boss-Straße zu ziehen. „Das ist einsatztaktisch sinnvoller, weil 80 Prozent der Einsätze auf dieser Seite der Materborner Allee stattfinden und die meisten der Kameraden und Kameradinnen hier auch wohnen“, erläutert Ernst Vehreschild. „Zudem wäre bei einem Umzug ein Stück Identität verloren gegangen.“
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Ehe der Löschzug voraussichtlich im Jahr 2025 sein neues Feuerwehrgerätehaus beziehen wird, steht während der Abbruch- und Neubauarbeiten eine Zeit der Einschränkungen bevor. „Derzeit wird an einer Übergangslösung gearbeitet“, sagt Brandoberinspektor Vehreschild. Dabei sollen die Fahrzeuge vermutlich in eine Leichtbauhalle ausgelagert werden. Details dazu konnte die Stadt Kleve noch nicht nennen. „Für unsere Theorieschulungen werden wir in benachbarte Gerätehäuser ausweichen“, kündigt der Materborner Löschzugführer an.
>> Der Löschzug Materborn
Dem Löschzug Materborn gehören aktuell 26 Männer und drei Frauen an. „Wir kommen mit dieser Zahl gut klar. Corona hat zwar eine große Kerbe hereingeschlagen, doch so langsam läuft es wieder an“, sagt Löschzugführer Ernst Vehreschild. Drei neue Interessenten gebe es.