Kleve. Dr. Michael Pelzer sagt dem Therapeuten-Mangel den Kampf an: In digitalen Mindrepair-Kursen gibt er Tipps für den Alltag - was das kostet.

Langeweile verspürt Dr. Michael Pelzer nicht allzu oft in seinem durchgetakteten Tagesablauf. Der 60-Jährige ist Chef der Praxisklinik Kleve, einer großen Hausarztpraxis in Rindern mit insgesamt sieben Ärztinnen und Ärzten. Wenn er seine Patienten versorgt hat, setzt sich Dr. Pelzer sehr häufig in den Notarztwagen und fährt kreuz und quer durch den Kreis Kleve zu Notfällen. Unter der Woche ist er dann von nachmittags bis morgens und am Wochenende 24 Stunden lang einsatzbereit. Bis zu 20 Mal pro Monat absolviert der verheiratete Familienvater diese kräftezehrende Dienste. Und als Palliativarzt kümmert sich Dr. Michael Pelzer gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Dr. Michael Kroll und dem engagierten Team des Palliativ-Netzwerks Rhein-Maas um Menschen am Ende ihres Lebens in Kleve, Kranenburg und Bedburg-Hau – seit 2022 auch im neuen Hospiz in Donsbrüggen.

Dr. Michael Pelzer weiß, was Arbeit bedeutet. Schlaf findet er immer wieder, aber nur kurz zwischen all diesen Unternehmungen. Purer Stress, mag mancher meinen. „Eine Erfüllung“, sagt der Mediziner selbst. „Ich empfinde keine Belastung, auch wenn ich wirklich viel arbeite.“ Dann lacht er zufrieden und lässt sein Gegenüber über eine Frage grübeln: Wie kann das sein?

Mentale Gesundheit, Resilienz, Achtsamkeit und Bewusstheit

Dr. Michael Pelzer führt die Praxisklinik Kleve, eine große Hausarztpraxis mit sieben Ärztinnen und Ärzten in Rindern.
Dr. Michael Pelzer führt die Praxisklinik Kleve, eine große Hausarztpraxis mit sieben Ärztinnen und Ärzten in Rindern. © Unbekannt | Dr. Michael Pelzer

Die Antwort darauf führt geradewegs zum neuesten Projekt, das der Klever Haus-, Not- und Palliativarzt 2022 an das Licht der Öffentlichkeit gebracht hat. Unter dem Markennamen Mindrepair gibt Dr. Michael Pelzer Onlinekurse zu mentaler Gesundheit, Resilienz, Achtsamkeit und Bewusstheit. Das Konzept dazu habe er über Jahre hinweg entwickelt, in denen er sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt habe. „Meine Techniken wende ich seit vielen Jahren sehr erfolgreich bei mir selbst an. Sie ermöglichen mir, zu jeder Zeit mit schwierigsten Situationen umzugehen, ohne selbst Schaden zu nehmen.“

Hilfreich seien beispielsweise regelmäßige Meditationen. Für den Mediziner sind sie Teil seiner Morgenroutine. Dr. Pelzer wendet zudem Autosuggestion an, um seine Gedanken und das Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen. „Wenn ich im Notarztwagen unterwegs zu einem Einsatz bin, dann projiziere ich mich selbst auf eine Hängematte. Das hilft mir, gelassener anzukommen und vor Ort viel effektiver zu arbeiten“, erklärt er.

Langes Warten auf einen Therapieplatz

In der Arztpraxis liege der Schwerpunkt auf körperlichen Erkrankungen, stellt der Hausarzt aus eigener Erfahrung fest. „Der Anteil an psychosomatischen Ursachen ist jedoch zunehmend. Psychotherapeutische und psychiatrische Therapieplätze sind kaum zu bekommen. Patienten warten mitunter ein dreiviertel Jahr lang“, beschreibt Dr. Michael Pelzer die Realität, die ihn veranlasst hat, nun auch als Trainer für mentale und körperliche Gesundheit aufzutreten.

Im vergangenen Jahr gründete er das Online-Sanatorium, das jetzt nach dem Markeneintrag Mindrepair heißt. „Die jüngeren Klienten konnten mit dem eher als altbacken empfundenen Namen nicht so viel anfangen“, sagt Dr. Pelzer und lächelt. Vier Kurse bietet er aktuell an: Zum Einstieg den Glücksanker und die Energiedusche, in denen die Teilnehmenden lernen, sich von Stress und negativen Emotionen zu befreien und stattdessen mit Kraft aufzuladen.

Komplettkurs Above the line läuft über acht Wochen

Der achtwöchige Onlinekurs Above the line geht in die Tiefe und greift schon im Titel den Kern von Dr. Pelzers Theorie auf. „Mindrepair hilft den Klienten, sich dauerhaft und bewusst oberhalb der emotionalen Linie aufzuhalten“, erklärt der Mentaltrainer seine Idee von einer Zweiteilung. „Dabei handelt es sich nicht um positives Denken mit Verkennung der Realität“, betont er. „Es ist vielmehr der gesunde Umgang mit ungünstigen Denkmustern. Stress und Ärger sollte man abschalten, denn sie bringen uns nicht weiter.“ Speziell an Unternehmer und Führungskräfte richtet sich schließlich ein Eins-zu-eins-Training, das ebenfalls über acht Wochen läuft.

Seit 1996 ist Dr. Michael Pelzer aktiver Notarzt im Kreis Kleve.
Seit 1996 ist Dr. Michael Pelzer aktiver Notarzt im Kreis Kleve. © Unbekannt | Dr. Michael Pelzer

Dr. Michael Pelzer genießt als Haus-, Not- und Palliativarzt, der mittlerweile über Jahrzehnte im Kreis Kleve tätig ist, einen Vertrauensvorschuss bei den Menschen. „Ich hoffe so, möglichst viele auf einem Markt mit inflationär vielen Online-Angeboten erreichen zu können. Denn nach dem Mindrepair-Tipp kommt es oft vor, dass Patienten mit psychosomatischen Beschwerden, Ängsten, Burnout, Depression und Lebenskrisen den Termin beim Psychologen zugunsten anderer Patienten nicht mehr benötigen.“

Dr. Michael Pelzer: „Das Leben ist so klasse“

Der Klever Arzt möchte in einer Zeit der „Vereinsamung, Anonymität und Aggressivität“ bei der Suche nach dem Glück behilflich sein. Denn: „Bin ich glücklich, bin ich gesund“, sagt er. „Andersherum gilt das nicht unbedingt.“

Sein Ansatz sei überhaupt nicht neu, stellt Dr. Michael Pelzer klar. „Kontemplation gab es schon zu allen Zeiten in allen Religionen und Kulturen.“ Das bewusste Wahrnehmen von sich selbst, seinen Gedanken, Emotionen und Überzeugungen wirke schließlich Wunder, meint der 60-Jährige, strahlt und sagt aus vollem Herzen: „Das Leben ist so klasse.“

>> Preise der Onlinekurse und YouTube-Kanal

Die Mindrepair-Einstiegskurse Energiedusche und Glücksanker kosten 149 Euro bzw. 179 Euro. Für den Komplettkurs Above the line zahlen Teilnehmende 999 Euro. Die Gebühren für das Eins-zu-eins-Training werden individuell vereinbart. Weitere Informationen gibt es online auf mindrepair.de.

Auf seinem YouTube-Kanal (@michael.pelzer) lädt der Klever Arzt regelmäßig Beiträge zum Mentaltraining, aber auch kurze Gesundheitstipps zum Beispiel gegen Sodbrennen oder aufwendig produzierte Videos etwa über eine Herzkatheteruntersuchung im Klever Krankenhaus hoch.