Kleve. Dr. Michael Pelzer bietet in seiner Praxis Videosprechstunden an. Der Klever Hausarzt sieht darin nicht nur während der Corona-Krise Vorteile.

Im virtuellen Wartezimmer braucht niemand Angst vor einer Ansteckung zu haben. Auf einer digitalen Uhr ticken auf dem Tablet, das auf dem eigenen Küchentisch steht, die Sekunden herunter, bis auf dem Bildschirm Dr. Michael Pelzer erscheint. Der Klever Hausarzt sitzt am Schreibtisch in seiner Gemeinschaftspraxis in Rindern, trägt ein Headset und grüßt freundlich in die Kamera an seinem Computer.

Der Klever Hausarzt Dr. Michael Pelzer bietet während der Corona-Krise Videosprechstunden an.
Der Klever Hausarzt Dr. Michael Pelzer bietet während der Corona-Krise Videosprechstunden an. © Praxisklinik Kleve

Patient und Arzt haben einen gemeinsamen Termin in der Videosprechstunde, die Pelzer seit wenigen Tagen anbietet. Sie ist ein Beispiel dafür, dass die Corona-Krise auch Innovationen auslösen kann. „Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, eine Videosprechstunde einzurichten. Die Technik gab es ja bereits, doch jetzt wurde es für uns deutlich leichter, weil auch der politische Wille vorhanden ist“, sagt der Hausarzt. Die Kassenärztliche Vereinigung vereinfachte die Abrechnung mit den Patienten und unterstützte die Ärzte bei der Ausstattung mit der nötigen Hardware. „Der Innovationsschub war überfällig und die Corona-Krise nun so etwas wie der Zündfunken“, meint Michael Pelzer.

Kommunikation mit Pflegeheimbewohnern

Dienstags und donnerstags können Patienten momentan bei ihm 10-Minuten-Termine wählen. Während des Videoanrufs zeigt ein grüner Balken die bereits verstrichene und noch verbleibende Zeit an. „Die Videosprechstunden werden wir an den Bedarf anpassen“, sagt der Hausarzt, der überzeugt ist, dass sich das digitale Format etablieren wird. „Derzeit stehen natürlich infektiöse Patienten im Mittelpunkt. Aber per Video kann man auch kleinere Verletzungen und Hautrötungen begutachten oder aber schnell und effektiv Absprachen treffen“, zählt Michael Pelzer einige der Vorteile auf, die er sieht.

Das fünfköpfige Ärzteteam der Gemeinschaftspraxis setzt die Videokommunikation auch bereits in einem aktuell sehr sensiblen Bereich ein: bei der Betreuung von Alten- und Pflegeheimbewohnern. „Natürlich besuchen wir unsere Patienten in allen Pflegeeinrichtungen, mit denen wir verbunden sind, auch weiterhin persönlich. Doch für einige Situationen ist der digitale Kontakt eine gute Alternative“, so der Hausarzt. „Es ist ein anderes Gespräch als nur am Telefon. Wenn ich dem Patienten in die Augen schauen kann, gewinne ich einen viel besseren Gesamteindruck.“

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Praxis wird wieder voller

Zum Start dieser Woche sei der Andrang in der Praxis fast schon wieder normal gewesen, wegen des notwendigen 1,50-Meter-Abstands standen die Patienten sogar bis auf die Straße. In den Tagen zuvor spürten Pelzer und seine Kollegen allerdings „deutlich, dass sich viele Menschen nicht mehr richtig zu uns trauten“. Die Videosprechstunden würden nun eine sichere und schnelle Abklärung ermöglichen.

Gleichwohl, das räumt der Mediziner ein, gibt es noch manche Startschwierigkeit. Eigentlich müssen Patienten auf der Internetseite der Praxis nur mit wenigen Klicks einen Termin buchen, erhalten dann per E-Mail einen Link, der fünf Minuten vor dem Videoanruf mit dem Arzt ins virtuelle Wartezimmer führt. Noch läuft die Technik aber nicht immer reibungslos. „Einige Dinge müssen noch reifen, doch der Markt der zertifizierten Anbieter explodiert seit drei Wochen. Die Abläufe werden sich weiter verbessern“, stellt Michael Pelzer fest. „Wir erleben im Moment einen Paradigmenwechsel.“