Kranenburg. Die CDU will eine neuerliche Prüfung für einen Windpark im Reichswald. Die Gruppe „Gegenwind“ bleibt bei der ablehnenden Haltung.

Der Antrag kam im Grunde nicht überraschend: Die CDU in Kranenburg möchte einen zweiten Anlauf für einen Windpark am Kartenspielerweg im Reichswald unternehmen. Am 12. Mai wird das Thema im Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde diskutiert. Fraktionschef Joachim Janßen sieht mit den gestiegenen Klimaschutzanforderungen und der aktuellen Diskussion um den Ausstieg aus dem Russland-Gas gute Möglichkeiten, die zwölf Windkraftanlagen jetzt im Reichswald genehmigt zu bekommen.

Neue Signale auf Regionalratsebene

2016 wurde bereits ein Windmesser von „AboWind“ am Kartenspielerweg aufgebaut.
2016 wurde bereits ein Windmesser von „AboWind“ am Kartenspielerweg aufgebaut. © NRZ | AG

Für eine Realisierung des Windparks müssten sowohl der Regionalplan geändert werden als auch der Landschaftsplan. Vor gut vier Jahren haben weder der Regionalrat noch der Kreis Kleve als untere Landschaftsbehörde ihre Zustimmung dafür erteilt. Janßen nimmt allerdings die ersten Signale auf Regionalratsebene wahr, dass sich diese Einschätzung nun verändert hat: „Wir kommen vielleicht zu einer neuen Bewertung“, sagt er.

Aber Joachim Janßen möchte nicht nur den Reichswald in den Blick nehmen. Die Ankündigung von Wirtschaftsminister Robert Habeck in seinem Osterpaket, auch Landschaftsschutzgebiete künftig für Windenergieanlagen zu nutzen, könnte für Kranenburg interessant sein: „Wenn wir die Windkraft neu untersuchen, dann müssen wird sicherlich das gesamte Gemeindegebiet noch einmal in den Blick nehmen.“ So könnte man auch in Wyler oder in Schottheide und Frasselt Flächen finden, die sich für eine Windenergieanlage eignen könnten. „Wenn die Landschaftsschutzgebiete keine Tabuflächen mehr sind, dann ergeben sich hier vielleicht Möglichkeiten“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. Allerdings müssten konkrete Vorgaben bezüglich der zulässigen Abstände zu Wohnbebauungen vorgegeben werden.

Bürgerwindpark soll für stärkere Akzeptanz sorgen

Janßen möchte den Windpark erneut mit dem Investor „AboWind“ angehen: „Das wäre sinnvoll, weil wir bereits in den Planungen relativ weit waren“, sagt der Christdemokrat. Denkbar seien sicherlich auch die Möglichkeiten für einen Bürgerwindpark. Diesen könnte man vielleicht auch mit den niederländischen Nachbargemeinden grenzüberschreitend aufziehen, um hier die Akzeptanz zu erhöhen: „Die Argumente bezüglich des Landschaftsbildes sind ja nicht verschwunden und müssen auch ernst genommen werden“, sagt Janßen.

Der Zustand des Waldes am Kartenspielerweg hat sich aus Sicht des CDU-Mannes weiter verschlechtert. Die Nadelgehölze hätten in den letzten Jahren stark unter dem Borkenkäfer gelitten und auch die Trockenheit habe dazu geführt, dass viele Bäume abgestorben sind: „Da gibt es an vielen Stellen schon einen ordentlichen Kahlschlag“, so Janßen. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW habe diese Flächen auch nicht wieder aufgeforstet.

Bereits 2016 kämpfte die Gruppe „Gegenwind im Reichswald“ gegen das Projekt von Abo-Wind: Harrie Mazeland, John Tampoebolon, Jeroen Boot, Frauke Hans und Hannah van der Valk.
Bereits 2016 kämpfte die Gruppe „Gegenwind im Reichswald“ gegen das Projekt von Abo-Wind: Harrie Mazeland, John Tampoebolon, Jeroen Boot, Frauke Hans und Hannah van der Valk. © NRZ | AG

Gegenwind bleibt bei der ablehnenden Haltung

Dies ist auch John Tampoebolon nicht entgangen. Der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Gegenwind im Reichswald“ hält die Argumente von damals nach wie vor für stichhaltig: „Wir verstehen sicherlich das Argument des Krieges in der Ukraine und die Notwendigkeit, vom russischen Gas wegzukommen. Aber wir sehen im Reichswald keine Möglichkeiten, einen industriellen Windpark zu betreiben“, so Tampoebolon. Gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wertvoll Natur für uns Menschen ist und der Reichswald sei nun mal der einzige Wald in der Region.

Soll man den Reichswald für Windräder doch öffnen? Hier ein Windpark in Hohenahr in Hessen.
Soll man den Reichswald für Windräder doch öffnen? Hier ein Windpark in Hohenahr in Hessen. © Unbekannt | Unbekannt

Dass am Kartenspielerweg die Nadelgehölze bald verschwinden werden und mittlerweile Kahlflächen festzustellen sind, bedeute nicht, dass der Wald nichts mehr Wert ist: „Es gibt ja bereits Aufforstungen mit Laubgehölzen“, so Tampoebolon. Gleichwohl habe Wald und Holz diese noch nicht am Kartenspielerweg ausgebracht. Für den Vorsitzenden der Bürgerinitiative ist dies ein weiterer Beweis, dass der Landesbetrieb nach wie vor starke monetäre Interessen verfolge: „Die haben ihre Seele verkauft und sehen den Naturschutz offenbar nachrangig.“

Neue Pläne aus Berlin stoßen auf Ablehnung bei Gegenwind

Die neuen Pläne aus Berlin, Windenergieanlage auch in Landschaftsschutzgebieten zu ermöglichen, sieht Tampoebolon sehr kritisch: „Wenn diese Pläne sich durchsetzen, dann ist das das Ende des Naturschutzes in Deutschland. Alle schützenswerten Gebiete würden in Mitleidenschaft gezogen.“

Dr. Volkhard Wille (Grüne) spricht sich auch unter den geänderten Vorzeichen gegen einen Windpark im Reichswald aus.
Dr. Volkhard Wille (Grüne) spricht sich auch unter den geänderten Vorzeichen gegen einen Windpark im Reichswald aus. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Auf einer Podiumsdiskussion zur Landtagswahl positionierte sich Volkhard Wille (Grüne) deutlich gegen die Pläne eines Windparks im Reichswald: „Es gibt deutlich bessere Möglichkeiten Windräder zu realisieren als den Reichswald zu nutzen“, sagte er.

Auch die Ballungsräume sollen in Windräder investieren

Auch Günther Bergmann (CDU) sieht noch weitere Möglichkeiten im städtischen Ballungsräumen für weitere Windräder. Er könne nicht einsehen, warum etwa in Köln an einer Müllverbrennungsanlage kein Windrad platziert werden könnte. Der Kreis Kleve habe bereits viele Windräder in der Vergangenheit ermöglicht. Die neuerliche Diskussion in Kranenburg wollte er nicht kommentieren: „Im Reichswald ist zurzeit ein Windpark rechtlich nicht zulässig.“ Er wolle sich nicht zu Dingen äußern, die rechtlich gar nicht möglich sind.

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