Kalkar. Alfredo Cleto Batista und Monika Stronska sprachen in Kalkar mit Paula Backhaus über Möglichkeiten und Gefahren der Sozialen Medien.
Man hört solche Sätze eher in Amerika als in Deutschland: „Du kannst alles schaffen, was du willst.“ Alfredo Cleto Batista stammt aus der Dominikanischen Republik, wo er als Informatiker gearbeitet hat. Er hatte ein gutes Leben, und als er wegen der Liebe nach Deutschland wollte, rieten seine Eltern ihm ab. Tatsächlich wurde hier sein Studium nicht anerkannt, er arbeitete im Fitnessstudio, lernte Deutsch, machte eine Installateur-Ausbildung und ist derzeit mit der Meisterprüfung beschäftigt (wie berichtet). So weit, so gut.
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Seine Eltern sind mächtig stolz auf auf ihren Sohn, der mittlerweile in Uedem-Keppeln lebt. Aber nicht nur wegen der Sache mit der Meisterprüfung. Sie predigen ihm etwas, was man von Eltern vermutlich nicht so oft hört: „Kümmere dich bitte weiter um deinen Instagram-Account.“
Mehr als 200.000 Follower
Denn Alfredo Cleto Batista ist auch ein Instagram-Star mit mehr als 200.000 Followern. In der Kalkarer Mühle erzählte er am Dienstagabend, wie Instagram funktioniert, wie er es zum Star gebracht hat und sich selbst dabei treu bleibt. Eingeladen hatte Paula Backhaus, Kandidatin der Grünen im Wahlkreis Kleve I, zu dem auch Kalkar gehört, bei der Landtagswahl im 15. Mai. „Das Thema ist ja nicht so typisch für die Grünen“, gestand sie den etwa 20 Besuchern ein. „Aber wir müssen mal darüber reden, was die Risiken von Social Media für junge Leute sind und was die Chancen.“
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Eingeladen war auch die Polin Monika Stronska. Sie unterstützt seit drei Jahren ihre kranke Mutter, die in Kleve lebt, und ist daher jetzt auch eine Kleverin. Monika Stronska ist Model und Influencerin, sie vertritt Polen beim Miss Europe Continental Wettbewerb und vertreibt eine eigene Beauty-Linie. Sie richtet sich hauptsächlich an ihre polnischen Landsleute. „Ich habe bei Instagram mit Kleinigkeiten angefangen“, berichtete sie. „Immer mehr Leute haben sich die Bilder angesehen, und immer mehr Firmen wollten mit mir arbeiten.“
Das Geschäftsmodell der Influencer
Das Geschäftsmodell der Influencer besteht darin, Produkte zu präsentieren. Dafür bekommen sie Geld. Ziel der Firmen ist es, ihre Produkte bei den Zielgruppen bekannt zu machen. „Ich werbe nur für Produkte, die ich getestet habe und die mir gefallen“, sagte Alfredo Cleto Batista. Auch er hat klein angefangen: „Ich war ein schmächtiger Junge und wollte mich verändern.“ Die Fotos und Videos seiner Veränderung haben offenbar viele Menschen beeindruckt. Für ihn ist Instagram daher ein Medium, mit dem er Hoffnung geben kann: „Man kann alles schaffen, das Einzige, was man braucht, ist Kampfgeist.“ Den hat er sich bis heute bewahrt. „Mein Wecker geht morgens um halb fünf“, damit er alle seine selbstgesteckten Ziele erreichen könne, erzählte er.
Im Unterschied zu Monika Stronska, die für ein perfektes Foto schon mal drei Stunden braucht, zeigt er Schnappschüsse auf Instagram. „Wobei auch ich mir inzwischen mehr Mühe gebe, um den Leuten etwas zu bieten.“ Negative Kommentare hat er eigentlich nie bekommen, wohl aber viele Anfragen von Mädchen. „Da antworte ich nie.“ Entsprechendes berichtet auch Stronska: „Ich bekomme gigantisch viele Anfragen von Männern.“ Auch Beleidigendes hat sie schon erhalten. Sie erzählte, wegen des herrschenden Schönheitsideals in jüngeren Jahren auch schon depressiv gewesen zu sein.
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Paula Backhaus fragte nach dem gesellschaftlichen Nutzen von Instagram
„Wo ist der gesellschaftliche Nutzen von Instagram?“, fragte denn auch Paula Backhaus. Ist den Kindern und Jugendlichen bewusst, dass ihre Instagram-Idole ein geschöntes Leben zeigen? Und sind Fair-Trade und ökologische Standards bei den Entscheidungen, für welche Firma man wirbt, von irgendeiner Relevanz? Die beiden Instagram-Stars hatten sich zu diesen Fragen noch keine großen Gedanken gemacht. Wie so oft können die technischen Möglichkeiten vermutlich beides: Gutes und Schlechtes hervorbringen.
Das Leben geht weiter. Oder wie Alfredo Cleto Batista erfrischend bemerkte: „Wenn morgen Instagram abgeschaltet wird, habe ich kein Problem damit. Ich weiß ja, was ich erreichen kann.“