Goch-Pfalzdorf. Moderne Stellwerkstechnik für RE 10: Bahnvorstand Ronald Pofalla und NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst besuchten eine Baustelle in Pfalzdorf.
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Bei seiner Ankunft ganz in der Nähe der alten Heimat passierte Ronald Pofalla die Vergangenheit der RE-10-Bahnstrecke, um kurz danach ihre Zukunft zu präsentieren. Gemeinsam mit NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst besuchte der aus Weeze stammende Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn (DB) am späten Dienstagnachmittag gleich hinter dem stillgelegten Bahnhof in Goch-Pfalzdorf eine Baustelle, die für die Modernisierung des störanfälligen linksrheinischen Schienenwegs eingerichtet wurde. Bis Herbst 2022 erhält die RE-10-Strecke zwischen Kleve und Kempen in zwei Abschnitten moderne Stellwerks- und Signaltechnik (die NRZ berichtete). Die auf dem Stück von Kleve nach Geldern angelaufenen Arbeiten sollen bereits Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.
Investition von 70 Millionen Euro
Im Rahmen des insgesamt 500 Millionen Euro schweren sogenannten Schnellläuferprogramms investiert der Bund allein 70 Millionen Euro in die RE-10-Strecke, die als eines von bundesweit sieben Projekten ausgewählt wurde. In enger Zusammenarbeit mit Industrieunternehmen möchte die DB dabei ein Rekordtempo vorlegen. „Dieses Vorhaben würde normalerweise fünf Jahre dauern. Wir sind aber überzeugt davon, es in eineinhalb Jahren zu schaffen“, sagte Heinrich Laumen, Geschäftsführer des beauftragten Unternehmens Scheidt & Bachmann aus Mönchengladbach. Genehmigungs- und Planungsprozesse werden dafür deutlich beschleunigt. „Wir stimmen uns permanent ab und sind auf einem guten Weg“, so Laumen.
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Bahnvorstand Ronald Pofalla stellte fest, dass „wir auf der störungsanfälligen RE-10-Strecke ohnehin Investitionen hätten tätigen müssen“. Sie sei „ein bisschen ein Sorgenkind im rheinischen ÖPNV“, meinte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. „Jetzt wird hier aber wirklich kein Flickwerk betrieben, sondern ein Systemupgrade gemacht und richtig viel Geld in die Hand genommen.“ Die Politiker aus dem Kreis Kleve – neben Landrätin Silke Gorißen waren auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff und die Landtagsabgeordneten Stephan Haupt (FDP), Günther Bergmann (CDU) und Margret Voßeler-Deppe (CDU) zugegen – dürften diese Worte mit einiger Genugtuung vernommen haben. Erst der jahrelange partei- und kreisübergreifende politische Druck brachte den Modernisierungsdurchbruch für die vernachlässigte Bahnstrecke.
Zukünftig sechs statt zwölf Stellwerke
Ab Dezember sollen die Fahrdienstleister die Züge auf dem Abschnitt zwischen Kleve und Geldern digital steuern können. Dafür verlegt die DB aktuell Kabel und errichtet bis Ende Juli neue Technikmodule. Ab Herbst 2022 läuft die Zugsteuerung der Strecke zwischen Kleve und Kempen dann nur noch in sechs statt wie bislang in zwölf Stellwerken. Die verbaute digitale Technik ermöglicht darüber hinaus in der Zukunft weitere Modernisierungsschritte.
Vollsperrung ab August
Bislang liefen die Arbeiten an der RE-10-Strecke vor allem nachts. Fahrgäste müssen sich vom 16. August bis 4. Dezember jedoch auf eine lange Vollsperrung zwischen Kleve und Geldern einstellen.Ein Ersatzbuskonzept soll demnächst vorgestellt werden.
76 Bahnübergänge werden bei der Baumaßnahme aufgerüstet oder komplett erneuert. Welche der insgesamt 96 Bahnübergänge dagegen geschlossen werden, darüber wird noch diskutiert.
„Wir werden in wenigen Jahren von der Strecke nichts mehr hören“, kündigte Hendrik Wüst an. „Und das ist immer ein gutes Zeichen, denn dann läuft es und die Beschwerden nehmen ab.“