Kreis Kleve. Die Stellwerks- und Signaltechnik an der RE-10-Strecke wird ab sofort für 70 Millionen Euro modernisiert. Umfangreiche Sperrungen sind geplant.

Die Deutsche Bahn (DB) hat mit den ersten Arbeiten für die Modernisierung der Stellwerks- und Signaltechnik an der störanfälligen RE-10-Bahnstrecke zwischen Kleve und Kempen begonnen. Das verkündeten DB, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und Nordwestbahn in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Dienstag. Die Fahrgäste müssen sich demnach vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2021 auf lange Sperrungen und Schienenersatzverkehr einstellen.

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Im Rahmen des Großprojektes sollen innerhalb kürzester Zeit die Stellwerke in Kleve, Bedburg-Hau, Goch, Weeze, Kevelaer, Geldern, Vernum, Nieukerk, Aldekerk und Kempen durch moderne elektronische Stellwerkstechnik ersetzt werden. Die Bedienung erfolgt ab Herbst 2022 aus den sechs Stellwerken in Kleve, Bedburg-Hau, Goch, Kevelaer, Nieukerk und Kempen, die entsprechend digital aufgerüstet werden.

Der Bund investiert nunmehr insgesamt knapp 70 Millionen Euro. Ende November 2020 hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags zunächst knapp 45 Millionen Euro freigegeben. Ob die Erhöhung der Investitionssumme mit zusätzlichen Maßnahmen und/oder Steigerungen der Baupreise zusammenhängt, blieb am Dienstag offen. Die DB ließ NRZ-Nachfragen zunächst offen, kündigte aber Antworten für die nächsten Tage an.

Freude bei Rouenhoff und Hendricks

Schnellläuferprogramm und Digitale Schiene

Der Bund stellt in diesem und dem kommenden Jahr insgesamt 500 Millionen Euro für moderne Stellwerkstechnik aus dem Konjunkturprogramm zur Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie bereit.Das Schnellläuferprogramm umfasst neben der RE-10-Strecke deutschlandweit sechs weitere Projekte, bei denen in kurzer Zeit die vorhandene Stellwerks- und Bahnübergangssicherungstechnik durch digitale Stellwerkselemente modernisiert wird.Das Förderprogramm ist eingebettet in das Projekt Digitale Schiene Deutschland, das den Bahnverkehr nachhaltig revolutionieren soll: Das Bundesverkehrsministerium verspricht sich von der Digitalisierung kürzere Fahrzeiten, kürzere Wartezeiten und präzise Kundeninformation.

„Wir freuen uns sehr, dass die Arbeiten auf der RE-10-Strecke zwischen Kleve und Kempen nun so richtig an Fahrt aufnehmen. Dies ist ein echter Meilenstein“, sagen die beiden Kreis Klever Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff (CDU) und Barbara Hendricks (SPD) in einem gemeinsamen Statement. „Mit den bereitgestellten Finanzmitteln des Bundes für unsere linksrheinische Bahnstrecke wird die Stellwerks- und Signaltechnik jetzt auf den neuesten Stand gebracht. Das trägt zu einer höheren Verlässlichkeit der Schienenverbindung bei, auf die Berufspendler, Schüler und viele andere Fahrgäste so dringend angewiesen sind.“

DB, VRR und Nordwestbahn hatten die Kreis Klever Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie Vertreter von Anrainerkommunen in der sechsten Gesprächsrunde zum RE 10 am Montag im digitalen Format über den Start der Arbeiten informiert. Die Gesprächsrunde war vor knapp drei Jahren ins Leben gerufen worden, um die Modernisierung der Bahnstrecke voranzutreiben.

Die Deutsche Bahn modernisiert den Streckenabschnitt Kleve-Kempen im Rahmen des Schnellläuferprogramms (siehe Infobox) in einem zweistufigen Verfahren. Bis zum 4. Dezember 2021 sollen die Arbeiten auf dem ersten Teilstück zwischen Kleve und Geldern abgeschlossen sein. Die Baumaßnahmen auf dem zweiten Abschnitt Geldern-Kempen sollen danach beginnen und bis Herbst 2022 fertiggestellt sein.

Arbeiten an 76 Bahnübergängen

Das Schienennetz – hier der Bahnhof in Bedburg-Hau – soll dank moderner Technik zuverlässiger werden.
Das Schienennetz – hier der Bahnhof in Bedburg-Hau – soll dank moderner Technik zuverlässiger werden. © Unbekannt | Carlos André Chavez

Die moderne Signal- und Stellwerkstechnik soll das Schienennetz am linken Niederrhein insgesamt zuverlässiger machen. Sie löst die aktuellen Anlagen ab, die auf der RE-10-Strecke teilweise noch aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen, und ermöglicht laut DB unter anderem eine bessere Disposition der Züge und mehr Fahrmöglichkeiten in den Bahnhöfen im Regel- und Baustellenbetrieb sowie weniger Instandhaltungsaufwand.

Hierfür sind auf rund 20 Kilometern Kabeltiefbauarbeiten erforderlich. Rund 170 Signale und 30 Weichen werden neu errichtet bzw. an die moderne Technik angepasst. Dies gilt auch für 76 Bahnübergänge. Die ersten Kabeltiefbauarbeiten haben bereits begonnen. Trotz des Einsatzes modernster Arbeitsgeräte sei Baulärm leider nicht zu vermeiden, so die Projektpartner.

Diese Sperrungen sind geplant

Wegen der umfangreichen Arbeiten plant die DB für dieses Jahr weitreichende Sperrungen. Zunächst wird die Strecke vom 22. Mai bis zum 2. Juli 2021 nachts geschlossen. Ab dem 16. August bis zum 4. Dezember 2021 folgen Vollsperrungen zwischen Kleve und Geldern. „Weitere Sperrungen zwischen Geldern und Kempen befinden sich aktuell noch in der Abstimmung“, so DB, VRR und Nordwestbahn an.

Für die Zugverbindungen der Linie RE 10 (Niers-Express) bedeutet dies konkret: Vom Abend des 22. Mai bis 2. Juli wird nachts der Streckenabschnitt zwischen Krefeld und Kleve durch einen Schienenersatzverkehr mit Bussen bedient. Für die Streckensperrung zwischen Geldern und Kleve von Mitte August bis Dezember würden Nordwestbahn und VRR derzeit ein Ersatzbuskonzept erarbeiten. Die Fahrgäste sollen rechtzeitig im Vorfeld über Einzelheiten informiert werden.

VRR finanzierte Planung vorab

Der VRR begrüßt den Start der Baumaßnahme, die auch maßgeblich durch das finanzielle Engagement des Verkehrsverbunds im Vorfeld angestoßen wurde. Der VRR hatte, wie berichtet, vier Millionen Euro vorab zur Prüfung und Umsetzung dieser infrastrukturellen Verbesserungen bereitgestellt und so den langen Planungsweg deutlich verkürzt. Dieser Finanzierung ist es auch zu verdanken, dass die Maßnahme in das Schnellläuferprogramm zur Umsetzung aufgenommen wurde und nun von den Bundesfördermillionen profitiert. Der VRR geht davon aus, dass die Modernisierung und Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik zu einer „wesentlichen Verbesserung der aktuellen betrieblichen Verhältnisse auf der Strecke beitragen“.