Essen. Zentrum für Gehirngesundheit untersucht Risikopatienten. Chef-Neurologe: Viele Fälle ließen sich verhindern. Neue Medikamente machen Hoffnung.
Demenz – längst eine Volkskrankheit, die etwa 1,8 Millionen Menschen in Deutschland betrifft, Tendenz stark steigend. Besonders verbreitet ist die Form Alzheimer, woran 60 bis 80 Prozent der Demenzkranken leiden. Das ist der aktuelle Stand, auf dessen Grundlage auch die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen arbeitet. Demenz ist jedoch keine unabwendbare Begleiterscheinung des Älterwerdens. Es gibt Risikofaktoren, die man erkennen und ausschalten kann.
Mit wachsendem Elan wird an der Prävention gearbeitet. „Krebsvorsorge oder den Herz-Check-up kennt jeder“, sagt Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der neurologischen Klinik am Essener Uniklinikum. „Aber für das Gehirn wird noch wenig präventiv gemacht.“ Im neuen Zentrum für Gehirngesundheit und Prävention (ZGP-E) seiner Klinik steht Früherkennung von Demenz im Mittelpunkt. Den Aufbau des Zentrums fördert die Brost-Stiftung mit einer bemerkenswerten Summe: 750.000 Euro. Das gaben Kleinschnitz und Stiftungs-Vorstand Prof. Bodo Hombach am Freitag bekannt.
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Brost-Stiftung unterstützt neues Zentrum an der Uniklinik Essen
Das Geld ist als Anschubfinanzierung gedacht. Von einer „Spende“ will Hombach nicht sprechen, vielmehr von einem „Förderbescheid“, der mehr sei als eine monetäre Zusage: „Er ist ein Ausdruck des Vertrauens und ein Vorschuss auf eine verantwortungsvolle Tätigkeit im Sinne der Gemeinschaft.“ Die Unterstützung solle langfristig sein. Es ist nicht die erste große Zuwendung der Brost-Stiftung an die Essener Universitätsmedizin. Im Frühjahr 2021 beispielsweise waren 600.000 Euro übergeben worden für eine Studie, die sich der Lebensqualität schwer krebskranker Menschen widmet. Auch ein Pilotprojekt zum digitalen Diabetesmanagement im Krankenhaus wird unterstützt.
Das Zentrum für Gehirngesundheit sei tatsächlich eine Neugründung, ergänzt Prof. Kleinschnitz, es habe Anfang 2024 seine Arbeit aufgenommen. Leiterin ist Oberärztin Dr. Iris Trender-Gerhard. In den Sprechstunden werden Menschen mit einem erhöhten Demenz-Risiko getestet und beraten. Im Blut und im Nervenwasser etwa ließen sich bestimmte Eiweißstoffe identifizieren, die für eine Demenzerkrankung sprechen. Um das Zentrum weiter auszubauen, würde Personal benötigt, Neuropsychologen, aber auch Hilfskräfte, erläutert Prof. Kleinschnitz. „Wir brauchen auch Mittel für genetische Testungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden.“ Für die Patientinnen und Patienten sollen die Untersuchungen kostenlos sein.
Neue Medikamente gegen Alzheimer: Hilfe im Frühstadium
Voraussichtlich 2026 soll das Zentrum für Gehirngesundheit auch eigene Räumlichkeiten in einem Neubau beziehen, so der Chef-Neurologe des Essener Uniklinikums. Hunderte besorgter Menschen hätten dort schon Rat gesucht. Der Blick richte sich insbesondere auch auf Jüngere: Auch lange vor dem 65. Lebensjahr kann man an Demenz erkranken. „Und je früher man sie erkennt, desto besser.“ Große Hoffnung setzt Kleinschnitz auf neue Medikamente, die Alzheimer im Frühstadium ausbremsen und bald auch in Deutschland auf den Markt kommen sollen.
Auch unabhängig von medikamentösen Möglichkeiten ist er der Überzeugung: „Bis zu 40 Prozent der Demenzfälle ließen sich mit relativ einfachen Maßnahmen verhindern.“ Risikofaktoren seien etwa zu hoher Blutdruck, Diabetes, Übergewicht oder zu wenig Bewegung. Mittlerweile wisse man auch, dass Menschen, die an Depressionen leiden oder in sozialer Isolation leben, eher von Demenz betroffen seien. Gegen viele dieser Risiken könne man frühzeitig und aktiv etwas tun.
Erste Anlaufstellen sind die Hausärzte
Obwohl das neue Zentrum überregional arbeitet und grundsätzlich allen offensteht, sind die Ressourcen begrenzt: „Wir können natürlich nicht jeden im Ruhrgebiet, dem mal ein Name entfällt, untersuchen“, sagt Kleinschnitz. „Wir brauchen vorgeschaltete Filter.“ Erste Anlaufstellen seien die Hausärztinnen und -ärzte, in deren Praxen auch erste Tests durchgeführt werden könnten. Eine Überweisung an das ZGP-E ist erforderlich, ausführliche Infos auf demenz.uk-essen.de.
Im Übrigen könnten auch bereits gut angepasste Brillen und Hörgeräte das Demenzrisiko etwas mindern, ergänzt der erfahrene Neurologe. „Wenn jemand dauerhaft von Kommunikation abgeschirmt ist, geht für das Gehirn wichtiger Input verloren.“
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