Essen-Horst. Die Buslinie E33 soll trotz offenbar geringer Nutzerzahlen weitergeführt werden, aber einen anderen Weg nehmen und weitere Haltepunkte anfahren.
An der Horster Straße steht eine sogenannte Behelfsbushaltestelle. Der Wind fegt eisig, trotzdem lächeln die vier Menschen dort. Denn es gibt gute Neuigkeiten. Die Essener Stadtverwaltung schlägt vor, das Angebot der Buslinie E33 ab 2025 besser an die Fahrgastwünsche anzupassen. Mit neuer Route durch das Steeler Zentrum und zusätzlichen Haltestellen. Nebenan in ihrem Salon „Frisur anne Ruhr“ trifft sich Conny Vatter mit Barbara Frach vom Ortsausschuss sowie den Ratsleuten Luca Ducree und Michaela Heuser zu einer Art improvisierter „Freudenfeier“.
Der Rat müsse noch zustimmen am 27. November, gibt CDU-Politiker Ducree zu bedenken, aber die Mehrheiten für eine Fortsetzung des Busprojektes seien gefunden. Das zu erreichen sei in der aktuell schwierigen Haushaltslage gar nicht so leicht gewesen: „Die Stadt ist nicht verpflichtet, für das Versagen des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr an dieser Stelle eine Buslinie aufzumachen.“
Auch dezentrale Essener Stadtteile brauchen ein attraktives ÖPNV-Angebot, finden die Politiker
Doch auch dezentrale Stadtteile bräuchten ein attraktives ÖPNV-Angebot. Groß sei jetzt die Vorfreude, so SPD-Frau Michaela Heuser: „Jetzt bekommen die Leute so ziemlich genau das, was sie wollten. Die Lösung ist den Bedarfen angepasst.“ Barbara Frach freut sich schon: „Super, dass der E33 jetzt auch durch Steele fährt.“
Auch Luca Ducree findet, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben: „Das Zusammenspiel von Stadtverwaltung, Politik und Bürgerschaft hat in diesem Fall bestens funktioniert.“ Sogar Oberbürgermeister Thomas Kufen habe dem Projekt Rückenwind gegeben. Wohl, weil er das Argument stimmig fand, dass die Bürger kaum den ÖPNV stärker nutzen werden, wenn das Angebot qualitativ verschlechtert wird.
Die Ruhrbahn hatte die Essener Linie 167 mangels Nachfrage eingestellt
Ein Blick zurück: Im Jahr 2018 stellte die Ruhrbahn die Buslinie 167 „mangels Nachfrage“ ein, der Takt der S-Bahnlinie 3 wurde erst reduziert und dann auf stündlich ausgedünnt. Auch fielen öfters Fahrten einfach aus. Weniger mobile Mitbürger schauten in die Röhre. Ducree stellt klar: „Die Menschen in Horst waren durch die dauerhafte Unzuverlässigkeit der S-Bahn stark beeinträchtigt.“ Beim VRR kämpfe man gegen Windmühlen. Michaela Heuser ächzt: „Kein vernünftiger Ansprechpartner.“
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Conny Vatter war längst der Kragen geplatzt: „Ich wollte etwas tun für die Leute, vor allem für die älteren. Damit die zum Einkauf beim Bäcker oder in der Apotheke kommen, zum Markt oder zum Friedhof.“ Kurzerhand organisierte sie einen Bus samt Fahrer: „Privat, bezahlt aus meiner Tasche.“ Diesen Neunsitzer mit Rollstuhlplatz taufte sie „Bus anne Ruhr 67“. Damit die Friseurin nicht komplett auf den Kosten sitzen bleibt, spendete ihre Kundschaft eifrig. Auch Barbara Frach half mit: „Wir haben in der Gemeinde gesammelt, der Erlös vom Rudelsingen ging an das Projekt.“
Neuerungen bei der Linie E33
Ab 2025 verkehrt die Linie E33 wie die übrigen Stadtlinien über die Haltestellen Grendtor, Grendplatz und Paßstraße Richtung Steele S und über die Haltestellen Ahestraße und Dreiringplatz Richtung Horst. Durch diese Führung wird auch ein Parallelverkehr zur Linie S3 vermieden, die vom VRR kritisiert wurde. Entlang der Dahlhauser Straße/Ruhrau werden nun auch die Haltestellen Eisenwerk, Wisthoff und Pläßweidenweg bedient. Die Fahrzeiten sollen montags bis freitags zwischen 7 Uhr und 19 Uhr sein, an Samstagen zwischen 8 bis 14 Uhr.
Irgendwann ging dem „Bus anne Ruhr“ finanziell die Luft aus. Die Arbeiterwohlfahrt ließ donnerstags einen Bus fahren, aus einer CDU-Bürgerversammlung entwickelte sich ein „Marktbus“, der an drei Tagen fuhr. Conny Vatter ruhte sich derweil nicht aus, sondern aktivierte Mitstreiter. Barbara Frach erinnert sich an eine Demo und Unterschriftensammlungen: „Wir haben darauf aufmerksam gemacht, dass es hier hapert.“ Und die Ratsleute machten sich ans politische „Klinkenputzen“.
Im Dezember 2023 startete der Testbetrieb der Buslinie E33 in Essen
Letztlich wirkte das Engagement und die Ruhrbahn startete im Dezember 2023 testweise eine Buslinie E33 zwischen dem S-Bahnhof Essen-Horst und dem Steeler S-Bahnhof. Nun liegen erste Zahlen auf dem Tisch, die eine eher geringe Auslastung zeigen. Die Rede ist dort von „tagsüber im Durchschnitt rund vier“ Fahrgästen und einer Spitze im Schülerverkehr. Während der Geschäftszeiten in Steele sei die Nachfrage gering und außerhalb dieser Öffnungszeiten bestehe „höchstens im Einzelfall“ Interesse an einer Fahrt.
Die Ratsleute seien vom eher dünnen Zahlenmaterial enttäuscht, sagt Michaela Heuser: „Mehr Transparenz hätten wir uns schon gewünscht.“ Nun sollen die Fahrgastzahlen durch einen unabhängigen Beobachter erhoben werden. Luca Ducree setzt auf dessen Neutralität: „Die Linie E33 muss jetzt aber auch genutzt werden.“
Der Marktbus Linie E64 wird eingestellt, da offenkundig Fahrgäste zur E33 „abwanderten“. Vor deren Einführung hätten die Fahrgastzahlen bei 150 bis 200 im Monat gelegen und seien danach deutlich gesunken. Durch die Einstellung der E64 würden 20.000 Euro eingespart.
Über eine dauerhafte Etablierung der Buslinie werden die Fahrgastzahlen entscheiden
Im November 2025 wird den politischen Gremien eine Evaluation vorgelegt und dann entschieden. Luca Ducree glaubt: „Die Anbindung weiterer Haltestellen, die durch die Zusammenlegung mit der Marktbuslinie entstehen, wird den E33 noch attraktiver machen. Über eine dauerhafte Etablierung der Linie werden die Fahrgastzahlen entscheiden.“
Daher appellieren Barbara Frach, Michaela Heuser, Conny Vatter und Luca Ducree an ihre Mitbürger: „Leute, nehmt diesen Bus.“ Denn nur solide Fahrgastzahlen könnten einen Dauerbetrieb der Linie rechtfertigen.
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