Essen-Horst. Warten auf den Testbetrieb in Essen-Horst: Dort soll es eine neue Busverbindung geben – zumindest zeitweise. Noch gibt es ungeklärte Fragen.

Sie hätten nicht nur lauter werden müssen, ein regelrechtes Bellen sei es gewesen, so beschreibt Friseurmeisterin Conny Vatter den lauten und anhaltenden Protest in Horst. Ihr Salon liegt genau dort, wo sich viele rund um die Horster Straße schon lange vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten fühlen. Nun warten alle auf den angekündigten Testbetrieb der Ruhrbahn. Bis dahin gibt es noch einiges zu klären, geplante Info-Aktionen – und eine große Hoffnung.

Die Buslinie 167 ist wegen zu geringer Auslastung bereits 2018 eingestellt worden, auch der Takt der S 3 ist eingeschränkt worden. Gleich mehrfach: von 20 auf 30 Minuten, dann auf stündlich, dazu kämen erhebliche Verspätungen und auch Ausfälle. „Zuletzt fuhr die S 3 in den Herbstferien wegen einer Baustelle gar nicht“, sagt Anwohnerin Barbara Frach, die sich im Ortsausschuss und in der Projektgruppe „45279 - Wir in Horst“ einsetzt zur Situation, die sich im Laufe der Jahre immer weiter angespannt habe. Sie selbst nutzt den öffentlichen Nahverkehr, wenn es aber schnell und zuverlässig gegen müsse, „nehme ich das Auto“.

Eltern mit schulpflichtigen Kindern bevorzugen Bus statt Bahn in Essen-Horst

So geht es hier vielen, die die Möglichkeit haben. Beschwerlich sei es aber vor allem für Senioren und Seniorinnen, für die etwa der Schienenersatzverkehr an der Dahlhauser Straße einfach zu weit weg ist. Sie seien es vor allem, die nun auf eine erneute Buslinie an der Horster Straße warten. Auch Eltern mit schulpflichtigen Kindern bevorzugten den Bus statt der S-Bahn für den Nachwuchs, weiß Barbara Frach.

Zahlreiche Anwohner und Anwohnerinnen haben sich auch mit Plakaten an der Protestaktion in Essen-Horst beteiligt und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gefordert.
Zahlreiche Anwohner und Anwohnerinnen haben sich auch mit Plakaten an der Protestaktion in Essen-Horst beteiligt und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gefordert. © sag

In den vergangenen Jahren haben die Horster sich hier vor allem mit Marktbus und Awo-Bus beholfen. Dieses Angebot ist allerdings beschränkt, da erstgenannter Di, Do und Sa (9.01, 10.01 und 11.01 Uhr) fährt, das Angebot der Awo gilt lediglich an Donnerstagen. „Dafür aber können hier auch Fahrgäste mit Rollator und Hackenporsche einsteigen“, sagt Conny Vetter, die sich seit Jahren für eine Busverbindung in dem Bereich einsetzt, dabei von Politikern wie SPD-Ratsfrau Michaela Heuser und CDU-Ratsherr Luca Ducree unterstützt wird.

Sie alle haben auch jetzt an einem Strang gezogen, haben eine Demoaktion organisiert und zudem Unterschriften gesammelt. Die Zusage der Bahn, die S 3 wieder halbstündlich statt wie zuletzt stündlich auf die Gleise nach Horst zu schicken, werten sie dabei nicht als Erfolg: „Das war doch bereits zuvor genauso geplant“, wirft Barbara Frach ein. Doch jetzt soll es eben auch eine Testphase für eine Buslinie geben. Ein Konzept, das die Ruhrbahn für einen Ersatzverkehr erarbeitet habe, hieß es zuletzt aus dem Rathaus, dieses soll die Bedienungslücke der Linie S3 schließen und eine Grundversorgung im Ortsteil Unteres Horst sicherstellen. Immerhin betreffe das Problem mehr als 2000 Anwohner und Anwohnerinnen in den Bereich, in dem es auch Neubaugebiete gibt.

Vielleicht wird es ein Modell mit etwa 24 Plätzen für Essen-Horst

Derzeit heißt es aber nicht nur, auf den Start dieses Testbetreis zu warten, sondern vor allem auch einige Fragen zu klären und die betroffenen Anwohner zu informieren. „Zunächst einmal muss der Bus barrierefrei sein“, sagt Michaela Heuser. Dieser werde wohl kleiner als übliche Linienbusse sein, dabei blickt Luca Ducree auf eine Variante, die es bereits in Werden gebe – vielleicht also ein Modell mit etwa 24 Plätzen für Horst. Wichtig sei es, sind sich alle einig, dass es im Bus selbst auch die Möglichkeit geben werde, Fahrkarten zu kaufen und, dass der Bus dort halte, wohin die Fahrgäste tatsächlich wollten.

Aktion für den guten Zweck

Friseurmeisterin Conny Vatter lädt erneut zu ihrer Aktion Sternenglanz und Lichtschimmer an die Horster Straße 54 ein, um sich so bei Kunden und Nachbarn zu bedanken. Sie sind am Samstag, 18. November, von 15 bis 19 Uhr eingeladen, dann gibt es Bratwurst, Glühwein und möglicherweise bereits konkrete Informationen bum Testbetrieb der Busverbindung in Horst. Info-Zettel möchte sie auch in ihrem Salon auslegen.

Das Geld aus der Aktion wird erneut gespendet. Im vergangenen Jahr erhielt der Wünschewagen den Betrag, damit schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase ein besonderer Wunsch erfüllt werden kann.

Zur Route des Busses wurde bislang angekündigt, dass dieser zunächst für sechs Monate (Bei guter Fahrgastnachfrage soll das Angebot mindestens bis Ende 2024 verlängert werden) montags bis sonntags in der Zeit von 5 bis 23 Uhr fahren und dabei im 60-Minuten-Takt verkehren soll: zu den Haltestellen Horst-S-Bahnhof, Beulestraße, Horster Straße sowie Steeler-S-Bahnhof. „Damit aber fährt er nicht direkt durch Steele“, stellt Barbara Frach fest. Offen bleibe derzeit also, was mit den Senioren und Seniorinnen sei, die in die Steeler City wollten. Gerade für Ältere sei es doch ausschlaggebend, dass der Bus dort halte, wo sie hin möchten.

Neue Buslinie sollte auch an Discountern in Essen-Horst halten

Das seien eben auch die Discounter an der Dahlhauser Straße, die auf dem Weg Richtung Steele liegen. „Diesen Stopp würden wir sehr begrüßen“, formuliert Luca Ducree die Anmerkung, die von Seiten der Politik kommt. Diese hat ein weiteres Anliegen: „Ein Bus allein wird nicht reichen, die Stadt muss weiter mit der Bahn verhandeln, wie der Ausbau der S 3 aussehen soll“, ergänzt Michaela Heuser. Druck auf die Bahn wie auf den VRR fordern sie daher gemeinsam und setzen darauf, dass die neue Testlinie Anfang Dezember oder spätestens Anfang des Jahres durch Horst rollt.

Auch SPD-Ratsfrau Michaela Heuser und CDU-Ratsherr Luca Ducree haben sich für eine bessere Situation im öffentlichen Nahverkehr in Essen-Horst stark gemacht.
Auch SPD-Ratsfrau Michaela Heuser und CDU-Ratsherr Luca Ducree haben sich für eine bessere Situation im öffentlichen Nahverkehr in Essen-Horst stark gemacht. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Wir wissen ja nicht, wie die Fristen da aussehen“, schränkt Michaela Heuser ein, da die Ruhrbahn den Auftrag vergeben und ausschreiben müsse. Fest stehe dann aber auch, dass es die Dreifachstruktur mit Awo- und Bürgerbus dauerhaft nicht geben werde. „Zunächst läuft das erst einmal weiter, denn diese Angebote sind beschlossen und die Finanzierung ist gesichert“, sagt Luca Ducree. Aber sie sind eben auch begrenzt.

Es soll Info-Aktionen zum neuen Testbetrieb in Essen-Horst geben

Nimmt der geplante Testbetrieb nun Fahrt auf, geht es vor allem darum, dass die Horster und Horsterinnen diesen auch nutzen. „Viele sind ja aufs Auto umgestiegen“, gibt Barbara Frach zu bedenken. Vor allem aber, müssten möglichst alle Anwohner von dem neuen Angebot erfahren. „Wenn die Menschen, den neuen Bus nicht nutzen, dann haben wir ein Problem“, sagt der CDU-Ratsherr zum Testbetrieb. „Sollte das tatsächlich so kommen, dann darf aber künftig auch niemand mehr klagen und meckern“, ergänzt Michaela Heuser.

Daher möchten Conny Vatter und ihre Unterstützer zunächst die Horster und Horsterinnen erreichen. Sobald alle Fragen geklärt seien und der Beginn anstehe, wollen sie Infozettel verteilen und auch auslegen, wollen sich notfalls dafür auch verkleiden, um auf die Verbindung aufmerksam zu machen. Immerhin liegen im Friseursalon nicht nur Bus-Umhänge bereit. „Dann machen wir uns halt zum Horst für Horst“, sagt Michaela Heuser schmunzelnd. Für ihren Kollegen Luca Ducree liegt schon ein Weihnachtsmann-Kostüm bereit – für die erste Busfahrt.

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