Essen. Nicht mehr lange, dann müssten die aus einem Hochhauskomplex evakuierten Mieter den Hotelaufenthalt selbst zahlen. So wird es aber nicht kommen.
Noch leben sie im Hotel, doch schon bald übernimmt die Wohnbau eG die Kosten für ihren Aufenthalt nicht mehr: Für die Ende Juni aus dem Gebäudekomplex in Essen-Freisenbruch evakuierten Mieterinnen und Mieter neigt sich die Zeit im Ramada-Hotel an der Schützenbahn dem Ende entgegen. Doch was dann? In ihre Wohnungen dürfen sie noch immer nicht. Die zum Teil hochbetagten Bewohner des Hauses mit den Hausnummern 26 und 28 im Spervogelweg müssten ab dem 1. November die Hotelkosten selbst zahlen, so der letzte Stand.
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Doch dazu wird es wohl nicht kommen: Die allermeisten von ihnen werden nach dem Auszug aus dem Hotel in Wohnungen der Wohnbau eG im Stadtgebiet unterkommen. In der vergangenen Wochen seien sogenannte „Vermittlungsgespräche“ zwischen der Genossenschaft und den Betroffenen geführt worden, berichtet der Sprecher der Wohnbau eG, Frank Skrube, im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Schwiegersohn einer Mieterin erzählt uns nun, dass es sich dabei um voll möblierte Wohnungen im Stadtgebiet handelt. Derweil ist klar, dass die Mieterinnen und Mieter nicht auf Mehrkosten nach dem 1. November sitzen bleiben. Die zuständige Bezirksregierung Arnsberg meldet am Freitag (25.10.): „Das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) hat nun in einem Erlass an die Bezirksregierung Arnsberg geregelt, dass das Land bestimmte mit dem Auszug verbundenen Mehraufwendungen der Mieterinnen und Mieter vom 1. November 2024 an übernimmt.“
Hochhauskomplex in Essen-Freisenbruch darf nicht betreten werden
Zurück zu den möblierten Wohnungen der Wohnbau eG, in die Mieter nun einziehen werden: Diese sind bitter nötig, denn noch immer darf der Gebäudekomplex in Freisenbruch wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden – mindestens bis zum 19. Dezember gilt ein striktes Betretungsverbot der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, die das Gebäude sichern will, einen alten Bergbaustollen wieder tragfähig machen will. Experten rechnen sogar damit, dass sich an dem Betretungsverbot deutlich länger nichts ändern wird. Die noch evakuierten Mieterinnen und Mieter – knapp 50 Parteien – kommen noch länger nicht an ihre Möbel und anderen Dinge. „Die Bezirksregierung Arnsberg geht nach aktuellem Stand davon aus, dass die notwendigen Baumaßnahmen zur Stabilisierung und Absicherung des Hauses Spervogelweg 26 Ende März 2025 abgeschlossen sein werden“, heißt es.
Man muss kein Prophet sein, um zu sagen: Einige werden vermutlich gar nicht mehr nach Freisenbruch zurückziehen, sondern einfach in den nun vermittelten Wohnungen bleiben. „Natürlich können die Betroffenen auch künftig in den Wohnungen leben, wenn sie es möchten“, so Wohnbau-eG-Sprecher Skrube.
Hotelaufenthalt: Wohnbau eG ging von einer Zeitspanne von drei Monaten aus
Die Wohnbau eG, Eigentümerin des geräumten Hochhauskomplexes im Freisenbrucher Spervogelweg, hatte sich Anfang Oktober an die Betroffenen gewandt und angekündigt, die Hotelkosten ab November nicht mehr zu übernehmen. Dazu sei man ohnehin nie verpflichtet gewesen, hatte Frank Skrube erklärt. Aus Kulanz hätte man sich dafür entschieden, man sei aber von lediglich drei Monaten Zeitspanne ausgegangen. Die Evakuierung Ende Juli und die Begleiterscheinungen hätten die Genossenschaft bis Mitte Oktober circa eine Million Euro gekostet, darin neben dem Hotelaufenthalt der Mieter ebenfalls inkludiert: ein Wachdienst am Spervogelweg sowie der Mietausfall seitdem.
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Letzterer wird ab November nicht mehr bei der Wohnbau eG zu Buche schlagen. Wenn die Mieter aus dem Hotel aus- und in leerstehende Wohnungen der Wohnungsbaugenossenschaft einziehen, wird wieder eine Mietzahlung fällig. Frank Skrube von der Wohnbau eG erklärt, dass man darauf geachtet habe, dass die Wohnungen, was Größe und Preis anbelangt, in etwa so sind wie bei den geräumten Wohnungen am Spervogelweg. Mehr Geld als die Ursprungsmiete werde von den Betroffenen nicht verlangt.
Bezirksregierung bittet wohl zum Gespräch unter der Woche
Wie kommt das bei den Mietern an, die ab nächstem Monat wieder Miete bezahlen müssen, aber noch immer nicht in ihrem eigentlichen Zuhause in Freisenbruch leben? Der Schwiegersohn einer 72-jährigen Mieterin äußerte Verständnis für die Entscheidung der Wohnbau eG, nach der dreimonatigen Kulanzzeit wieder Miete zu verlangen. Er bleibt aber bei seiner Kritik, die er in Richtung Bezirksregierung Arnsberg adressiert.
Auch bei der Wohnbau eG scheint man mehrere Monate nach der Evakuierung noch immer nicht zu wissen, wer für Kosten schlussendlich aufkommen wird, wer die Kostenübernahme übernimmt. Eines sei aber klar: Nachträglich werde die Wohnbau eG kein Geld für den Hotelaufenthalt der Mieter verlangen, möchte aber am Ende nicht auf den Kosten sitzen bleiben.
Von der Bezirksregierung hieß es vier Tage nach einer Anfrage unserer Redaktion: „Zum aktuellen Sachstand ist mitzuteilen, dass sich nunmehr eine Lösung im Sinne der Mieter abzeichnet.“ Man bitte noch „um wenige Tage Geduld“. Von Mieterseite ist zu hören, dass es in dieser Woche wohl ein Gespräch zwischen der Bezirksregierung und den Mietern geben wird.
Man darf weiter gespannt sein.
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