Essen. Feuer, zerstörte Gemüseläden, Zugriff: Am Samstag (28.9.) hat ein 41-jähriger Syrer Polizei und Feuerwehr in Atem gehalten. Das sagt sein Anwalt.

Ein 41 Jahre alter Syrer hat am Samstag (28. September) Polizei und Feuerwehr im Essener Norden in Atem gehalten und Brände mit 30 Verletzten verursacht sowie mit einer Machete und einem Messer gedroht. Die erste Meldung über ein loderndes Feuer in einem Wohnhaus an der Altenessener / Ecke Pielsticker Straße geht bei der Feuerwehr ein, kurz bevor Oberbürgermeister Thomas Kufen das Zechenfest auf Zollverein mit einem Appell für ein friedliches Zusammenleben und gute Nachbarschaft eröffnet: „Unsere Stadt ist bunt, ist vielfältig, jeder kann kommen, er muss sich nur an die Regeln halten.“ Der 41-jährige Tatverdächtige war offenbar nicht bereit, sich an irgendwelche Spielregeln zu halten.

Was den Mann zu seinen Taten getrieben hat, ist am Samstagabend völlig unklar, zur Motivlage wisse man noch nichts, erklärt die Polizei. Eine erste Einordnung gibt am Sonntagmorgen (29.9.) Rechtsanwalt Volker Schröder, der den 41-Jährigen vertritt: Er gehe nicht von einem terroristischen Hintergrund der Tat aus. Sein Mandant sei vielmehr psychisch auffällig und offenbar von persönlichen Motiven getrieben: Es gehe wohl um einen Streit mit seiner Frau um die Kinder. Mehr kann auch Schröder zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Aber offenbar befand sich der syrische Tatverdächtige in einem psychischen Ausnahmezustand, als er an vier Schauplätzen im Essener Norden wütete, beginnend mit der Altenessener Straße.

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Von dem Einsatz an der Altenessener/Pielsticker Straße berichtet Feuerwehrsprecher Christian Schmücker: „Wir hatten eine hochdramatische Situation, mehrere Personen standen an den Fenstern, in einem Gebäudeeingang hat es gebrannt und auch Kindern und Frauen waren im Gebäude eingeschlossen, der Rückzugsweg war abgeschnitten. Und so musste die Feuerwehr hier eine Menschenrettung durchführen.“

Feuerwehr Essen rettet viele Menschen bei Großbrand

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Das Feuer lodert hier um kurz nach 17 Uhr. Zahlreiche Rettungswagen und Notärzte sind hier im Einsatz, etliche Menschen werden verletzt, acht Kinder schwer. Kinder und Mütter sind eingeschlossen. Die Feuerwehr breitet ein Sprungtuch aus, das am Ende nicht zum Einsatz kommen muss, die Bewohner und Bewohnerinnen werden über die Drehleiter gerettet.

Unter den acht Schwerverletzten sind laut Feuerwehr auch zwei kleine Kinder, beide noch keine fünf Jahre alt. Eins der beiden Kleinkinder muss in eine Spezialklinik geflogen werden, das andere wird in einem Essener Krankenhaus behandelt, beide schweben am Abend noch in Lebensgefahr. Die Mediziner geben alles, um die jungen Leben zu retten, während der 41-Jährige noch nicht fertig ist.

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Großbrand mit vielen Verletzten auch in Essen-Stoppenberg

Der Syrer fährt nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei vom Tatort in Altenessen offenbar weiter zur Zollvereinstraße in Stoppenberg und legt dort vermutlich ebenfalls Feuer. Als die Feuerwehr dort eintrifft, brennt es ebenfalls im Eingangsbereich eines Mehrfamilienhauses. Auch hier gibt es etliche Verletzte, erneut ist ein Hubschrauber im Einsatz. Am Ende des Abends spricht die Polizei von insgesamt 30 Verletzten.

Doch die beiden Brandorte sind nicht die letzten Stationen des tatverdächtigen Mannes: Der 41-Jährige fährt laut Polizei weiter zur Katernberger Straße und dort mit voller Wucht durch die Scheibe eines Gemüsegeschäfts an der Ecke zur Straße Meybuschhof. Mehrmals rast er in die Auslage – Kisten, Waren, Scheiben gehen zu Bruch. Der Mann legt schließlich noch einmal den Rückwärtsgang ein, dreht und rast weiter die Katernberger Straße entlang, an der Polizeistation und am Katernberger Markt vorbei in Richtung Lidl.

Festnahme in Essen etwa zwei Stunden nach dem ersten Notruf

Gegenüber des Discounters befindet sich das „Arabische Haus“, ebenfalls ein Gemüseladen. Bilder zeigen, wie der dunkelhaarige Mann mit einer Machete und einem Messer in der Hand aussteigt und in das Geschäft hineinstürmt. Was genau in dem Geschäft passiert, ist unklar. Verletzte gibt es dort jedenfalls nicht. Und kurz danach beendet die Polizei den gewalttätigen Ausbruch: In einem Hinterhof in der unmittelbaren Umgebung des Gemüsegeschäftes nehmen die Beamten den Mann fest. Es ist jetzt kurz nach 19 Uhr. Etwa zwei Stunden sind vergangen, seitdem der erste Notruf bei der Feuerwehr einging.

In den sozialen Medien kursieren sofort diverse Videos, die einige Stationen des Täters und auch die Festnahme zeigen. Die Polizei hat die Katernberger Straße inzwischen gesperrt und auf dem Markt ein Lagezentrum eingerichtet. Mehr als ein Dutzend Einsatzwagen parken ein, Zeugen werden vernommen, die Presse informiert.

Die Stimmung ist jetzt ruhig. Jugendliche fahren auf dem E-Roller die Straße entlang, treffen Nachbarn, tauschen sich aus. In Katernberg ist man Polizeieinsätze gewohnt, auch größere. Das, was am Samstagabend passiert, ist jedoch eine Ausnahmesituation. Langsam sickern die Nachrichten durch, doch es bleiben Fragen offen. Die größte ist die nach dem warum. Warum hat der 41-Jährige die Brände gelegt, Verletzte kaltblütig in Kauf genommen, andere Menschen bedroht und verängstigt? Hatte er irgendeine Beziehung zu den Menschen, die er angegriffen hat?

Amoklauf? Polizei Essen gibt keine genaue Einschätzung ab

Während in sozialen Netzwerken schon bald von einem Amoklauf die Rede ist, gibt die Polizei am Samstagabend noch keine genauere Einschätzung zu der Tat ab: Motivlage und Hintergründe der Tat seien bisher noch vollkommen unklar, betont Polizeisprecher Pascal Pettinato. Man ermittle in alle Richtungen. Ein Kollege aus der Polizeipressestelle ergänzt später, dass man die Videos, die auf Tiktok und anderen Kanälen gepostet worden sind, selbstverständlich kenne, sichere und auswerte.

Auf dem Zechenfest wird unterdessen weiter gefeiert, viele Menschen wollen nicht nur das Bühnenprogramm sehen, sondern auch das große Feuerwerk unter dem Doppelbock. Das wird dann auch pünktlich um 21 Uhr gezündet und ist zwischen Blaulicht und Polizei-Absperrbändern deutlich vom Katernberger Markt zu hören und zu sehen.

Die Polizei bittet darum, Video der Vorfälle über das Hinweisportal hochzuladen. Telefonische Zeugenhinweise nimmt die Polizei unter der 0201/829-0 entgegen.

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