Essen. Letzter Verkaufstag ist am 22. August: Dann schließt Karstadt und hinterlässt eine riesige Fläche im Limbecker Platz. Was danach kommt.
Bei Karstadt im Limbecker Platz sind die letzten Stunden angebrochen. Am Donnerstag wird das Warenhaus um 10 Uhr ein letztes Mal öffnen. Wenn alle Knöpfe, Töpfe und Decken verkauft sind, werden die gläsernen Türen abgeschlossen. Dann ist die jahrzehntelange Kaufhaus-Ära in der Stadt Geschichte.
Auch für das 2008 eröffnete Einkaufszentrum ist es bislang die größte Zäsur. Denn mit der Schließung von Karstadt stehen auf einen Schlag rund 20.000 Quadratmeter leer. Das ist mehr als ein Viertel der gesamten Verkaufsfläche.
Für Center-Manager Anastasios Meliopoulos vom Betreiber ECE ist der Weggang von Karstadt dennoch mehr Chance als Bürde. Denn der Eigentümer des Einkaufstempels, ein Fonds der Union Investment, ist bereit, kräftig in den Umbau des Warenhauses zu investieren. Auch wenn Meliopoulos keine Zahlen nennt, dürfte dieser Millionen kosten.
Limbecker Platz und P&C bestätigen Umzug nicht offiziell
Schon lange treibt die Hamburger ECE-Gruppe die Pläne für eine Nach-Karstadt-Ära voran. Schließlich stand die Essener Filiale des Kaufhaus-Riesen seit 2020 schon zweimal auf der Streichliste und wurde immer kurz vor der Schließung gerettet, weil der Eigentümer doch noch bereit war, die Miete deutlich zu senken und die Fläche von Karstadt zu verkleinern. Bei der jüngsten Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof jedoch war offensichtlich dessen Kompromissbereitschaft erschöpft.
Deshalb kann Meliopoulos schon jetzt präsentieren, wie es weitergeht: Die Karstadt-Fläche wird in vier kleinere geteilt. Denn wieder einen Mieter zu finden, der die gesamten 20.000 Quadratmeter bespielen kann, das hatte die ECE schnell als unrealistisch verworfen.
Den größten Teil, etwa ein Drittel, wird ein „großer Modemieter“ übernehmen, sagt Meliopoulos. Den Namen nennt er nicht, obwohl alles schon fix sein soll. Auf den Fluren und vor allem hinter den Verkaufstheken im Center kursiert allerdings schon länger ein Name: Das Modehaus Peek & Cloppenburg (P&C) werde die Kettwiger Straße verlassen und in den Limbecker Platz ziehen.
Weder Meliopoulos noch P&C bestätigen dies offiziell. Das Düsseldorfer Modeunternehmen ließ aber auf Anfrage durch eine Sprecherin durchaus vieldeutig erklären: „Essen ist und bleibt für die Unternehmensgruppe Peek & Cloppenburg Düsseldorf ein wichtiger Standort. Bitte haben Sie jedoch dafür Verständnis, dass wir auf Ihre standortbezogene Frage zum jetzigen Zeitpunkt nicht näher eingehen können.“ Ein Dementi liest sich anders.
Limbecker Platz soll in der Innenstadt auf Abwerbetour sein
Für den Limbecker Platz wäre P&C zweifelsohne ein Gewinn, die Kettwiger Straße jedoch würde einen ihrer hochwertigen Magneten verlieren. Die Essen Marketing Gesellschaft (EMG), die sich für die Entwicklung der Innenstadt starkmacht, bereitet sich offenbar auf solche Szenarien vor: „Wir sehen im Moment, dass der Limbecker Platz versucht, alles, was für ihn infrage kommt, aus der Kerninnenstadt abzuwerben“, sagt EMG-Chef Richard Röhrhoff. Falls es tatsächlich so käme, mache er sich jedoch bei der P&C-Immobilie keine Sorgen. „Die Immobilie ist so gut, dass ich mir auch andere Nutzungen vorstellen könnte, die am Ende sogar mehr Frequenz auf die Kettwiger Straße bringen könnten“, so Röhrhoff.
Auf den ersten Blick ergibt ein Auszug von P&C aus dem historischen Blum-Haus eigentlich keinen Sinn, denn es gehört dem eigenen Immobilienunternehmen Midstad. P&C würde also einen hausgemachten Leerstand produzieren. Allerdings könnte die wirtschaftliche Überlegung auch lauten: Das Modehaus geht für eine günstige Miete in den Limbecker Platz und Midstad baut und nutzt das Haus so um, dass am Ende die Einnahmen höher sind als die Miete, die heute P&C zahlt. In der jüngeren Vergangenheit hatte P&C bereits seine Fläche in dem Gebäude an der Kettwiger deutlich verkleinert. Die beiden oberen Etagen baute Midstad um und will sie weitervermieten.
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Trotz hoher Umbaukosten: Mehr Erfolg mit geteilter Karstadt-Fläche
Im Grunde verfolgt der Limbecker Platz das gleiche Kalkül mit einer geteilten Karstadt-Fläche: Mehrere Mieter dürften unterm Strich mehr wirtschaftlichen Erfolg für das Center bringen. Dass diese Rechnung aufgeht, hat ECE schon auf der ehemaligen Karstadt-Sport-Fläche bewiesen. Diese wurde für die jungen Modelabels Zara und Bershka umgebaut. Man habe dort heute eine höhere Produktivität auf der Fläche, betont Meliopoulos.
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Derweil laufen bereits mit zwei weiteren potenziellen Mietern Gespräche, die schon „sehr, sehr weit“ seien, sagt Meliopoulos. Namen nennt er auch hier nicht, sagt lediglich, dass es sich um einen „großen Sportanbieter“ handelt und einen Lebensmittel-Händler, der auf einen Teil des Karstadt-Untergeschosses ziehen würde.
Limbecker Platz: Eröffnungen auf Karstadt-Fläche erst Anfang/Mitte 2026
Bis Karstadt umgebaut ist und die neuen Mieter einziehen, wird es noch geraume Zeit dauern. Meliopoulos hofft, dass die Genehmigungen für den Umbau noch in diesem Jahr erteilt werden und die Bauarbeiten dann unmittelbar starten können. 2025 wird der ehemalige Karstadt zur Baustelle. Mit einer Eröffnung der Läden rechnet der Center-Manager erst im ersten oder zweiten Quartal 2026.
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