Essen. Viele Einzelhändler sind in Turbulenzen geraten. Damit ist auch die Zukunft von Filialen in Essen ungewiss und in zwei Fällen bereits besiegelt.
Eine Insolvenzwelle zieht sich derzeit durch den Einzelhandel und trifft auch stark die Essener Innenstadt. Ein Fall: Die Hagener Modekette Sinn, die in Essen einen Laden auf der Limbecker Straße betreibt. Sie hat Anfang August (5.8.) einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht gestellt. Es ist die zweite Insolvenz des Unternehmens in vier Jahren. Der Geschäftsbetrieb läuft in allen Filialen, also auch in Essen, ungeachtet dessen weiter.
Sinn war 2020 nach Essen zurückgekehrt und hatte zunächst eine Filiale im Eickhaus eröffnet. Im vergangenen Jahr zog das Geschäft dann auf eine kleinere Fläche an die Limbecker Straße. Zwischenzeitlich hatte Sinn auch das Konzept seines Essener Hauses geändert. Seither werden in der Filiale Outlet-Artikel, also Rückläufer zu günstigen Preisen verkauft. Wie es mit dem Standort weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen im Zuge des Insolvenzverfahrens zeigen.
Zukunft von Depot im Limbecker Platz offen
Sinn ist aber längst nicht das einzige Handelsunternehmen, das in Turbulenzen geraten ist und auch Geschäfte in der Essener Innenstadt betreibt. Auch das Modehaus Esprit und der Dekoanbieter Depot sind insolvent. Beide Handelsunternehmen haben Filialen im Essener Einkaufszentrum Limbecker Platz.
Bei Esprit ist eine Entscheidung gefallen. Wie die FUNKE-Redaktion bereits erfahren hatte, hat sich der Gläubigerausschuss für den Londoner Investmentspezialisten Alteri als Investor entschieden. Alteri soll aber nur für Marken, Lizenzen und Schnittmuster von Esprit geboten haben. Damit würden alle Geschäfte vor dem Aus stehen. Im Mai musste das Ratinger Unternehmen Insolvenz anmelden.
Am Freitag (9.8.) heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens: Der Modekonzern Esprit schließt bis zum Jahresende alle seine 56 Filialen in Deutschland. Etwa 1300 Mitarbeiter verlieren ihren Job, wie das Unternehmen in der Erklärung bestätigt.
Keine Aussage gibt es momentan zur Zukunft von Depot in Essen. Ein Sprecher des Unternehmens teilte auf Anfrage lediglich mit: „Wie viele und welche Filialen betroffen sein werden, wird sich im Laufe der Restrukturierung zeigen.“ Der Möbel- und Wohnaccessoires-Händler musste Mitte Juli den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Zum Unternehmen zählen bundesweit etwa 300 Filialen. In Essen war Depot einige Jahre auf der Kettwiger Straße präsent, kehrte 2023 dann mit einem Laden im Limbecker Platz zurück. Dort werden allerdings wie bei Sinn nur noch Outlet-Waren verkauft.
Galeria schließt nach Insolvenz Essener Warenhaus Ende August
Der Limbecker Platz und damit die Essener Innenstadt wird zudem von zwei weiteren Insolvenzen gebeutelt. Zum einen schließt das Karstadt-Warenhaus im Zuge des mittlerweile abgeschlossenen Verfahrens. Ende August zieht Karstadt aus, der Ausverkauf soll am 22. August enden. Karstadt ist mit Abstand der größte Mieter im Limbecker Platz.
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Auch die bundesweit tätige Fotostudiokette Studioline ist in eine finanzielle Schieflage geraten und hat Insolvenz angemeldet. Von den 80 Filialen von Studioline befinden sich drei in Essen, darunter eine Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz. Der vorläufige Insolvenzverwalter hatte vergangenen Freitag Hoffnung verbreitet: „Die Fortführungsperspektive für einen überwiegenden Teil der Filialen ist gut“, sagte Reinhold Schmid-Spe.
Brecklinghaus schließt alle Filialen
Beim insolventen Lederwaren-Geschäft Brecklinghaus steht bereits fest: Alle Filialen werden schließen. Das traditionsreiche Essener Familienunternehmen hatte im April Insolvenz angemeldet und keinen Käufer für das laufende Geschäft gefunden. Alle Läden, in der Viehofer Straße und der Rüttenscheider Straße, im Rhein-Ruhr-Zentrum und im Düsseldorfer Flughafen, werden in den kommenden Wochen abgewickelt.
Der Einzelhandel steckt weiter in der Krise. Erst Corona, dann die Energiekrise und die hohe Inflation: „Jeder rechnet und fragt sich angesichts vieler Unsicherheiten, wie es für ihn finanziell weitergeht. Das schlägt natürlich auf die Konsumlaune“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Essener Einzelhandelsverbandes, Marc Heistermann.
„Essener Innenstadt stellt sich breiter auf“
Dennoch sieht Heistermann in der Essener Innenstadt Hoffnungssignale. „Die Innenstadt stellt sich breiter auf, setzt nicht mehr auf Monostrukturen“, sagte er. Neben Einzelhandel würden sich Gastronomie und Büros etablieren. „Der neue Königshof am Willy-Brandt-Platz ist ein gutes Beispiel dafür“, so Heistermann.
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