Essen-Holsterhausen/Bergerhausen. Mehr als 80 Gefahrenstellen in Holsterhausen und Bergerhausen identifiziert: Schulweg-Checks führen zu ersten Maßnahmen für Kinder.

Nach den im vergangenen Jahr durchgeführten Schulweg-Checks in Holsterhausen und Bergerhausen haben sich die zuständigen Bezirksvertretungen 2 und 3 jetzt für erste konkrete Maßnahmen entschieden. Dabei geht es um die Durchsetzung von Halteverboten in der Nähe von Schulen und Kitas sowie um die Einrichtung weiterer Eltern-Haltestellen.

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Laut Jahresbericht der Polizei Essen ist die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder im vergangenen Jahr um gut 20 Prozent gestiegen. Auch bei Fußgängern gab es mit einem Plus von 28,5 Prozent einen deutlichen Anstieg der Verunglückten. Den Weg zur Schule oder zur Kita sicherer machen: Das ist das Ziel der von der Stadt Essen ins Leben gerufenen so genannten Schulweg-Checks. Dafür wurden im vergangenen Jahr an mehreren Schulen und Kitas in Holsterhausen und Bergerhausen Befragungen durchgeführt. Fragebögen verteilt wurden unter anderem an der Gesamtschule Holsterhausen, der Cranachschule, der Kita Barthel-Bruyn-Straße sowie weiteren Schulen und Kitas.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigten unter anderem auf, wie die Kinder zur Schule kommen und was ihnen an den verschiedenen Verkehrsmitteln gefällt und nicht gefällt. So sind je nach Schule entweder Bus und Bahn die wichtigsten Verkehrsmittel, oder aber die Kinder kommen zu Fuß. Als Fußgänger störten die Schülerinnen und Schüler zu lange Wartezeiten an Ampeln, verdreckte Straßen, zu schnelle Autos und solche, die nicht an Zebrastreifen anhalten, zu schlechte Sicht auf Autos beim Queren der Straßen und abbiegende Autos.

40 Gefahrenstellen in Essen-Holsterhausen

Die Umfragen böten Ansatzpunkte für Verbesserungen der Infrastruktur, so die Stadt. Und es besteht augenscheinlich dringender Handlungsbedarf: Pro Stadtteil wurden mehr als 40 Gefahrenstellen gleich mehrfach von den Schülerinnen und Schülern sowie Eltern genannt – beispielsweise an der Kreuzung Hobeisenstraße/Planckstraße. Das mit den Schulweg-Checks von der Stadt Essen beauftragte Planungsbüro Bueffee aus Wuppertal hat daraufhin mehrere Handlungs-Vorschläge entwickelt. Die wurden mit der Verwaltung besprochen und danach den Fachgremien und politischen Ausschüssen vorgestellt. Nun gibt es erste Maßnahmen, die „in den kommenden Monaten“ umgesetzt werden sollen, wie die Stadt Essen mitteilt.

Fußgänger-Lobbyist Wolfgang Packmohr setzt sich für einen „fehlerverzeihenden Verkehrsraum“ ein.
Fußgänger-Lobbyist Wolfgang Packmohr setzt sich für einen „fehlerverzeihenden Verkehrsraum“ ein. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Um eine bessere Sicht an Wegen und Kreuzungen zu ermöglichen, sollen innerhalb eines Radius von 200 Metern um die Schulen und Kitas an notwendigen Stellen Sperrpfosten oder Halteverbote eingerichtet werden. Außerdem soll es zusätzlich zu den bereits bestehenden Hol- und Bringzonen weitere zeitlich begrenzte Eltern-Haltestellen in der Nähe der Schulen geben: in Bergerhausen in der Weser- und Siegstraße, in Holsterhausen in der Rubens-, Böcklin- und Cranachstraße sowie in der Keplerstraße. Die Hol- und Bringzonen an Schulen erlauben lediglich kurzzeitiges Halten, um die Kinder aus- und einsteigen zu lassen. Die Zonen in der Nähe von Kitas erlauben ein Parken von maximal 30 Minuten, da hier aus Erfahrung das Bringen, Holen und Ein- und Aussteigen der Kinder etwas länger dauert als an einer Schule.

Wolfgang Packmohr, Vorsitzender des Fußgänger-Vereins Fuss e.V. in Essen, begrüßt diese ersten Maßnahmen. „Das wichtigste Prinzip im Straßenverkehr ist zu sehen und gesehen zu werden. Vor Schulen und insbesondere Grundschulen müssen Sichtbeziehungen bestehen. Das Parken vor Schulen einzudämmen ist auf jeden Fall der richtige Weg.“

Gute Erfahrungen mit der Schulstraße

Packmohr plädierte bereits wiederholt für einen „fehlerverzeihenden Verkehrsraum“: „Dass Kinder gesehen werden, wenn sie mal aus Versehen auf die Straße treten.“ In diesem Zusammenhang sei auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung von großer Bedeutung: „Wenn ich langsamer unterwegs bin, habe ich eher die Chance anzuhalten, wenn ein Kind auf die Straße läuft.“ Sollte dennoch etwas passieren, habe dies zudem nicht so „gravierende“ Konsequenzen. Packmohr: „Besser wäre natürlich, wenn man an Schulen grundsätzlich verkehrsberuhigte Bereiche oder sogar Fußgängerzonen hätte. Das wäre dann das Prinzip Schulstraße.“

Eltern liefern ihre Kinder an der Bardelebenstraße in Holsterhausen ab. Mit dem Prinzip der Schulstraße hat die Stadt Essen hier erste gute Erfahrungen gemacht.
Eltern liefern ihre Kinder an der Bardelebenstraße in Holsterhausen ab. Mit dem Prinzip der Schulstraße hat die Stadt Essen hier erste gute Erfahrungen gemacht. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Mit der Schulstraße Bardelebenstraße in Holsterhausen hat die Stadt bereits positive Erfahrungen gemacht. Sie wird dreimal täglich zu festgelegten Zeiten für den Verkehr gesperrt. Daher gebe es, heißt es seitens der Stadt, nun Überlegungen – auf Wunsch der Schulleitung und des Bezirksdienstes der Polizei –, auch an der Grundschule Am Krausen Bäumchen eine temporäre Schulstraße einzurichten. Dies werde zurzeit noch geprüft. Engagement von Eltern zur Umsetzung der Maßnahme sei vorhanden und könne genutzt werden.

„Das Problem ist natürlich immer, solche Maßnahmen auch entsprechend zu begleiten“, so Packmohr und meint damit vor allem die Kontrolle der Umsetzung. „Verkehrszeichen sind ja immer ein frommer Wunsch, nur wird nicht immer eingehalten, was da draufsteht. Wenn die Polizei regelmäßig kontrolliert, halten sich die Leute daran. Lässt der Polizeidruck nach, fahren sie dann doch wieder rein.“ Auf der Bardelebenstraße hatten sich Eltern darum gekümmert, zu festgelegten Zeiten Sperren aufzustellen und anschließend auch wieder wegzuräumen, doch: „Das ist den Leuten ja nicht auf Dauer zuzumuten. Aber es gibt technische Alternativen.“

Fuß-Lobbyist schlägt herausfahrbare Poller vor

Eine Möglichkeit: herausfahrbare Poller im Boden. Doch die sind kostenintensiv. Packmohr: „Fahren Sie doch mal in die Niederlande, da werden Sie in jedem kleinen Ort so etwas finden. Es geht hier um Kinder, das ist die Zukunft. Da sollte man schon Geld in die Hand nehmen.“

Laut Stadt Essen sollen die Eltern-Haltezonen bereits zum Beginn des neuen Schuljahres eingerichtet sein - so zumindest der Plan. Feste Sperrpfosten und Halteverbote in Holsterhausen und Bergerhausen sollen dann später im Jahr umgesetzt werden.

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