Essen. Zur Demo gegen die AfD hatten Aktivisten im Hörsterfeld ein Camp für bis zu 4000 Personen aufgeschlagen. Es kamen deutlich weniger.
Das Zirkuszelt steht noch. Sonst ist von dem „Protestcamp gegen Rassismus“ nicht mehr viel übrig. Einige wenige Zelte stehen noch auf der weitläufigen Grünfläche am Rande des Hörsterfelds. Eine Batterie Dixi-Klos steht bereit für den Abtransport, während eine Handvoll Aktivisten Bierbänke und Tische in einen Transporter der Jugendhilfe Essen laden. Die Demonstration gegen den AfD-Parteitag ist gelaufen. Zeit zum Aufbruch.
Mehrere zehntausend Teilnehmer waren dem Aufruf zum Protest gefolgt. 1500 davon übernachteten im Protest-Camp, berichtet Johannes vom Orga-Team, der seinen vollen Namen nicht nennen will. Andere sprechen von „nicht einmal 1000“. Wie auch immer: Es waren weniger als jene 2000 bis 4000 Personen, die im Hörsterfeld erwartet worden waren.
Einige Zelte soffen im Regen ab, aber Personen kamen nicht zu Schaden
Jene, die ihre Zelte dort aufschlugen, erlebten von Samstag auf Sonntag eine regnerische Nacht. Kurzzeitig goss es in Strömen. „Einige Zelte sind abgesoffen“, berichtet Johannes. Einige Teilnehmer des Camps suchten und fanden Schutz im Zirkuszelt. Niemand sei zu Schaden gekommen. So fällt die Bilanz am Ende positiv aus. Auch wenn der Kassensturz noch aus steht, wie Johannes verrät. Und trotz der Widrigkeiten, die der Rechtsstreit um den Standort mit sich brachte.
Erst am Mittwoch stand rechtssicher fest, dass die Aktivisten ihr Camp nicht im Werdener Löwental aufstellen durften; in zweiter Instanz teilte auch das Oberverwaltungsgericht Münster Sicherheitsbedenken der Polizei. Noch am selben Abend begann am Hörsterfeld der Aufbau. Dessen Bewohner wurden davon überrascht. So mancher dürfte sich gewundert haben, warum ein Polizeihubschrauber am Himmel kreiste.
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Bei der Europawahl stimmten in Essen-Horst 16,3 Prozent für die AfD
„Die Leute wussten von nichts“, bestätigt CDU-Ratsherr Luca Ducree und formuliert Kritik an die Adresse der Polizei, aber auch an die des Veranstalters: Er hätte sich gewünscht, dass die Anwohnerschaft nach dem Gerichtsurteil schneller darüber informiert worden wäre, dass vor ihrer Haustür ein Protest-Camp entsteht.
Was hätten die Aktivisten sonst noch anders oder besser machen können? Johannes denkt kurz nach: „Hätten wir früher gewusst, dass wir hierhin kommen, hätten wir uns etwas für die Anwohner überlegt.“ Dass das Umfeld kein einfaches ist, hatte sich zumindest bei einigen herumgesprochen. Bei der Europawahl stimmten in Horst 16,3 Prozent für die AfD. Längst nicht jeder wird den Demonstranten freundlich gesinnt gewesen sein.
Johannes wunderte sich jedenfalls, dass die Polizei, die das Camp seit Mittwoch im Auge hatte, wieder abzog, obwohl noch etwa 30 Aktivisten eine weitere Nacht im Camp verbrachten, um die Zelte am nächsten Tag abzubrechen. Die Polizei sah nach Angaben eines Behördensprechers kein Sicherheitsrisiko, „weder von innen noch von außen“ und damit auch keinen Anlass, länger zu bleiben.
Kontakt zwischen Aktivisten und Anwohnern entwickelte sich sporadisch
Kontakte zu Anwohnern ergaben sich eher zufällig. Drei Anwohnerinnen, die am Montagmorgen auf ihrem Spaziergang des Weges kamen, mochten nur Positives berichten: „Alle sehr freundlich“, sagt eine Frau mittleren Alters, die in der Nähe wohnt. Zudem hätten sie keinen Müll zurückgelassen, was sonst immer wieder vorkomme, wenn auf der Wiese gegrillt werde. „Die dürfen gerne wiederkommen“, sagt sie noch.
So bleibt von dem Protest-Camp im Hörsterfeld nicht mehr zurück, als ein paar tiefe Reifenspuren auf dem von Regen durchtränkten Boden. Das Zirkuszelt wollen sie am Dienstag abbauen.
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