Essen-Rüttenscheid. Der AfD-Parteitag in der Grugahalle ist bei vielen Anwohnern in Rüttenscheid Dauerthema. Ein Ehepaar wohnt in der „Sperrzone“ und hat Sorge.

Helmut (74) und Dagmar Held (69) wohnen in der „Sperrzone“. Zumindest während des AfD-Bundesparteitags in der Grugahalle. Denn der wird nicht nur nach Angaben der Polizei zehntausende Demonstrantinnen und Demonstranten nach Rüttenscheid ziehen, sondern auch von Freitagmorgen (28. Juni) bis Sonntagabend (30. Juni) große Einschränkungen für Anwohnerinnen und Anwohner mit sich bringen.

Helmut Held erinnert sich noch daran, als er erfahren hat, dass die AfD ihren Parteitag in der Grugahalle abhalten wird. „Das gibt Randale“, sei ihm sofort durch den Kopf geschossen. Gefolgt von der Frage: „Was passiert in der Umgebung? Was bedeutet das für die Bürger in Rüttenscheid.“ Die AfD sei nicht verboten und könne deshalb natürlich einen Parteitag abhalten. Auch dass es Demonstrationen gebe, sei grundsätzlich kein Problem.

AfD-Parteitag und seine Folgen sind Dauerthema in Rüttenscheid

Aber: Es sei zu vermuten, dass rechte und linke Splittergruppen nach Essen reisten. „Und die machen dann richtig Fiesta“, befürchtet Helmut Held. Auf der Internetplattform „Indymedia“ hatten etwa Mitglieder der gewaltbereiten autonomen Szene dazu aufgerufen, den AfD-Parteitag zu „smashen“ („zertrümmern“, „zerschlagen“, „kaputtschlagen“).

Wenn die Helds mit ihrem Hund unterwegs sind, kommen sie häufig mit anderen Menschen aus Rüttenscheid ins Gespräch. Seit einiger Zeit sei dabei der AfD-Parteitag Dauerthema, berichtet Helmut Held. „Was macht ihr an dem Wochenende?“, Wisst ihr mehr?“, habe es regelmäßig geheißen. Das Bürgertelefon der Stadt habe nicht immer Antworten liefern können.

AfD-Parteitag in Essen:

Seitenstraßen rund um die Essener Grugahalle werden abgeriegelt

Sie seien unzufrieden mit der Informationspolitik der Stadt gewesen, betont Helmut Held. Es habe zwar einen Zettel im Briefkasten gegeben, der ihnen angezeigt habe, dass sie sich in der Sperrzone befinden. Dann sei aber zunächst nicht klar gewesen, ob sie die Straße mit dem Auto würden verlassen können. „Uns hätte es gereicht, wenn darauf einfach ein Satz mehr gestanden hätte: ‚Wir informieren Sie demnächst, wie die Anfahrtswege sein werden‘“, sagt Dagmar Held.

Inzwischen sind die Einzelheiten klar. Rund um die Grugahalle werden Anwohner- und Seitenstraßen abgeriegelt. An den Sperrstellen postieren sich in der Nacht auf Freitag jeweils zwei Polizisten oder Stadtmitarbeiter und lassen vor allem Autofahrer bis zum Ende des Parteitages nur noch dann durch, wenn sie zum Beispiel Anwohner sind oder im betroffenen Bereich arbeiten. Sie sollten Personalausweise bereithalten, mit denen sie ihren Wohnort nachweisen können, Mitarbeiter von Firmen entsprechende Firmenausweise. Sie dürfen somit einfahren. Radfahrer und Fußgänger werden nicht durchgelassen, wenn die Sicherheitslage es erfordert.

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Rüttenscheider Paar verlässt die Stadt am Parteitagswochenende

Dass auch Parkbuchten in ihrer Straße gesperrt werden, sei für viele im Umkreis ein Problem, weiß Helmut Held. „Hätte die Stadt nicht zum Beispiel das Parkhaus P5 für Anwohner öffnen können?“, fragt er sich. Seine Frau und er hätten zum Glück eine Garage. In Rüttenscheid bleiben möchte das Ehepaar Held am Parteitagswochenende trotzdem nicht. Sie haben gerade ein Hotel in den Niederlanden gebucht.

„Rausgehen können wir eh nicht“, sagt Helmut Held schlicht. Er habe beispielsweise keine Lust, sich durch Menschenmassen auf der Rüttenscheider Straße zu schieben, um ins Restaurant zu gehen. Einige Geschäfte hätten bereits angekündigt, an dem Wochenende nicht zu öffnen. Und wenn man die Vorhaben einiger Autonomer im Internet lese, „dann kriegt man Angst“, sagt Dagmar Held. Unter diesen Umständen komme für sie auch nicht in Frage, an einer Gegendemonstration teilzunehmen. Andernfalls hätten sie darüber nachgedacht, so Helmut Held.

Er ist sich sicher: „Demos werden das Stimmenverhältnis nicht ändern.“ Man müsse sich mit den Gründen auseinandersetzen, aus denen Menschen die AfD wählen. Nur wenn man das Problem an der Wurzel packe, werde die Bedeutung der Partei wieder schrumpfen.

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