Rees-Haldern. Es läuft: Im Oktober 2022 wurde der Trostwald eröffnet. Warum jetzt ein Büro in Haldern eröffnet wurde. Preise für die Waldbestattung.

Während der Tod oftmals noch ein Tabu-Thema ist, so trifft dies auf den Trostwald in Haldern wahrlich nicht zu. Der im Oktober 2022 eröffnete „Friedhof im Wald“ ist nicht nur bei den Haldernern voll angekommen. Da ist es nur passend, dass der Betreiber, die Epitaphium GmbH aus Rhede, nun auch in Haldern an der Lindenstraße 1 ein – sehr ansprechendes – Büro eröffnet hat.

„Der Trostwald hat eine sehr gute Entwicklung hinter sich. Es musste sich ja erstmal herumsprechen. Der Tod ist kein Thema an der Kaffeetafel“, sagt Geschäftsführer Alexander Höing. So ging es darum, dass die Menschen ihre positive Erfahrung mit der Betreuung und im Wald weitertragen. Gerade das Naturerlebnis sorgt für das besondere Etwas: „Es geht um Sehen, Riechen, Hören, den Boden spüren...“, schildert Karolina Lanzerath, die den Halderner Trostwald verwaltet. Wenn dann noch ein Reh zu sehen ist – der Wald lebt!

Trostwald Haldern eröffnet Büro an der Lindenstraße 1
So sieht das Büro des Trostwaldes von Außen aus. © NRZ | mavi

Deutlicher Anstieg der Bestattungen

Die Zahlen zeigen es: Wurden 2022 noch acht Bestattungen im Monat im Schnitt durchgeführt, waren es in 2023 schon 20 und aktuell 24 bis 30, freut sich Höing. Das Einzugsgebiet sehr sehr groß, „bis ins Ruhrgebiet, Duisburg, Oberhausen, Krefeld. Weitere Trostwälder gibt es in Goch und Coesfeld“, ergänzt Lanzerath. Erfreulich sei auch die „sehr gute Zusammenarbeit mit den Bestattern“, die immer weiter abgestimmt werde, so Höing. Etwa mit gemeinsamen erarbeiteten Formularen, die den Kunden etwas erspare.

Das kostet die Bestattung im Wald

Was kostet die Bestattung im Wald? Es geht los mit dem Basisplatz für 490 Euro am Gemeinschaftsbaum, bei dem niemand für die Auswahl des Platzes heraus kommt. Lanzerath frage dann nach Präferenzen und wähle einen Platz aus. Dann geht es weiter ab 590 Euro mit Wunschplätzen am Gemeinschaftsbaum, etwa mit der Glückszahl. Der Trostbaum für Partner kostet 2800 Euro, für Familien 3450 Euro.

Die Trostinsel ist für Kinder bis zum dritten Lebensjahr oder Frühgeburten gedacht. Diese Plätze sind kostenlos, es fallen nur die Beisetzungskosten an.

Ein großes Thema sei die Vorsorge, so Lanzerath, die Selbstbestimmung vor dem Tod: „Viele suchen sich ihren Baum zu Lebzeiten aus. 700 Plätze haben wir etwa verkauft. Zehn bis zwölf Plätze pro Baum sind möglich.“ 360 davon seien über Vorsorgepakete reserviert. Das entlaste auch die Angehörigen, denen dann im Todesfall eine Entscheidung abgenommen wird. Nicht selten würden Bäume direkt für eine Familie komplett reserviert: „Das ist wie eine Gruft“, sagt Karolina Lanzerath.

33 Hektar stehen zur Verfügung

Aber über Platzmangel muss man sich im vom Fürsten zu Salm-Salm zur Verfügung gestellten Wald keine Sorgen machen. „Uns stehen 33 Hektar zur Verfügung. Es sind fünf Teilgebiete. Derzeit nutzen wir nur ein Teilgebiet von zehn Hektar in zwei Abschnitten“, erklärt Höing. 805 Bäume seien derzeit kategorisiert, so Lanzerath.

Im Trostwald gibt es zwei Andachtsplätze, wo auch ein Geistlicher die Trauerfeier abhalten kann, was zu 99 Prozent wahrgenommen werde, so Lanzerath: „Das ist sozusagen die Kapelle im Trostwald.“ Von dort laufe der Bestatter mit der Urne zum Baum, wo die Besucher sich verabschieden können, eine Schippe Erde oder Rosenblätter aufs Grab werfen. 1,10 Meter vom Baum entfernt und 80 cm tief in ökologisch abbaubaren Materialien wird die Urne herabgelassen. Die Namenstafel wird auf etwa zwei Metern Höhe angebracht – „so, dass ich noch dran komme“, schmunzelt Lanzerath –, der Blick gehe also hoch. Die Hauptwege sind auch durch Schotter barrierefrei gestaltet.

Einer der Andachtsplätze im Trostwald Haldern.
Einer der Andachtsplätze im Trostwald Haldern. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Familienspaziergang statt Grabpflege am Friedhof

Außer dem Naturerlebnis bietet der Trostwald weitere Vorteile: „Es gibt keine Grabpflege!“, betont Lanzerath. Ein Argument, was viele Angehörige begeistert. Außerdem ist der Besuch des Grabes wesentlich niederschwelliger. Statt auf den Friedhof gehe es häufig für den Familienspaziergang in den Wald, wofür Kinder eher zu begeistern sind. Dort sei Leben, da auch andere gerne im Wald spazieren. Man könne sich an „seinen“ Baum setzen, dem Verstorbenen näher sein, als an einem Grab auf dem Friedhof.

Das neue Büro biete die Möglichkeit, vor Ort Vorsorgegespräche zu führen. Außerdem sei der Weg zum Trostwald kürzer. Nach dem Gespräch im Büro sei der Termin im Wald für viele wichtig. Es gibt keine festen Öffnungszeiten. Wer einen Termin möchte, meldet sich unter 0151/50643758.

Trostwald Haldern eröffnet Büro an der Lindenstraße 1
Das Büro an der Lindenstraße macht wirklich etwas her. © NRZ | mavi

Offiziell eröffnet wird das Büro am 12 Juli; zunächst für geladene Gäste von 10 bis 12.30 Uhr, dann von 12.30 bis 15 Uhr für die Öffentlichkeit. Vor Ort kann man sich informieren und austauschen.

Nach Brandstiftung: Info-Kästen werden neu gebaut

Regelmäßig finden auch etwa zweistündige Führungen im Trostwald statt: „Das wird gut angenommen. Da kommen 20 bis 25 Leute. Häufig buchen Vereinigungen eine Führung“, sagt Lanzerath.

Zum Schluss: Jüngst gab es ja einen Fall von Brandstiftung an den hölzernen Info-Kästen. „Zum Glück war es feucht“, ist Höing froh, dass es nicht zu einem Waldbrand kam. Die Info-Kästen werden gerade neu gebaut.