Emmerich. Lichtkünstler Oliver Kretschmann und Musiker Sander Bisselink begeisterten ihr Publikum in der Heilig-Geist-Kirche mit einem besonderen Auftritt.
Ein leeres Ladenlokal mit großem Schaufenster. Dazu ein visionärer Lichtkünstler, der dieses Nachts mit einzigartigen Projektionen schmückt. Als darauf ein Musiker aufmerksam wird, ist das die Geburtsstunde des audio-visuellen Duos Emmerican Void. Lichtkünstler Oliver Kretschmann und Musiker Sander Bisselink, die beiden Mitglieder des Duos, traten am Samstagabend vor Publikum auf und tauchten die Heilig-Geist-Kirche dabei in eine kosmische Atmosphäre.
Zwischen den steinernen Betonpfeilern und dem dominierenden Blau der von Künstler Fred Thieler gestalteten Wände der Kirche, verdeckten Fastentücher das Schrottkreuz des Künstlers Waldemar Kuhn inmitten des Altarraums. Auf diese Tücher projizierte Kretschmann mit einem Tageslichtprojektor fantastische Lichtspektakel. Die einzige Lichtquelle in der einschüchternden Weite der dunklen Kirche. Passend dazu füllten düstere Klänge die Szenerie. Damit zog das Duo ungefähr 50 Zuschauer in den Bann seiner außergewöhnlichen Kunst.
Abstrakte Lichtkunstwerke und experimentelle Gitarrenklänge
„Etwas konkretes, motivisches ergibt sich eher selten. Manchmal erkennt man Landschaften, aber auch kosmisches oder organisches. Man gerät individuell in den Sog des Bildes“, beschrieb Kretschmann seine Lichtkunstwerke. Aus einfachen Materialien wie Glasscherben, Folie und Wasserfarbe schaffte der Lichtkünstler abstrakte Bildwelten. Dabei erzeugte er sowohl düsteres Schattenspiel als auch karge Formen, die in farblicher Masse verschwammen: „Immer ein bisschen zwischen abstrakt und konkret.“
Passend dazu untermalte Sander Bisselink die visuellen Eindrücke mit experimentellen Kompositionen und improvisierten Passagen auf seiner E-Gitarre. „Das Ganze hat etwas sehr meditatives“, erkannte Bisselink. Bereits vor zwei Jahren startete das Duo ein Konzert, das wegen des Lockdowns jedoch als Livestream über die Bühne ging. „Dafür haben wir positive Kommentare erhalten, aber in der besonderen Architektonik dieser Kirche ist es noch mal ganz anders“, freute sich Kretschmann. So trüge der Bau zu einer weitläufigeren Betrachtung der Lichteffekte bei, die sich vom Eindruck vor einem Bildschirm gänzlich unterscheide.
Audio-visuelle Improvisation im Zeichen des Moments
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Monatelanges Proben habe das Konzert jedoch nicht gekostet. Tatsächlich entstand der Plan dahinter vor gerade einmal zwei Wochen. „Wir proben nie so richtig. Es ist mehr eine geführte Improvisation“, sagt Bisselink mit einem Augenzwinkern. So sei die Bildabfolge, in der Oliver Kretschmann vorgehe, zwar festgelegt, jedoch gäbe es keine zeitliche Bestimmung. Sein musikalischer Partner passe sich dem spontan an: „Wir wollen nicht verkopft rangehen, sondern uns auf den Moment einlassen. Das ist eine spannende Herausforderung.“
Diese Leichtigkeit schien auch auf das Publikum abzufärben, das sich in den Tiefen der Bildschichten verlor. Gebannt folgten die Augen den sanften Bewegungen der Motive, während die Ohren in verschiedene Klangwelten abtauchten. Dabei passten die experimentell düsteren Stile beider Künstler so herausragend zueinander, dass es schwerfiel, zurück in die Realität zu finden.