Emmerich/Rees. Die Europäische Zentralbank wird wohl im Sommer den Leitzins anheben. Wie die Sparkasse Rhein-Maas und die Volksbank Emmerich-Rees reagieren.
Negative Zinsen für Bankguthaben? Das bringt seit einiger Zeit die Sparpläne vieler Deutscher durcheinander. Geld auf die Seite legen und es durch möglichst gute Zinsen wachsen lassen, das ist doch das, worauf alle immer gesetzt haben.
ING Deutschland erhöhte die Freibeträge auf 500.000 Euro
Aber vielleicht gibt es einen Hoffnungsschimmer am Horizont, dass die Geldanlagen auf Dauer auch wieder ein Plus bringen. Die Europäische Zentralbank (EZB) plant scheinbar im Sommer die erste Zinserhöhung. Die ING Deutschland leitet als erstes Kreditinstitut die Trendwende ein. Die Direktbank erhöht zum 1. Juli 2022 die Freibeträge für Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonten, für die kein sogenanntes Verwahrentgelt fällig wird, von derzeit 50.000 auf dann 500.000 Euro pro Konto. Es könnten noch weitere Schritte folgen.
Was ist mit den hiesigen Banken? Ziehen die Sparkasse Rhein-Maas und die Volksbank Emmerich-Rees nach? Die NRZ hat bei den Kreditinstituten nachgefragt.
Sparkasse Rhein-Maas geht die Entwicklung so mit, wie die EZB es vorgibt
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„Wir beobachten die Entwicklung“, versichert Ludger Braam vom Vorstandsstab der Sparkasse Rhein-Maas. Er verweist auf die getroffenen Vereinbarungen: „Wir haben ohnehin drin stehen, dass die Zinsen sich so entwickeln, wie es die Europäische Zentralbank vorgibt.“ Aktuell liegt der Leitzins bei minus 0,5 Prozent. „Geht die EZB auf minus 0,3 Prozent, dann gehen wir auch auf minus 0,3. Geht die EZB auf Null, dann gehen wir auch auf Null“, macht Ludger Braam klar. Auch andere Banken haben in ihren Preisverzeichnissen das Verwahrentgelt an den Einlagezins der EZB gekoppelt.
Insgesamt gibt es bei der Sparkasse Rhein-Maas sehr individuelle Vereinbarungen mit den Kunden: „Das hängt davon ab, wann die Vereinbarung getroffen worden ist, ob es sich um Einzelkunden handelt oder um Ehepaare“, nennt Braam Beispiele. Für Firmenkunden gebe es wieder andere Modelle. Die Sparkasse wartet nun die offiziellen Verkündungen der EZB ab.
Volksbank Emmerich-Rees bietet schon Guthabenzinsen
Wie sieht es bei der Volksbank Emmerich-Rees aus? „Aufgrund der von uns eingeräumten Freibeträge sind nur wenige Kunden in unserem Hause von Negativzinsen betroffen. Wir haben unsere Zinsen immer an den Marktzinsen ausgerichtet. Die EZB hat noch keine Zinserhöhungen vorgenommen. Wir erwarten die ersten Zinsschritte im Juli diesen Jahres. Auch wir werden dann die Zinsen im kurzfristigen Anlagebereich erhöhen können“, berichtet Sprecher Oliver Schmidt.
Aber auch jetzt kann Schmidt schon Positives vermelden: „Guthabenzinsen können sich unsere Kunden schon jetzt sichern. Bei Festgeld gibt es ab einem Anlagezeitraum von zwei Jahren bereits wieder attraktive Zinsen.“
Erste Zinsanhebung seit 2011 steht bevor
Angesichts der Rekordinflation nehmen Europas Währungshüter Kurs auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik. Es wäre die erste Zinsanhebung der EZB seit 2011. Die ING Deutschland hat ihre frühzeitige Entscheidung auch damit begründet, dass erste positive Zinsentwicklungen an den Kapitalmärkten zu beobachten seien.
Der Sparkassen- und Giroverband (DSGV) erklärte, der Markt werde auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren. Wann und in welcher Form würden die Institute vor Ort entscheiden, berichtet die Deutsche Presseagentur. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) verwies darauf, dass jedes Institut über Produkte und Konditionen selbst entscheide.
>> Bei einer AGB-Änderungen braucht die Bank die Zustimmung des Kunden
Übrigens: Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs vor gut einem Jahr müssen Kreditinstitute bei Änderungen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen. Geldhäuser müssen daher nachträglich um Zustimmung zu aktuellen Gebühren bitten.