Emmerich. Gräueltaten der Nazis: Die Bürgeraktion Pro Kultur lud zur Gedenkstunde zur Reichspogromnacht ein. Schüler aus Emmerich gestalteten diese.

„Stolpersteine leuchten gegen das Vergessen“ hieß es am Dienstag zum sechsten Mal anlässlich des Gedenktages zur Reichspogromnacht. Die Bürgeraktion Pro Kultur rief dazu auf. Die anschließende Gedenkstunde im PAN wurde von den Schülern der Emmericher Schulen gestaltet.

Irene Möllenbeck erinnerte an den 9. November 1938

Vor den ehemaligen Wohnungen der jüdischen Familien in der Steinstraße, Fischerort, Kaßstraße, Hühnerstraße, Agnetenstraße und Am Brink haben die Schüler der Städtischen Gesamtschule und des Förderzentrums Grunewald Kerzen entzündet. Damit sollte an die Gräueltaten des Naziregimes im Jahre 1938 gegen die Juden in ganz Deutschland gedacht werden.

Schüler aus Emmerich entzünden Kerzen an den Stolpersteinen in der Steinstraße. Sie erinnern an die Gräueltaten der Nazis gegen die Juden.
Schüler aus Emmerich entzünden Kerzen an den Stolpersteinen in der Steinstraße. Sie erinnern an die Gräueltaten der Nazis gegen die Juden. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Im Anschluss trafen sich die Beteiligten und rund 40 Gäste zu einer Gedenkfeier im PAN Museum. Irene Möllenbeck, die Vorsitzende von Pro Kultur, begrüßte die Gäste und erinnerte: „Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen und die Geschäftshäuser der Juden. In Emmerich haben sich auf dem Nonnenplatz die Nazihorden getroffen, sich in Reden aufgeputscht, bei den Stadtwerken Benzin besorgt und anschließend zog man durch die Stadt und schändete die Geschäfte und trieb die Juden aus ihren Häusern in die Gefängnisse.“

Was Schüler aus Emmerich vortrugen

Ein Judenstern aus Kerzen leuchtet im PAN Kunstforum. Die Bürgeraktion Pro Kultur hatte zum Gedenken an die Reichspogromnacht eingeladen.
Ein Judenstern aus Kerzen leuchtet im PAN Kunstforum. Die Bürgeraktion Pro Kultur hatte zum Gedenken an die Reichspogromnacht eingeladen. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

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Die Feier wurde von Emmericher Schülern unterstützt. Evin Sahin vom Willibrord-Gymnasium zitierte Auszüge aus einer Rede von Frank Walter Steinmeier. Daniel Szlichcien, Azzam Diab und Matthias Vogl von der Gesamtschule Emmerich lasen das Gedicht „Stolpersteine“ vor und machten sich Gedanken zum Thema Frieden. Lena Jetz, Schülerin des Willibrord-Gymnasiums, trug das Gedicht „Als die Nazis die Kommunisten holten“ vor.

„Wir erinnern heute an das unsägliche Leid und das große Unrecht, das den Juden in Deutschland, das jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Emmerich, vor 83 Jahren zugefügt wurde“, erklärte Gerhard Gertsen als Stellvertreter des Emmericher Bürgermeisters, „diese Nacht war für unsere Stadt und ganz Deutschland ein einziger Alptraum.“

Gerhard Gertsen ist mit der heutigen Situation der Juden unzufrieden

Doch auch mit der aktuellen Situation für die Juden ist Gertsen unzufrieden: „Wir dürfen heute nicht die Augen und Ohren davor verschließen, dass unsere Gegenwart von zutiefst bedrückenden Tatbeständen und Entwicklungen geprägt wird. Ich finde es beschämend, dass in unserer Gesellschaft nach wie vor jüdische Kitas, Schulen und Synagogen besonders geschützt werden müssen.“

Hans-Jörgen Wernicke las das Gedicht „Weg nach Theresienstadt“ von Ilse Weber vor. Mit Harfenmusik setzte die Niederländerin Anouk Platenkamp einen passenden musikalischen Rahmen.

Es bleibt aktuell: „Wehret den Anfängen“

Zum Schluss dankte Irene Möllenbeck für die tiefgehenden Beiträge, die einen nachdenklich nach Hause gehen lassen: „Nehmen Sie mit: Wehret den Anfängen, wenn wieder irgendwo antisemitische, antirassistische Dinge hochkommen, die wir keinesfalls mittragen können.“

Dazu diese Worte von Martin Niemöller:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.

Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

>> Zeugnisse des jüdischen Lebens in Emmerich

In Emmerich bestand seit dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde.

Drei jüdische Friedhöfe und der frühere Standort der Synagoge mit einer angeschlossenen jüdischen Schule sind Zeugnisse der jüdischen Kultur und Geschichte in Emmerich.

Neben den Friedhöfen erinnern heute noch die 99 Stolpersteine und der jüdische Kulturraum im PAN Kunstforum an die ehemalige jüdische Gemeinde in Emmerich.

Die Jusos im Kreis Kleve haben auch in Emmerich die Stolpersteine geputzt. Der Vorsitzende der Kreisjusos, Marek Tietjen, meint dazu: „Wir haben die oft verschmutzten Steine gesäubert, um ein Zeichen für die Erinnerung an diese unzähligen Verbrechen zu setzen. Am Jahrestag der Reichsprogromnacht stehen wir besonders gegen Antisemitismus und Hetze ein.“