Emmerich. . Moritz Sander war letzter Jude in Emmerich
Jetzt sind sie komplett. Gestern wurden die letzten fünf von 99 Stolpersteinen in Emmerich verlegt. Dabei hatten die Schüler des Technikkurses Klasse 9 der Hanse-Realschule keinen leichten Weg zur Reeser Straße 4, wo die von Künstler Gunter Demnig gestalteten Steine verlegt wurden: Ohne Regenschirme gerieten sie auf ihrem Fußmarsch in einen Platzregen. Zum Glück heiterte es schnell wieder auf.
Irene Möllenbeck, die Vorsitzende der Bürgeraktion Pro Kultur, musste gegen den lauten Straßenverkehr zwar anbrüllen, tat dies aber mit einem Lächeln. Kein Wunder, hat sich doch die Aktion mit den weiterführenden Schulen als Volltreffer erwiesen (die NRZ berichtete).
Diesmal stand die Familie Sander im Fokus, die an der damaligen Reeser Straße 6 wohnte. Buchautor Herbert Schüürman, der mit seinem längst vergriffenen Buch „Die Juden in Emmerich“ die grundlegenden Recherchen zur Aktion bereits geliefert hatte, führte in die Geschichte der Sanders ein. Zunächst die gute Nachricht vorweg: Die fünfköpfige Familie konnte sich 1938 nach Kolumbien absetzen und überlebte somit den Holocaust.
Die fünf Steine erinnern an den Viehhändler Moritz Sander (Jahrgang 1889), dessen Frau Johanna (1891; geborene Kanter) sowie deren drei gemeinsamen Kinder Ilse Erika (1920), Ruth (1922) und Bernhard (1925). „Die Tochter Ruth lebt vielleicht heute noch in Kolumbien“, schilderte Schüürman gestern.
Moritz Sander war der letzte jüdische Bewohner Emmerichs, der kurz vor der „Reichskristallnacht“ die Synagoge am Nonnenplatz an einen Möbelhändler verkaufte. Leider wurde die Synagoge trotzdem im Krieg zerstört.