Rees. Rees stellt wohl zum 1. November Klimaschutzmanager ein. Viele Bewerbungen. Aber auch so habe Stadt schon viel für Umwelt getan, heißt es.

Viel Wald hat Rees nicht. Nur partiell in Haldern. Doch da können schon bald weitere Bäume fallen – für die Strom-Trasse A-Nord, sollte sie den Rhein bei Rees queren. „Mit der Entscheidung durch die Bundesnetzagentur rechnen wir täglich“, sagt Bürgermeister Christoph Gerwers. Klar ist aber: Die Umweltbelange werden auch in Rees immer mehr berücksichtigt. Voraussichtlich zum 1. November wird dafür auch ein Klimaschutzmanager eingestellt.

„Das Interesse an der Stelle ist groß“, sagt Bauamtsleiterin Elke Strede, die seit 1993 in der Stadt auch für die Belange des Natur- und Umweltschutzes zuständig ist. „Vieles, was heute per Gesetz verlangt wird, haben wir schon in den vergangenen Jahrzehnten entweder umgesetzt oder versucht umzusetzen“, sagt die diplomierte Ingenieurin für Städtebau und Regionalplanung. Was heute beispielsweise kaum einer wisse: Die Flachdächer am Schulzentrum seien schon zwischen 2007 und 2010 begrünt worden.

Bisher schon viel in Sachen Umweltschutz gemacht

Überhaupt habe Rees viel in Sachen Natur- und Umweltschutz auf die Beine gestellt. „Obwohl über 72 Prozent unseres Stadtgebietes schon seit Jahren unter Schutz steht“, betont Gerwers. Landschafts- und Naturschutzgebiete, Vogelschutz, FFH-Flächen (Flora, Fauna, Habitat) spielten eine enorm wichtige Rolle bei allen Entscheidungen, die die Entwicklung der Stadt beträfen. Gerwers: „Auch jetzt wieder mit Blick aufs künftige neue Gewerbegebiet an der Rauhe Straße.“ Zudem stünden mittlerweile 16 Windkraftanlagen in Rees.

Was genau die Stadt alleine im Jahr 2020 in Sachen Natur- und Klimaschutz angepackt habe, so Gerwers, könne man in dem Bericht nachlesen, den die Verwaltung auf Wunsch der Politik jetzt einmal jährlich im Herbst dem zuständigen Ausschuss vorzulegen hat. Das reicht von Ersatzpflanzungen in Millingen von 30 Bäumen am Radweg Alt Sonsfeld über die Aussaat von 40.000 Blumenzwiebeln im Stadtgarten bis hin zur Unterstützung des Nachhaltigkeitsmarktes der Gruppe Fridays for Future auf dem Marktplatz.

Rees ist nicht die Stadt der Konzepte

Im vergangenen Jahr wurden im Stadtgarten 40.000 Blumenzwiebeln gepflanzt, von Krokussen über Tulpen bis hin zu Narzissen und Hyazinthen.
Im vergangenen Jahr wurden im Stadtgarten 40.000 Blumenzwiebeln gepflanzt, von Krokussen über Tulpen bis hin zu Narzissen und Hyazinthen. © Unbekannt | Stadt Rees

Der Forderung nach immer neuen Machbarkeitsstudien zu diversen Themen, die seitens der Politik an die Verwaltung herangetragen würden, seien aber meist nicht zielführend. „Wir sind nicht die Stadt der Konzepte“, unterstreicht der Bürgermeister, und ergänzt: „Wir machen!“ Denn Konzepte oder Machbarkeitsstudien würden unglaubliche Ressourcen der Verwaltung binden, Geld kosten und meistens in den Schubladen landen.

Wobei es jetzt wirklich Sinn mache, einen Klimaschutzmanager einzustellen. „Es gibt einfach zig Förderprogramme. Schon darum wird sich die Person intensiv kümmern müssen“, sagt die Leiterin des zuständigen Fachbereiches. Beworben um die Stelle in Rees hätte sich eine zweistellige Zahl von Bewerbern, sagt sie. „Was für Rees spricht“, meint Gerwers. Denn immerhin würden solche Fachleute, die sich künftig in der Bauleitplanung um Themen wie Regenwasser-Versickerung, Versiegelung von Flächen, aber auch um Fahrrad-Mobilität kümmern, derzeit in extrem vielen Kommunen gesucht.

Der Bereich Umwelt hat mehr Bedeutung im zuständigen Ausschuss

Gut 65.000 Euro wird die Stelle kosten. Gefördert wird die Erstellung des Klimaschutz-Konzeptes, aber auch anteilig die Personalkosten. „Klar ist jedenfalls, dass auch in Rees die Belange der Umwelt noch mehr in den Fokus rücken werden“, ist sich Christoph Gerwers sicher. Was auch bedeute, dass der Bereich Umwelt im zuständigen Ausschuss an Bedeutung gewinne.

Wobei Gerwers wie Strede keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Stadt ihrer Meinung nach in Sachen Natur- und Umweltschutz schon in den vergangenen Jahren eine Vorreiterrolle eingenommen habe. „Wir haben vieles umgesetzt, was heute gefordert wird“, sagen beide.

Bei geplanter Stromtrasse Finger in die Wunde gelegt

Apropos rechtzeitig handeln: Das hätte Rees auch mit Blick auf die jetzt in den Startlöchern stehende Stromtrasse A-Nord getan. Während sich andere Kommunen wie etwa Voerde, auf deren Gebiet die Trasse auch künftig verlaufen kann, in Sicherheit gewähnt hätten, weil alle an eine von Amprion favorisierte Querung in Rees geglaubt haben, „haben wir gemeinsam mit dem Kreis die Finger in die Wunde gelegt“, was die Umweltfolgen bei einer Trasse übers Stadtgebiet beträfe – neben der Wirtschaftlichkeit.

Rees, zieht Gerwers Bilanz, habe in Sachen Natur- und Umwelt- beziehungsweise Klimaschutz schon immer einen guten Job gemacht. „Jetzt geht es darum, noch intensiver zu schauen, was noch alles möglich ist, auch in der Verwaltung“, blickt er in die Zukunft, gerade in Richtung E-Mobilität. Und hofft auch, dass die Bürger ihren Anteil leisten. „Schottergärten sind jedenfalls kein Beitrag zum Umweltschutz“, sagt er klar und deutlich.

Jeder Bauherr muss mindestens einen Laubbaum pflanzen

Und Elke Strede ergänzt: „Nicht ohne Grund haben wir seit vielen Jahren in unseren Bebauungsplänen vorgeschrieben, dass jeder Bauherr einen Laubbaum im Garten pflanzen muss.“ Vielleicht passiere das ja künftig wieder häufiger. Kontrollieren könne das die Stadt leider nicht.