Rees. Keine Grundsteinlegung, kein symbolischer Spatentisch, dafür eine Café-Tafel: Offizieller Startschuss für Krematorium-Bau in Rees ist gefallen.
Großer Auflauf an der Baustelle für das neue Krematorium am Grüttweg. Stilecht für Niederländer, eben mit Café-Tafel samt Kuchen, begrüßte die Investoren-Mannschaft der niederländischen Facultatieve Unternehmensgruppe, die das Krematorium auch betreiben wird, die Gäste aus dem Reeser Rathaus. „Die Planung hat zwar wie beim Hallenbad gut fünf Jahre gedauert. Aber ich bin froh, dass jetzt endlich mit der Realisierung begonnen werden konnte“, freute sich Bürgermeister Christoph Gerwers über die Entwicklung.
„Es war wirklich ein langer Weg bis hierher“, räumte auch Stefan Dorsser von der niederländischen Gruppe aus Den Haag ein, die nicht nur im Nachbarland, sondern auch in Deutschland und auch der Schweiz solche Anlagen betreibt. Europaweite Ausschreibung, dann ein Formfehler bei der zweiten Ausschreibung hatten zu Verzögerungen geführt.
Die Firmengruppe investiert in Rees 3,5 Millionen Euro
Bürgermeister Gerwers erinnerte kurz daran, dass sich der Reeser Rat vor der Entscheidung zum Bau eines Krematoriums die Anlage in Willich angeschaut hatte. Man war so angetan vom Gebäude und dem Konzept, dass sich die Politik damals einstimmig für den Standort Rees entschieden hatte.
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Wie berichtet, sind in der Anlage, die im Mai in Betrieb gehen soll, zunächst sechs Einäscherungen pro Tag geplant. Das Krematorium werde, so Dorsser, modern und nachhaltig sein, eine Trauerhalle haben, ebenso ein Trauer-Café mit Catering-Möglichkeiten, zudem einen attraktiven Empfangsraum und zwei Trauerzimmern, in denen Angehörige Abschied nehmen können. 3,5 Million Euro wird das Projekt kosten.
Anlage soll mit Biogas CO2-negativ betrieben werden
Das Krematorium, und das betonte der Manager aus den Niederlanden ausdrücklich, werde einzigartig in Deutschland sein. „Weil wir nicht nur mit einem System zur Wiederverwendung von Wärme und einer Anlage ausgestattet sein werden, die die Stickstoff-Emissionen um mehr als 75 Prozent reduzieren wird. Wir werden sogar CO2-negativ sein“, hob er hervor. Denn der computergesteuerte und hochmoderne Krematoriumsofen mit Doppelfiltersystem soll mit CO2-neutralem Bio-Gas betrieben werden.
Dafür, erklärte Kämmerer Andreas Mai am Rande, würden die Stadtwerke jetzt ein ganz neues Standbein aufbauen, eben den Vertrieb von Bio-Gas. „Das könnte auch für andere Kunden in Rees sehr interessant werden“, meinte Mai. Wobei Stefan Dorsser, der künftig Geschäftsführer des Krematoriums in Rees sein wird, Wert darauf legte, die „absolut positive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung“ hervor zu heben.
Urnenbestattungen machen heute schon 75 Prozent in Rees aus
Dass das Krematorium ziemlich schnell gut ausgelastet sein wird, daran besteht wohl kein Zweifel. Die nächsten Anlagen stehen in Duisburg und Arnheim. Denn schon heute hätten die Urnen-Bestattungen in Rees einen Anteil von 75 Prozent, hieß es. Und das sei nicht nur in Rees der Fall. „Man will wohl Angehörigen und Kindern nicht mehr die aufwendige und teure Pflege der Gräber zumuten“, erklärte Gerwers die Entwicklung, sicher auch mit Blick auf das in Planung befindliche Friedwald-Projekt im Halderner Forst.
>> Unternehmen wurde 1874 gegründet
Die Unternehmensgruppe Facultatieve Technologies ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer auf dem Gebiet der Entwicklung, Konstruktion und Wartung von Krematoriumsöfen und Verbrennungsanlagen. Die Historie des Unternehmens reicht zurück bis ins Jahr 1874. Damals wurde die Königliche Niederländische Vereinigung für Feuerbestattung de Facultatieve gegründet.
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